Wie kann ich mich in einem
Schockzustand befinden
und mich gleichzeitig schockieren lassen?Wie kann ich noch erschrecken
in einem Leben voller Schrecken?Ich habe mich krankgemeldet. Ich denke nicht, dass ich heute in der Lage wäre, Romere gegenüberzutreten. Er ist Vater. Nicht, dass das etwas Schlechtes wäre, ganz im Gegenteil sogar. Aber wie soll ich es als etwas Gutes ansehen, wenn er mir es verschwiegen hat? Das ist ein Riesending. Ich hätte es erfahren müssen. Ich hätte es durch sein Verhalten erkennen müssen. Irgendetwas hätte doch ein Indikator sein sollen, aber ich habe es nie gemerkt. Vielleicht wollte ich es auch nie merken. Ich weiß nur, dass der Schmerz in mir überwältigend ist. Ich glaube nicht, dass mein Herz mehr aushalten kann, bis es versagt. Ich bezweifle es ehrlich gesagt sogar. Ich weiß nur, dass in mir ein See von verschiedenen Dingen schwimmt, die ich nicht einordnen kann. Ich seufze laut und drehe Exile von Taylor Swift lauter auf, weil dieses Lied momentan mein Leben dominiert. Weil ich nur noch aus Momenten existiere, denn ich kann mir auf keinen Fall vorstellen, dass dieser Schmerz ewig in mir bleibt und mich so zerreißt, wie er es derzeitig tut. Also ist es einfacher, sich alles als Momente vorzustellen. Als ein Mosaik.
Denn, verdammt, so fühlt sich momentan alles an. Ein Scherbenmeer aus Tiefs, die durch die Hochs zu einem wunderschönen Bild geschaffen wurden. Nur ist gerade alles wieder zu viel kleineren Scherben zerbrochen. Ich frage mich, ob es irgendwann Staub sein wird, denn das passiert mit Glas, wenn es in seiner kleinsten Form ist. Es zerrinnt wie Sand zwischen meinen Fingern. Und ich hasse es, dass es Romeres und mein Bild ist – unsere Beziehung – die dieses Mosaik geschaffen hat. Es hat bei uns immer nur das Extreme gegeben. Extreme Hintergrundgeschichten, extreme Situationen, extreme Lust, extreme Gefahr, ein extremer Bruch, extremes Zueinanderfinden, extremes Lieben und extremes wieder Zerfallen. Es ist ein geschlossener Kreis und das schneidet noch tiefer in meine Brust als der Fakt, dass wir das alles hätten vermeiden können. Wir sind so simpel gestrickt, so einfach genäht, und doch aus einem Stoff, der nicht durchsichtig ist. Unser Verhältnis ist nicht transparent wie ein Fenster, es ist so undurchsichtig wie Milchglas und ungefähr so schmerzhaft wie dessen Scherben.
Taylors Stimme ist wortwörtlich Musik in meinen Ohren und das die bestmögliche. Ich werfe eine leere Kiste Ben & Jerry's auf meinen Couchtisch, während ich über meine verquollenen Augen reibe. Ich habe heute Morgen nicht in den Spiegel gesehen und ich denke, dass es auch besser so ist. Sutton hat mich so mitleidig angesehen, als sie nach mir gesehen hat, und ich wäre beinahe wieder in Tränen ausgebrochen, aber ich hatte wenigstens den Anstand zu warten, bis sie gegangen ist. Ich kann sie nicht ständig von der Arbeit fernhalten und das weiß sie auch. Ich glaube, dass sie ein schlechtes Gewissen hat, dass ich es von ihr erfahren habe. Ich denke jedoch, dass es gut ist, dass ich es so erfahren habe. Besser so, als wenn ich plötzlich Romeres Tochter gegenüberstehen müsste, wo der Schock dann doppelt so tief sitzt, wenn ich seine Züge in dem Gesicht eines anderen Menschen entdecke...gemischt mit denen einer fremden Frau. Romeres Frau, höchstwahrscheinlich. Dabei trägt er niemals einen Ring. Vielleicht sind sie geschieden. Oder sie haben einfach nie geheiratet. Und das ist die schlimmste Problematik überhaupt.
Was ist mit der Mutter des Kindes? Ich würde gerne sagen, dass Romere niemals hinter dem Rücken einer Frau mit mir zusammen wäre, ja sie sogar betrügen würde. Aber gleichzeitig ist mir auch verdammt bewusst, dass er mir ein Kind verschwiegen hat. Da ist es nicht so schwer, noch mehr Geheimnisse zu haben. Ich drehe die Musik auf, weil ich genau weiß, dass mir diese Gedanken nichts bringen. Ich brauche Antworten, nicht Hypothesen. Nur habe ich absolut nicht die Kraft dazu, mich damit auseinanderzusetzen, was es bedeuten würde, wenn er mich als Affäre benutzt hätte. Es klopft an der Tür und ich öffne sie automatisch, weil ich weiß, dass Sutton dahintersteckt. Sie hat mir gesagt, dass sie vorbeikommen würde, um mir etwas Essbares zu bringen. Ich habe ihr gesagt, ich brauche nichts, da ich mein Eis habe, aber ihr Blick hat gereicht, um nicht noch mehr zu sagen. Ich schätze, dass sie wohl recht hat. So wie sie es des Öfteren tut. Und ich habe Unrecht, was ebenfalls nicht selten ist.
