Die Außenseiterin und der Neue

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Der Klang des Schulgongs hallte durch die leeren Flure und riss Y/n aus ihren Gedanken. Sie zog ihren Rucksack enger um die Schultern und ging schnellen Schrittes zum Klassenzimmer. Schon lange hatte sie sich daran gewöhnt, die Pausen allein zu verbringen. Es war sicherer, sich in den hintersten Ecken des Schulhofs oder der Bibliothek zu verstecken, um den Blicken und Kommentaren ihrer Mitschüler zu entkommen.

Die Schule war für sie zu einem Ort der ständigen Qual geworden. Jeden Tag dieselben Beleidigungen, dieselben harten Worte. Doch schlimmer noch war die Gewalt, die immer wieder hinter den Ecken des Schulgebäudes lauerte. Eine Gruppe von vier Jungs hatte es besonders auf sie abgesehen – sie suchten sie immer wieder auf, stießen sie, schlugen sie, und sie wusste, dass es kaum einen Ausweg gab. Aber Y/n weigerte sich, vor ihnen Schwäche zu zeigen. Wenn sie weinte, taten sie es nur noch mehr. Also schluckte sie ihre Angst herunter und machte weiter. Jeden. Einzelnen. Tag.

An diesem Morgen war es nicht anders. Kaum hatte sie den Raum betreten, spürte sie die Blicke auf sich brennen. Eine Gruppe Mädchen kicherte hinter vorgehaltener Hand, als sie an Y/n vorbeigingen. Doch heute war etwas anders. Die Klasse war ungewöhnlich aufgeregt, ein leises Flüstern ging durch die Reihen.

„Habt ihr den Neuen gesehen?"

„Er sieht so gut aus!"

„Ich hoffe, er setzt sich neben mich!"

Y/n ignorierte die Gespräche und ging, wie immer, zu ihrem Platz in der hinteren Ecke des Klassenzimmers. Sie senkte den Kopf und packte ihr Notizbuch aus, bereit, den Tag wie jeden anderen zu überstehen.

Dann öffnete sich die Tür, und die Lehrerin trat ein, gefolgt von einem Jungen, den sie nicht kannte.

„Das ist Levi Ackerman", sagte die Lehrerin mit einem kurzen Lächeln. „Er ist neu hier und wird die restliche Schulzeit bei uns verbringen. Levi, such dir doch bitte einen Platz."

Ein kurzes Murmeln ging durch die Klasse, als alle Augen auf Levi gerichtet waren. Er war klein, aber seine Präsenz war einschüchternd. Dunkles Haar fiel ihm leicht ins Gesicht, und seine grauen Augen funkelten kalt und aufmerksam, als er sich im Raum umsah. Die Mädchen in der ersten Reihe fingen an zu flüstern, und einige versuchten, ihn mit ihren Blicken auf sich aufmerksam zu machen. Doch Levi schien unbeeindruckt.

Y/n wagte es, einen kurzen Blick auf ihn zu werfen, bevor sie ihren Kopf wieder senkte. Doch zu ihrer Überraschung steuerte Levi direkt auf sie zu und setzte sich neben sie. Die Mädchen vorne tuschelten enttäuscht, aber Levi schien das nicht zu kümmern. Er setzte sich ruhig hin, ohne ein Wort zu sagen.

Der Unterricht verlief normal, doch Y/n spürte immer wieder Levi's Blick auf sich. Es war, als würde er sie unauffällig beobachten, ohne dass es aufdringlich wirkte. Er sprach nicht, aber seine Präsenz war unausweichlich.

Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Levi blieb distanziert, sprach kaum mit anderen und ignorierte die Aufmerksamkeit, die ihm von den anderen Schülern geschenkt wurde. Doch Y/n konnte nicht leugnen, dass sie sich in seiner Nähe sicherer fühlte, auch wenn sie nicht wusste, warum.

Eines Nachmittags, als Y/n die Schule verließ, spürte sie wieder das vertraute Ziehen in ihrem Magen. Die vier Jungs, die sie regelmäßig belästigten, standen an der Ecke des Schulhofs und warteten offensichtlich auf sie. Sie wusste, was gleich passieren würde. Ihr Herz schlug schneller, aber sie hielt den Kopf gesenkt und ging weiter. Vielleicht, nur vielleicht würden sie sie heute ignorieren.

Doch kaum war sie an ihnen vorbei, spürte sie einen festen Griff an ihrem Arm.

„Wo willst du hin, Y/n?" fragte einer der Jungen höhnisch. „Wir haben noch eine Rechnung offen."

Levi x Reader OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt