kapitel 25

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Wieso bricht mein Herz,
wenn ich dir den Schmerz
bewusst zufüge?

Wieso schlägt es schneller,
wenn ich dich sehe,
bleibt gleichzeitig
aber auch stehen?

Wieso muss ich dich vermissen
und kann dich nicht vergessen?

Die Schulzeitung vor mir fühlt sich an wie ein Sieg.

„Siehst du meinen Namen da drauf, Leath? Mein Gesicht? Ich habe es tatsächlich reingeschafft", gebe ich an, während wir zusammen zu Mittag essen. Leath und ich haben eine Art von Freundschaft entwickelt, welche auslöst, dass ich mich immer freue, zur Arbeit zu gehen. Vielleicht, weil sein Verhältnis zu Romere nicht so gut ist und der Rest des Kollegiums meistens mit Romere zu Mittag isst, während ich keine Ahnung habe, wie ich das anstellen soll, ehe ich mich in seiner Gegenwart wieder kontrollieren kann. Es ist anstrengend, dass mein Herz und mein Kopf nicht dieselben Wünsche haben, und oftmals stehe ich Romere gegenüber, während ein Teil von mir wünscht, ihn zu umarmen und nie wieder loszulassen und der andere wünscht, ihn gar nicht erst gesehen zu haben, weil ich seinen Anblick nicht ertrage.

„Jede Person, die neu hier arbeitet und wichtig für die Schüler ist, kommt in die Zeitung. Ich persönlich finde es viel eindrücklicher, dass Callums Gedicht gedruckt wurde. Nur das beste Gedicht der Woche schafft es in die Zeitung und das hat er noch nie auf die Reihe gekriegt."

Mein Gesicht erhellt sich und ich lasse mir von Leath zeigen, auf welcher Seite die Worte von Callum stehen, die traurig und gleichzeitig unendlich bewegend sind. Es ist verrückt, dass er so wenig braucht, um so viele Emotionen in mir loszulösen.

„Du machst das aber richtig gut, Audrey. Die Schüler mögen dich und das ist eine ziemlich seltene Sache. Mich beispielsweise hassen sie. Die einzige Person, welche sie neben dir noch mögen, ist wohl der Sportchef. Aber vielleicht müssen sie ihn auch mögen, weil er ihnen sonst das Leben zur Hölle macht."

Leath verzieht sein Gesicht, aber ich frage nicht nach, was hinter dem Schmerz in seinen Augen steckt. Wenn er mir seine Geschichte anvertrauen möchte, kann er das gerne machen, aber er sieht nicht danach aus, als hätte er ein Bedürfnis, das zu tun. Tatsächlich sieht er eher so aus, als würde er Romere am liebsten die Augen ausstechen.

„Ich hasse es, wenn er unsere Mittage stört", murmelt Leath und sammelt sein Essen zusammen. Ich brauche einige Momente, bis ich kapiere, dass er damit meint, dass Romere sich gerade zu uns gesellen wollte. Ich verkrampfe mich ein wenig, behalte meinem Fokus aber auf meinem Essen, während Leath abdüst. Verräter.

Romere räuspert sich, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. „Darf ich mich setzen?"

Nein.

„Natürlich. Ist ja nicht nur mein Platz hier."

Obwohl das schön wäre, denn dann müsste ich mir keine Sorgen mehr machen, ob du herkommst oder nicht.

„Ich habe die Zeitung ebenfalls gesehen", sagt er in einem sanften Ton und übergeht somit meinen schnippischen Kommentar, während er einen Karton Pizza auf den Tisch legt. Zum ersten Mal sehe ich ihn in dieser Schule nicht in einem Trainingsanzug, sondern in Jeans und einem weißen T-Shirt, welches sich um seine Schultern spannt. Ich hasse es, dass ich das attraktiv finde.

„Ach ja?"

Romere nickt. „Ja. Und ich habe Callums Gedicht zum ersten Mal gesehen."

Ich ziehe meine Augenbrauen in die Höhe. „Du hast es schon gesehen, als du es zerreißen wolltest."

Save Me MaybeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt