kapitel 01

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Das Leben hasst mich. Und ich hasse das Leben. Oder die Liebe. Also derselbe Mist. Zumindest bei mir. Mein Bruder scheint sein Happy End gefunden zu haben. Mit meiner besten Freundin. Obwohl die beiden schon eine Verbindung hatten, bevor ich mich mit ihr angefreundet habe.

Meine andere beste Freundin, sie schon seit Ewigkeiten mit ihrem Freund zusammen ist, hat ebenfalls ihre große Liebe gefunden. Wirklich jeder, den ich kenne, hat eine Verbindung, die mein Leben absolut jämmerlich aussehen lässt. Nicht dass ich eifersüchtig wäre. Ich hätte zwar gerne jemanden, der mich mit seinem vollen Herzen und seiner gesamten Seele liebt, doch ich weiß auch, dass meine Freunde ihr Glück verdient haben.

Mein Bruder sagt immer, dass man immer entweder Glück im Spiel oder Glück in der Liebe hat. Wenn wir etwas spielen, gewinne ich immer. Und dann lächelt er mich mit seinem jungenhaften Grinsen an und klopft mir mitleidig auf die Schultern.

Ich gewinne sogar gegen mich selbst...

„Was soll das werden? Die Mitleidsparty des Jahrhunderts?", reißt mich meine Page, meine beste Freundin, aus den Gedanken. Sie steht im Türrahmen und mustert mich mit zusammengekniffenen Augen. Dabei hat sie die Arme vor der Brust verschränkt und ihre manikürten Nägel glitzern im schwachen Licht meines Zimmers.

Ich seufze und lege den Löffel meiner XXL-Ben & Jerry's Packung auf einen Teller, den ich extra für sowas in meinem Zimmer platziert habe und betrachte Page schweigend. Sie weiß, dass ich mich in meinem Liebeskummer ertränke.

Und das seit zwei ganzen Monaten. Ich habe das Gefühl, dass mein Herz mit jeder Eispackung kälter wird und sich schließlich zu etwas anderem verformt. Aber hey, wenigstens ist es nicht mehr so schlimm. Es wirkt. Langsam, aber wenigstens kann ich wieder richtig atmen, ohne halb an meinem Weinen zu ersticken. Gott, das ist so jämmerlich.

„Jep. Sieht so aus. Möchtest du auch was?"

Mich ermorden vielleicht, denn ihre Augen glitzern in einem dunkeln Ton. Sie ist offensichtlich genervt davon, dass ich so mies drauf bin. Und dass wegen ihres Cousins. Schon zwei Monate lang. Ich Idiotin habe mich in den Cousin meiner besten Freundin verliebt...

„Schwing deinen Arsch aus dem Zimmer, Aud. Ich schmeiße dich sonst aus meinem Netflix-Account. Und ich habe nicht einmal die Jungs rausgeworfen."

Ich seufze und schließe die Packung nun endgültig. Ich will halt nicht, dass mir das Eis wegschmilzt.

„Ich möchte aber nicht. Ich will nicht wieder in die weite Welt. Sie bereitet mir nichts als Schmerzen."

Pages Blick wird um eine Spur sanfter, sie erinnert sich offenbar auch an das Chaos, welches sich vor zwei Jahren ereignet hat. Trotzdem weicht die Entschlossenheit nicht aus ihren Augen. Bei ihr kommt man nicht einmal damit durch, zwei Ex-Freunde zu haben, die mein Herz unwiderruflich zerstört haben.

„Ich weiß, Süße. Deshalb werden wir auch etwas Großartiges machen. Außerdem studierst du und ich zahle deine Gebühren nicht, damit du dich in der Bildschirmhelligkeit deines Fernsehers sonnst und über die Ferien alles vergisst. Auch wenn das Spaß macht."

Eigentlich macht es keinen Spaß. Es ist das Deprimierendste, was ich jemals getan habe.

„Ich kann mich nicht motivieren. Ich liebe die Fächer zwar, aber ich kann mich einfach nicht konzentrieren."

Page seufzt und bedenkt mich mit einem strengen Blick.

„Willst du dein Latein-Zeug also wirklich nicht wiederholen? Ich meine, du hast dir das doch für die Semesterferien vorgenommen, nicht wahr?"

Jep, ich studiere tatsächlich Latein. Die Vokabeln und Formen wollte ich alle repetieren und verinnerlichen. Das Einzige, was ich allerdings tue, ist es, mir die Frage zu stellen, wie viele Folgen einer Serie ich hintereinander schauen kann, ohne einzuschlafen.

