kapitel 30

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Farbe, Licht, Liebe.
Alles finde ich in dir,
bei dir,
neben dir.
Du lässt meine Worte erblühen
und meine Seele flattern.

Ich starre zerknirscht auf meine Hände, während die meisten Jungs mich eiskalt auslachen.

„Das ist nicht witzig!", meine ich weinerlich, was mir nur noch mehr Gelächter einbringt, bis ich schließlich ebenfalls grinsen muss. Romere und ich haben beschlossen, einen Töpferkunstkurs zu belegen und weil hier alles so exklusiv ist, stellen wir auch die Farbe selbst her. Mit Giftbeeren. Naja, theoretisch auch mit einem Mörser, aber ich habe meine Schale ausgeleert und nun habe ich die gesamte Flüssigkeit auf meinen Händen, was überhaupt nicht großartig ist, weil ich darauf aufpassen muss, dass nichts auf meine Kleidung kommt. Das bringt man nämlich nicht mehr aus den Sachen raus und ich mag dieses Sommerkleid eigentlich sehr. Ich will keine Farbe draufschmieren.

„Wie hast du das bitte geschafft?", erklingt plötzlich eine Stimme hinter mir, was mich erstarren lässt. Auf positive Art und Weise. Ich drehe mich zu Romere, stets darauf bedacht, die Unordnung nicht nur noch zu verschlimmern, was wirklich nicht so schwer sein sollte, wenn ich meine Hände nicht bewege. Ich habe schon den ganzen Tisch angeschmiert. Hoffentlich gibt das keinen Ärger. Romere verdonnert die Jungs dazu, sich wieder auf die eigenen Farben zu konzentrieren und zieht währenddessen ein kleines Päckchen aus seiner Hosentasche. Beinahe keuche ich in Erinnerung an gestern Abend entsetzt auf, aber dann merke ich, dass es ein Kosmetiktüchlein ist. Ich werde sofort knallrot, aber Romere schenkt mir nur ein wissendes Grinsen, während er die Packung aufreißt.

„Die Farbe sollte auf deine getöpferte Schale und nicht auf...dich selbst. Das ist dir bewusst, oder?", neckt er mich, während er meine Hände sauber tupft.

„Nein. Aber ich finde, die Farbe passt recht gut zu meinem Teint."

Romere grunzt.

„Aber nicht zu deinen Haaren."

Ich rollte mit den Augen. „Das ist rot und meine Haare sind auch rot."

Romere zuckt mit den Schultern.

„Es sind nicht dieselben Rottöne, Aud."

Mein Herz erwärmt sich, aber ich rolle mit den Augen. Neuanfang, tatsächlich. Es scheint, als wäre Aud endlich wieder zurück.

„Naja, die Schale wird trotzdem gut aussehen", sage ich, komplett aus dem Kontext gerissen. Romere zuckt mit den Schultern.

„Wenn du überhaupt noch genug Farbe hast, um sie anzustreichen schon, ja."

Dann nickt er auf meine wieder sauberen Hände und knüllt das feuchte Tuch zusammen, ehe er es in den nächsten Abfalleimer wirft. Das macht er so anmutig und teils auch arrogant, dass ich ihn am liebsten in die Arme ziehen und küssen würde.

„Wieso hast du überhaupt Kosmetiktücher bei dir, Mr. Young?", frage ich neckend, während er mir gerade ein gewinnendes Lächeln zuwirft. Der fröhliche Gesichtsausdruck fällt schneller in sich zusammen als ein Kartenhaus, aber er versucht dennoch, sich wieder ein Lächeln auf das Gesicht zu klatschen. Ich runzle die Stirn. Das ist eine bizarre Reaktion auf so eine simple Frage.

„Damit ich mir abends die Schminke vom Gesicht wischen kann", antwortet er schließlich. Viel zu spät, viel zu unsicher. Das geht aber besser mit Baby-Öl, denke ich. Außerdem sieht er nicht so aus, als würde er sich schminken. Statt das zu sagen, rolle ich aber nur mit den Augen, als hätte ich seinen Gemütswandel nicht bemerkt. Später werde ich mich danach erkundigen, verspreche ich mir.

„Das sind ziemlich starke Gefühle", kommentiert Callum, der am Tisch neben mir arbeitet. Er hat schon damit angefangen, seine Schale mit einem dunklen Blauton anzumalen.

Save Me MaybeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt