Während ich die kleine Holzhütte gehe, welche mein einziger Anhaltspunkt ist, bis ich mal klarkomme, mache ich mich schon auf entsetzlichen Gestank bereit.
Bloß setzt er dieses Mal nicht ein. Ich seufze erleichtert auf, auch wenn es in der Hütte trotzdem nicht angenehm ist. Es ist stickig und fühlt sich an wie eine Sauna. Ich öffne meine Haare und binde mir sie dann zu erneut einem unordentlichen Dutt zusammen, sodass sie mir nicht im Nacken kleben und auch nicht so aus der Frisur lösen wie gerade eben.
Wie kann sich so viel Hitze in einer kleinen Hütte sammeln? Das ist echt abartig. Ich rümpfe die Nase, denn hier drin zu schlafen wird wohl keine Option sein. Hoffentlich hat Page mir ein anständiges Zelt besorgt, sonst bin ich aufgeschmissen.
Ich schiebe mir die Riemen meines Rucksacks von den Schultern und seufze beinahe erleichtert auf, als ich spüre, dass kein Gewicht mehr auf meine Schultern drückt. Einfach nur wundervoll. Ich frage mich aber auch, was sie mir alles in diesen Rucksack gepackt hat. Ich löse die Schnallen und mir springen wortwörtlich Dinge entgegen, so vollgestopft ist es. Seufzend lege ich die Shirts und die Unterwäsche auf den Boden, während ich einige Dosen Ravioli und eine Schachtel Kekse herausfische, darunter einen Schlafsack... und ein Zelt. Das wird unmöglich genug groß für mich und meinen Rucksack sein. Außer wenn ich den Rucksack als Kissen benutze. Ich reibe mir übers Gesicht und bereue es ehrlich gesagt ein wenig, dass ich meine Sachen nicht selbst gepackt habe, denn Page mag vielleicht alles gut gemeint haben, aber die Hälfte der Dinge hier sind überflüssig. Ich seufze erneut und hole mir den Plan aus meinem Rucksack, auf welchem die Route eingezeichnet ist.
Sie reicht über mehrere hundert Kilometer. Mein Herz bleibt stehen. Wie kann man nur so dumm sein? Ich Idiotin bin offiziell gestrandet. Weil Romere meinen Autoschlüssel verloren hat. Das wäre dann wohl der Moment, in welchem ich abdanken kann.
Das Walkie-Talkie fällt aus der Tasche und rettet mich im letzten Moment vor der Verzweiflung, bis mir auffällt, dass es mir heute eigentlich gar nichts bringt, weil die Anlaufstelle geschlossen hat und erst in den nächsten Tagen wieder aufmacht. Ich atme tief durch und versuche mich daran zu erinnern, dass ich keine Angst haben muss. Im Notfall kann ich Page immer erreichen. Heute ist mein erster Tag seit Ewigkeiten ohne sie und ohne Brexon. Ich kann nicht jetzt schon wie ein Trottel dastehen. Im schlimmsten Fall werde ich die hundert Kilometer auch zurücklaufen ... ja, wohl eher nicht, aber ich habe zwei gesunde Beine und eine Karte sowie auch einen Kompass, also sollte es eigentlich möglich sein, wenn sonst jegliche Hoffnung gestorben ist. Aber wenn das hier ein Posten ist, werden bestimmt auch andere Leute der Schnitzeljagd vorbeikommen und ich kann mich dann von ihnen kutschieren lassen.
Mit diesen Gedanken packe ich meine Sachen wieder in den Rucksack, wobei ich den Schlafsack und das Mini-Zelt auf dem Boden lasse, damit ich mir meinen Schlafplatz vorbereiten kann, noch bevor die Nacht anbricht. So bringe ich beinahe den ganzen Inhalt wieder in mein Gepäck. Also wenn das nicht Talent ist, dann weiß ich auch nicht weiter.
Ungefähr eine halbe Stunde später ziehen Regenwolken auf, was mich ein wenig auf die Palme bringt. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben ein Zelt aufgestellt und Page hat mir die Anleitung dazu nicht beigelegt. Wenn ich es nicht rechtzeitig aufstelle, muss ich in der Hütte schlafen, weil ich mich weigere, schon am ersten Tag verregnet und dadurch krank zu werden.
Frustriert stöhne ich auf, als ich die zusammengesetzten Metallteile betrachten, die einfach zu lange für den Stoff des Zeltes sind. Die ersten Tropfen fallen mir aufs Gesicht, was ich ignoriere. Ein paar Tropfen sind noch keine Sache. Das Problem ist einfach, dass sie sich zunehmend vermehren. Ich bin kurz davor, die Aktion einfach abzubrechen, meine Sachen zusammenzusammeln und in die Hütte zu gehen, als mich plötzlich Scheinwerfer blenden. Ich habe vollkommen ignoriert, dass es kaum noch Licht hat.
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Save Me Maybe
Romance„Mein Herz braucht dich", wispere ich. „Nicht so sehr, wie ich dich brauche." --- Audrey Dillon hat genug von Männern - oder Menschen ganz allgemein. Um ihren Herzschmerz nicht mehr in Ben & Jerry'...