Dabei haben sich interessante Dinge herausgestellt. Ich bin im Team Delena, Bellarke und JJ und Kie. Wieso sie überhaupt jemals mit Pope zusammen gekommen ist, ist mir einfach nicht klar.

„Ich bin ein absoluter Loser in diesen Ferien. Aber ich höre damit auf, sobald ich die letzten Folgen von The 100 geschaut habe. Ich habe noch zwei."

Page sieht mich unbeeindruckt an und zieht sich eine ihrer hübschen Augenbrauen in die Höhe. Sie durchschaut mich einfach immer. Aber das ist okay, weil Page sowas wie eine Super-Wisserin ist und absolut gute Menschenkenntnisse hat. Ich laufe hingegen immer ins offene Messer, bis ich meine Seele aufgeschlitzt habe und mein Herz blutet.

„Ich nehme meine Drohungen sehr ernst, Aud. Ich weiß, wie viel dir Blake bedeutet hat. Aber vielleicht hast du zu sehr versucht, ihn zu lieben und er hat dasselbe getan und deshalb hat es nicht funktioniert. Wenn man sich genug liebt, kriegt man auch eine Fernbeziehung hin."

Page spricht in einem sanften Ton, um ihre harten Worte abzuwehren. Sie ist wohl der ehrlichste Mensch, den ich kenne. Auch wenn sie zeitweise Geheimnisse vor mir gehabt hat.

Ich seufze, antworte jedoch nichts. Ich glaube nicht, dass ich nur versucht habe, Blake zu lieben. Der Kerl hat etwas Besonderes an sich gehabt. Aber trotzdem sage ich nichts, damit Page weitersprechen kann.

„Ich meine, ihr habt es nicht einmal versucht. Er ist gegangen und du hast ihn nicht aufgehalten. Du hast es verdrängt und dann war er plötzlich weg und ihr habt nie mehr etwas voneinander gehört. Ihr schreibt nicht und telefoniert auch nicht. Manchmal frage ich mich, ob ihr überhaupt befreundet gewesen seid..."

Page lässt ihre Worte verklingen und auch wenn sie wehtun, fühlt es sich nicht an, als hätte sie mich beleidigt. Vielmehr, als hätte sie mir ein Pflaster abgerissen.

„Wieso tut es dann so weh?", will ich leise wissen und starre auf meine Hände, die nun mit meinem Armband spielen.

ABCD. Audrey und Brexon Canyon Dillon. Mein Bruder und ich.

„Weil du dir jemanden gewünscht hast, der dich heilt. Vielleicht zu sehr. Blake war ein Brett, an das du dich klammern konntest, nachdem das Schiff untergegangen ist. Aber das erstbeste Brett ist nicht immer das Beste. Es kann dich nicht am besten schützen. Vielleicht kann es jemand anderen perfekt auffangen, aber dich, mit deinem Körper und deiner Form nicht. Du brauchst etwas, was dich auffängt. Ich stehe hinter Blake und ich sage dir das als eine Freundin. Das erstbeste Zeug ist nicht immer auch das beste Zeug, Aud."

Ich lächle matt und versuche die Worte zu verarbeiten, mit welchen mich Page gerade versehrt hat. Kein Wunder ist die Frau Journalistin, wenn sie so gute Reden halten kann.

„Noch zwei Folgen", beschließe ich also und Page nickt. Sie gibt mir den Freiraum, den ich brauche, um mich selbst wieder aufzubauen. Um nachzudenken. Danach werde ich versuchen, einen guten Weg aus alledem zu finden.

Und damit tauchen wir endlich wieder in die Welt der Dillons ein! Ich freue mich so sehr, dass ich endlich ein weiteres Stück von Audreys (und vielleicht ein wenig von Romeres ) Leben mit eich teilen kann 😁

Was haltet ihr vom ersten Kapitel?

Habt ihr Blake und Audrey aus RIL gemocht?

Und wie möchte Audrey wohl wieder zurückfinden?

Lasst gerne Meinungen und Kommentare da ☺️

UPDATES gibt es wöchentlich, ich werde versuchen, meist am Donnerstag ein neues Kapitel zu veröffentlichen, aber teilweise vergesse ich es einfach, daher wundert euch nicht, wenn mal ein Kapitel zu spät kommt 😅😂

Und damit wünsche ich euch eine schöne Woche und bis bald 💖

Save Me MaybeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt