kapitel 13

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Ich schätze es, wie du mich ansiehst.
Ich kann dir nicht viel geben, aber du verlierst
dein Interesse trotzdem nicht.
Ich habe nicht viel zu sagen,
ich habe keine spannenden Geschichten für dich,
aber du hängst trotzdem an meinen Lippen
als wäre jedes Wort das einzig Richtige.

Romere und ich sind in den letzten beiden Tagen ein gutes Team geworden. Er erzählt mir abends Gute-Nacht-Geschichten und hält mich in seinen Armen, als würde er mich auf diese Weise vor meinen inneren Dämonen beschützen. Es funktioniert bisher makellos. Vielleicht ist es alles eine Kopfsache, aber solange mein Kopf Romere vertraut, geht es mir gut, denn er nimmt mich offenbar in Schutz vor den Dingen, die ich nicht kontrollieren kann.

„Magst du Bowling?", fragt er heute, während ich mich in seine Umarmung kuschle.

„Bowling?", frage ich zurück. „Wie kommst du denn auf sowas?"

Er lacht und zuckt mit den Schultern.

„Es ist interessant. Ich mag interessante Dinge."

„Aber wir verstehen schon dasselbe unter ‚Bowling', oder? Also das mit den verschiedenen Bahnen, bei welchen vorne neun oder wie viel auch immer Kegel stehen, die man Umstoßen muss?"

Er schmunzelt und spielt mit meinen Haaren, während ich ein imaginäres Mandala auf seine Schulter zeichne. Ich habe schon immer eine Vorliebe für Mandalas gehabt. Es beruhigt mich, dass man aus wenigen Formen und Farben wunderschöne Dinge gestalten kann, die mich faszinieren. Ich stelle mir dank ihnen immer gern vor, dass es vielleicht mit dem Leben auch so ist. Man braucht nicht viel, aber mit dem, was man hat, kann man dennoch glücklich werden. Ich wünsche mir so sehr, an einem Punkt in meinem Leben anzugelangen, an welchem ich von mir selbst behaupten kann, dass ich vollends glücklich bin, auch wenn gewisse Dinge schieflaufen. Aber dafür muss ich zuerst zu hundert Prozent mit der Vergangenheit und ihren Folgen abschließen, ehe ich mich selbst komplett finden und verwirklichen kann. Ich bin auf einem guten Weg, während ich mit dem Kerl abschließe, der mir als letzter das Herz gebrochen hat.

Blake Campbell. Ich habe in den letzten Tagen kaum an ihn gedacht, sondern eher an Zachary. Vielleicht weil ich geglaubt habe, dass es einfacher ist, ihn aus meinen Gedanken zu verbannen als sich tatsächlich damit zu befassen, dass ihm sein Job und sein Geld – von welchem er schon Unmengen besitzt – wichtiger ist als ich und unsere gemeinsame Zukunft. Genau so hat er es ungefähr gesagt. „Es tut mir leid, Audrey. Ich habe mich in dich verliebt und ein Teil von mir wird dich immer lieben." Er so aufrichtig ausgesehen, genau wie er auch immer gewirkt hat. Ich hätte ihm die Worte von den Lippen geküsst, wenn es bedeutet hätte, dass ich den Cousin meiner besten Freundin Page damit den Schmerz in den Augen genommen hätte. Aber er hat mich in seine Arme gezogen. Emotionalen Abstand zwischen uns gemacht.

„Dich zu küssen hat alles verkompliziert, Audrey. Dich zu lieben hat mir mein Leben verdammt nochmal umgedreht." Das Aber hat er da noch herausgezögert. Blake und ich haben uns sofort verstanden, als ich ihn zum ersten Mal gesehen haben. Er ist der erste Mann seit langem gewesen, der mich wie eine Frau und nicht wie ein hilfloses, kleines Mädchen behandelt hat.

Leider hat ihm alles nicht gereicht. Blake hat immer schon mehr gewollt, mehr gebraucht. Er ist vielleicht ein Engel zu mir gewesen, hat mich zeitweise aus meinen Ängsten geholt, aber am Ende des Tages bin ich nur seine zweite Wahl gewesen. „Ich ziehe weg. Vielleicht ans andere Ende des Kontinents, vielleicht nach Europa. Und ich werde keine Zeit mehr für eine Beziehung haben, egal ob nah oder fern." Ich erinnere mich noch an die Momente, in denen ich die Tränen unterdrückt habe. Ironischerweise hat mich Blake festgehalten und getröstet, während er mir mein Herz brach. Er hat sich um mich gekümmert, auch wenn ich schon längst nicht mehr seine Verantwortung gewesen bin.

Save Me MaybeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt