Untergrund (Teil3)

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An einem düsteren Tag, wie so viele in den letzten drei Jahren, schnallte ich mein 3D-Manöver fest und stieß mich von der düsteren Gasse ab. Der Wind pfiff mir ins Gesicht, während ich mich durch die engen Gänge des Untergrunds schoss. Die Wände verschwammen zu einem grauen Nebel, und ich ließ meinen Kopf frei werden. Fliegen war das Einzige, was mich noch wirklich lebendig fühlen ließ.

Doch während ich durch die Lüfte schoss, spürte ich plötzlich eine Präsenz hinter mir. Es war nur ein flüchtiges Gefühl, aber dann hörte ich das Geräusch von weiteren 3D-Manöver-Ausrüstungen, die sich in Bewegung setzten – sie waren hinter mir. Instinktiv beschleunigte ich, mein Puls begann zu rasen.

Ich drehte den Kopf leicht und sah mehrere Gestalten, die sich mit unglaublicher Geschwindigkeit näherten. Sie trugen grüne Umhänge, und als ich genauer hinsah, erkannte ich das Wappen auf ihren Rücken: Es war der Aufklärungstrupp.

Verdammt.

Mein Herz schlug noch schneller, und ich lenkte meine Ausrüstung scharf um die Ecke. Sie hatten es auf mich abgesehen, doch ich war schneller. Ich kannte den Untergrund in- und auswendig, jede verwinkelte Gasse, jede gefährliche Sackgasse. Das sollte mein Vorteil sein. Ich schoss durch die engen Korridore, bog in Seitengassen ab und beschleunigte weiter. Sie konnten mir unmöglich folgen. Doch der Aufklärungstrupp gab nicht auf.

Gerade als ich dachte, ich hätte sie abgeschüttelt, spürte ich plötzlich einen heftigen Schlag von der Seite. Eine dunkle Gestalt war wie aus dem Nichts auf mich zugestürzt, und bevor ich reagieren konnte, fielen wir beide in rasender Geschwindigkeit zu Boden. Der Aufprall war hart, und die Luft wurde mir aus den Lungen geschlagen. Reflexartig griff ich nach meinem Messer und kämpfte wild gegen die Gestalt.

Ich stach zu, doch mein Gegner blockte jeden Angriff mit unglaublicher Präzision. Während wir kämpften, rutschte seine Kapuze nach hinten, und in einem einzigen Augenblick, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, erstarrte ich. Schwarzes Haar, kalte, durchdringende graue Augen.

Levi.

Mein Messer zitterte in meiner Hand, und für einen winzigen Moment konnte ich mich nicht rühren. Levi nutzte diesen Bruchteil einer Sekunde gnadenlos aus. Mit einem schnellen Griff entriss er mir das Messer und warf es beiseite, bevor er mich mit einem gezielten Schwung auf den Boden drückte. Seine Knie bohrten sich in meine Schultern, und ich konnte mich nicht mehr bewegen.

„Es tut mir leid", sagte er leise, kaum hörbar, während er Handschellen aus seiner Tasche zog und sie mir um die Handgelenke legte. Seine Stimme war ruhig, fast bedauernd, doch es machte nichts besser.

Meine Gedanken rasten, während ich versuchte zu begreifen, was gerade passiert war. Levi – ausgerechnet Levi – hatte mich gefangen genommen. Nach all den Jahren.

Levi zog mich grob auf die Beine, seine Hand fest um meinen Arm gelegt, als hätte er Angst, ich könnte fliehen. Die Kälte seiner Berührung passte zu der unnahbaren Ausstrahlung, die ihn schon immer umgab. Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte er sich an die anderen Soldaten des Aufklärungstrupps, die uns mittlerweile umringten.

„Nehmt sie mit," befahl er knapp, seine Stimme emotionslos, „sie ist eine Gefangene."

Die Soldaten reagierten sofort und traten vor. „Verstanden, Captain", antwortete einer von ihnen, und ich sah, wie sich die anderen stumm an den Befehl hielten. Captain? Das Wort hallte in meinem Kopf wider, doch ich sagte nichts. Verwirrung mischte sich mit einem Schmerz, den ich kaum beschreiben konnte. Levi, den ich einst kannte – Levi, der mich verraten hatte – war nun der Captain des Aufklärungstrupps?

Ich spürte, wie sich die Blicke der Soldaten auf mich richteten, aber ich blieb still. Meine Gedanken wirbelten, doch nach außen hin zeigte ich keine Regung. Stattdessen ließ ich es geschehen, ließ sie mich in ihren Kreis aufnehmen und mich führen. Der Levi, den ich einst gekannt hatte, schien nicht mehr zu existieren. Ich fühlte mich gefangen – nicht nur körperlich, sondern auch emotional.

Levi x Reader OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt