kapitel 31

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Während andere Zweifel in mir legen,
legst du dein Vertrauen und
deine Liebe in mich.
Soll ich ihnen glauben
oder dir vertrauen?

„Du siehst zu glücklich aus für einen Montagmorgen", verkündet Leath als ich einige Tage später meinen gewohnten Platz neben ihm wieder einnehme.

„Vielleicht weil ich es bin."

„Zu glücklich?"

„Glücklich", entgegne ich mit einem sanften Lächeln.

Leath schüttelt seinen Kopf grinsend und bedeutet mir, mich zu setzen.

„Heißt das, dass der Ausflug gut funktioniert hat?", will er wissen, worauf ich mit den Schultern zucke und mich auf meinen Stuhl fallen lasse, nur um mich ein paar Mal um die eigene Achse zu drehen.

„Ja. Es war unglaublich. Die Schüler sind sehr anständig. Ich hätte viel mehr Probleme und Schwierigkeiten erwartet, aber in Wahrheit haben sich alle wie Engel benommen. Richtig süß. Ich werde mich beim nächsten Mal auf jeden Fall freiwillig melden, um Ausflüge leiten zu können."

Leath schnaubt nur und tippt etwas nachgiebiger auf seiner Tastatur herum, ehe er mir wieder seine Aufmerksamkeit widmet und eine Augenbraue in die Höhe zieht.

„Bist du sicher, dass es am Ausflug liegt und vielleicht nicht eher an der...Begleitung?"

Ich zucke mit den Schultern. „Meine Begleitung war ebenfalls nicht schlecht, aber ich habe ehrlich gesagt nicht einmal das gemeint."

Wenn möglich, wandern seine Augenbrauen noch weiter in die Höhe als sie sowieso schon sind.

„Bist du sicher? Der Sportsfreund höchstpersönlich ist heute Morgen nämlich angestrotzt und hat einen Brief für dich hinterlassen. Stell dir vor, dabei hat er sogar glücklich ausgesehen. Und das tut er nie, sobald er diesen Raum hier betritt. Ich schiebe dir dafür absolut die Schuld zu."

Ein Lachen entschlüpft mir, während ich mich meiner Arbeit widme, meinen Tisch aber auch mit den Augen unauffällig nach einem Brief absuche. Ich werde niemals drüber hinwegkommen, wie romantisch ich Briefe finde, vor allem nicht, wenn Romere derjenige ist, der mir sie schreibt. Ich liebe es, dass er sich die Zeit dafür nimmt und nicht alles in eine langweilige Textnachricht klatscht, sondern romantische Zeilen verfasst, die nur für mich zugänglich sind.

„Ich kann nicht ganz einsehen, wieso es eine so schlechte Sache ist, dass Romere mir einen Brief schreibt...oder glücklich ist. Profitierst du nicht auch davon, wenn Menschen ihre schlechte Laune nicht an dir auslassen können, weil sie sie einfach nicht haben?"

„Ich profitiere von Romeres Abwesenheit, Audrey. Und ich profitiere davon, wenn er sich nicht ins Herz von Menschen schleicht, die definitiv zu gut für ihn sind."

Ich runzle die Stirn, während Beschützerinstinkt in mir aufwallt. Hätte Romere an meiner Stelle etwas gesagt, wenn es um ihn gegangen wäre? Ja, das hätte er. Ich weiß gar nicht, wieso ich mir dessen so sicher bin, aber etwas in mir kennt die Antwort einfach. Und er hätte Leath vermutlich auch gar nicht erst weitersprechen lassen. Aber ich bin eben unglaublich neugierig und ich kann mich nicht von diesen Informationen fernhalten, auch wenn sie mir vermutlich schaden. Ich kann nichts gegen die Neugier in mir tun, auch wenn sie mich wortwörtlich aufzufressen scheint. Es gibt so viele Dinge über Romere, die ich nicht weiß. Fundamentale Dinge, wie es mir scheint. Dafür gibt es nicht einmal einen bestimmten Grund, nur, dass ich ständig von seiner Präsenz abgelenkt werde, wenn ich bei ihm bin.

„Wieso sollte ich zu gut für ihn sein?"

„Romere lügt. Manchmal, oftmals, je nach dem, mit wem er gerade spricht. Und ich weiß nicht, was für Lügen er dir aufgetischt hat, dass es funktioniert hat, aber er hat definitiv welche benutzt. Er tut es ständig, auch wenn ich wünschte, dass er es nicht täte. Wir waren mal beste Freunde. Und dann hat er alles zur Hölle fahren lassen, einfach weil er nicht weiß, wo seine Loyalitäten liegen. Ich möchte nicht, dass du dich von ihm verletzen lässt. Nur weil du glaubst, dass er die Wahrheit sagt und er so scheint, als würde er es tun, muss es nicht heißen, dass er es auch wirklich macht. Er liebt Halbwahrheiten. Halbgeschichten. Halbe Sachen. Dinge, die ihn nicht viel kosten, aber effizient sind. Dinge, die immer ziehen."

Ich schlucke hart. Ich wünschte, mir wären Leaths Worte egal, aber wie kann es mir egal sein, wenn es ihm so ernst zu sein scheint? Leath hat mich noch nie angelogen ... und Romere, naja ich weiß es nicht. Hat er? Ich weiß nur, dass ihm mein Vertrauen wichtig ist und dass ich ihn nicht anlüge. Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass er mich dann so belügen würde. Das wäre ironisch und ich denke nicht, dass Ironie eines der Worte ist, mit welchen ich Romeres Verhalten beschreiben würde.

„Was meinst du damit?", hake ich genauer nach. Ich brauche so viele Antworten wie möglich, um endlich eine Wahrheit zu finden, die ich nicht mehr hinterfragen muss. Vermutlich meint Leath sowieso etwas, was ich schon längst weiß, aber ein Geheimnis sein sollte. Aus welchem Grund auch immer.

„Wenn du es weißt, dann ist das so und wenn nicht, nicht. Ich halte vielleicht nicht viel von Romere, aber ich würde niemals einfach so Sachen von ihm rumerzählen. Tut mir echt leid, aber da ist meine Loyalität leider ein wenig zu strikt mit mir. Ich verpfeife ihn nicht, wenn du's nicht weißt. Aber wenn er es ernst mit dir meint, wirst du es wissen."

Ich beiße mir auf die Wange, um meiner Frustration nicht freien Lauf zu lassen. Was sollten mir diese kryptischen Aussagen denn bitte bringen? Will er mich damit nur verunsichern oder meint er es ernst? Meine Augen starren gebannt auf den Bildschirm vor mir, als stünden darauf die Antworten, die ich so dringlich suche. Verdammter Hühnermist aber auch.

„Wieso seid ihr nicht mehr befreundet?", frage ich also, statt weiter nachzubohren. Wenn er mir das eine nicht sagen will, dann sagt er mir dafür vielleicht etwas anderes. Einen Versuch ist es mir jedenfalls Wert.

„Meinungsverschiedenheiten."

Ich kann nicht fassen, wie er das sagt, als wäre das eine gute Antwort. Eine befriedigende Antwort. Es ist wieder nur Krypta, die ich nicht entziffern kann. Ich verfluche mich für meine Neugier, denn Leaths Antworten haben mich nur noch neugieriger gemacht. Taktischer Fehler. Ich werde Romere definitiv ausquetschen, was das Ganze auf sich hat, sobald ich ihm wieder über den Weg laufe. Apropos.

„Du hast gesagt, dass er einen Brief für mich dagelassen hat?"

Leaths Lippen zucken.

„Ich habe mich schon gefragt, wann du endlich darauf zurückkommst. Ich habe ihn extra für dich aufbewahrt, dass die neugierigen Schüler keine komischen Gerüchte verbreiten, sobald sie den Umschlag auf deinem Tisch sehen."

Leath greift zu seiner Schublade und fischt tatsächlich einen Brief heraus, auf welchem mein Name in Romeres geschwungener Schrift steht.

„Danke", sage ich erfreut, lasse mir aber Zeit damit, den Brief zu öffnen, um nicht komplett wie eine Geisteskranke zu wirken.

„Kein Ding. Und Audrey?"

Ich sehe zu ihm auf. „Ja?"

„Lass dir das Herz nicht von ihm brechen. Das ist es nicht Wert."

Doch, denke ich mir. Er wäre es sogar tausend Mal Wert.

„Okay", sage ich allerdings, während ich den Brief dann doch aufreiße, weil meine Neugier mich übermannt.

Liebste Audrey,

Mittagessen 12:30 Uhr in der kleinen Küche?

Mit Liebe,
Romere.

Liebste Audrey. Mit Liebe. Mein Herz explodiert beinahe. Mit Liebe.

Was halten wir von Romeres Briefchen 💌?

Gefällt euch Romeres und Audreys Entwicklung?

Glaubt ihr, dass etwas an Leaths Warnung dran ist?

Ich hoffe jedenfalls, dass euch das Kapitel gefallen hat und dann lesen wir uns bald wieder 😊

Übrigens habe ich zwei neue Geschichten heraufgeladen: „Illicit Affairs" und „The Love Game" und es würde mich freuen, wenn ihr dort mal vorbeischaut 🥰

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