„Du siehst schon ... ein wenig wacher aus als heute Morgen."
Übersetzung: Deine Augen sehen nicht mehr so aus wie die eines Pandas.
„Danke", sage ich mit brüchiger Stimme. Ich beiße mir auf die Lippen, aber dann breche ich wieder komplett zusammen, bevor ich mich zur Ruhe zwingen kann. Verdammter Jammerladen, ich sollte doch wenigstens ein Bisschen Selbstbeherrschung haben! Aber sobald Liebe ins Spiel kommt, bin ich eine gefallene Figur. Umgenäht, mit wenigen Zügen.
Ich kann nicht einschätzen, wie lange mich Sutton hält, während ich in ihren Armen weine, als ginge es um jemandes Leben. Hilflosigkeit überschwemmt mich mit wenigen Zügen und ich wünsche mir, dass ich einfach aufhören könnte, so passiv davon betroffen zu sein und in die Realität zurückkäme, wo ich auch wirklich etwas tun kann. Aber gegen meine Gefühle bin ich machtlos. Absolut unfähig, das Machtmonopol wieder zu Erhalten. Ich trauere, als wäre jemand unwiderruflich gegangen. Gestorben. Vielleicht ist das auch so. Vielleicht trauere ich um Romeres und meine Beziehung, weil ich beim besten Willen nicht weiß, wie ich sie noch retten kann. Ob man sie überhaupt noch retten kann. Es ist so wie ein sinkendes Schiff. Ich werde niemals kräftig genug sein, ein Schiff an der Oberfläche zu halten, wenn es ein Leck oder Loch hat.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffe ich es dann doch noch, mich zu beruhigen, doch Sutton ist da, selbst als ich wieder atmen kann. Wenn ich vorher jemals Zweifel gehabt hätte, wäre das der Moment gewesen, indem ich erkenne, dass sie eine gute Freundin ist. Sie ist für mich da, auch wenn ich nicht wirklich darum gebeten habe.
Sutton erzählt mir unzählige Belanglose Dinge, um mich von meinen Gedanken abzulenken. Sie hatte mal eine Katze. Ich hatte mal eine Ratte. Aber daran möchte ich gar nicht denken. Ich kann meine Gedanken auch nicht wirklich kontrollieren. Sie sind ein Strom, welcher mich mit sich reißt, mich überwältigt. Ich versuche, den Gedanken zu entkommen und konzentriere mich vollends auf das, was Sutton sagt, aber schlussendlich verfalle ich mir selbst. Wie kann ich nicht an ihn denken, wenn in mir so viel Liebe ist, die nur für ihn brennt? Wenn ein Teil von mir brennt, weil ich das Benzin für sein Feuer bin? Ich entfache es, nur ist es diesmal kein gutes Feuer, kein wärmendes Feuer, sondern nur unendlicher Schmerz. Allumfassender Schmerz.
Ich verstehe nicht einmal richtig, was Sutton zu mir sagt, als sie meine Wohnung verlässt. Ich realisiere nur, dass sie geht. Und dass ich dann wieder allein bin. Nur ich und meine Gedanken. Ich kann nicht einmal beleidigt sein oder ein schlechtes Gewissen haben, denn da ist nur Gewissheit. Nur das Bewusstsein, dass ich vielleicht eine schlechte Freundin bin und dass ich nicht weiß, wie ich das zu diesem Zeitpunkt ändern soll. Ich weiß nicht, wie ich jetzt die Energie aufbringen soll, zu Sutton zu gehen und mich für dieses Verhalten zu entschuldigen. Aber das muss ich auch gar nicht, denn wenige Minuten später klopft es wieder. Sie hat mir wahrscheinlich gesagt, dass sie nur kurz rübergeht, um etwas zu holen, aber das habe ich natürlich nicht mitbekommen. Ich gehe zur Tür und reiße sie beinahe schon erleichtert auf, weil ich mich nun schon bei Sutton entschuldigen kann.
Doch nicht Sutton steht da, sondern Romere.
Uhhh damit wird es wieder spannend 🤭🤭
Wie wird sich die Situation wohl entwickeln 🤔?
Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat und wir lesen und bald wieder 🥰
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Save Me Maybe
Любовные романы„Mein Herz braucht dich", wispere ich. „Nicht so sehr, wie ich dich brauche." --- Audrey Dillon hat genug von Männern - oder Menschen ganz allgemein. Um ihren Herzschmerz nicht mehr in Ben & Jerry'...