11. Kapitel

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Als Gandalf weg war, drehte ich mich um. Kurz starten sie mich, immer noch sprachlos an, dann fingen die Fragen an. „Woher wusstet Ihr, wo wir sind?" „Wie habt Ihr uns gefunden?"
„Warum seid Ihr überhaupt weggegangen?" „Woher kennt Ihr Ihn?"
Vor lauter Fragen wurde mir leicht schwindelig. Ich hatte nicht mal Zeit irgendeine davon zu beantworten. Außerdem war ich immer noch erschöpft von dem weiten Flug.
Ich war schon eine Weile nicht mehr in meiner anderen Gestalt gewesen und dann auch noch so lange.
Schließlich griff Thorin ein. „Lasst Ihr doch erst mal Zeit anzukommen. Später kann sie immer noch unsere Fragen beantworten."
Mit diesen Worten kam er zu mir. „Wie geht es Euch?", fragte er.
„Mir geht es gut. Ich bin nur etwas erschöpft." „Gut.", sagte er und wandte sich um,
„Na los Bombur, wir haben Hunger."

Kurze Zeit später saßen alle um das Feuer versammelt. Bevor ich anfing, sah ich noch einmal zu Thorin. Er nickte, als Einverständnis, das ich anfangen konnte. Obwohl er es nicht zeigte, sah ich, dass er neugierig war. „Ihr habt sicher viele Fragen. Die meisten werde ich beantworten. Bitte unterbrecht mich nicht, ihr könnt sie gleich noch stellen. Sicherlich fragt Ihr euch, warum ich vorhin so... reagiert habe. Immer wenn mich irgendetwas oder jemand an Ihn erinnert, dann werde ich zornig und muss an das denken was er getan hat. Er hat viel Schlimmes angerichtet, das ich am liebsten vergessen würde, aber das kann ich nicht, denn es ist noch zu frisch." Ich blickte hoch.
„Ihr könnt mir jetzt eure Fragen stellen, allerdings werde ich wahrscheinlich nicht alle beantworten."
„Woher kennt Ihr den Mann, den ich erwähnt habe?", begann Balin.
„Er ist für das Schicksal meiner Eltern verantwortlich."
„Was hat er getan?" „Er tötete sie." „Was?!", kreischte Bilbo. „Er hat was getan?!"
„Er tötete meine Eltern.", wiederholte ich.
Ich sah, wie Bilbo ansetzte etwas zu fragen. „Ja, er hat noch andere schreckliche Sachen getan. Darauf werde ich jetzt aber nicht näher eingehen."
Ich blickte mich um. „Nächste Frage."
Nach einer Weile fragte einer der Zwerge: „Wie habt Ihr es geschafft uns zu folgen?" Ich lächelte. „Diese Frage kann ich nicht beantworten."
„Woher wusstet Ihr, wo wir sind?"
„Andere Frage, selbe Antwort. Tut mir leid."
Dann wandte sich Thorin an mich.
„Ihr seid vorhin verschwunden, weil Ihr den Mann kanntet, aber das ist nicht alles."
Ich erwiderte: „War das eine Frage oder eine Feststellung?" „Etwas von beidem nehme ich an."
„Gandalf ist schon ziemlich lange nicht mehr da, oder nicht?", unterbrach uns Bilbo besorgt.
„Er ist ein Zauberer, der tut, was er will.", sagte Bofur.

Inzwischen war das Essen fertig. Bofur ließ sich zwei Schüsseln füllen und sagte zu Bilbo:
„Hier, tu mir den Gefallen und bring das den Jungs."
Bilbo tat wie geheißen und ging in Richtung Wald. Ich blieb vorerst bei den Zwergen.
Sie stellten wieder Fragen. Allerdings hatte ich kein gutes Gefühl. Etwas sagte mir, dass wir bald auf Trolle stoßen würden.
Und ich sollte Recht behalten. Denn nach einiger Zeit kamen die Geschwister aus dem Wald zu uns gerannt. „Trolle!", rief Fili. „Und gleich drei davon." „Und wo ist Bilbo? Habt Ihr ihn etwa allein gelassen?", fragte ich. Schuldbewusst sahen sich Kili und Fili an.
Das war meine Bestätigung. „Ihr könnt ihn doch nicht einfach allein lassen!"
Erzürnt schnappte ich meinen Bogen und rannte in den Wald, bevor irgendjemand mich aufhalten konnte. „Na großartig, das habt Ihr ja klasse hinbekommen.", war das Letzte, was ich von Thorin hörte.

Als ich außer Sicht- und Hörweite war, blieb ich kurz stehen und lauschte.
Bald schon hörte ich nicht weit entfernt Stimmen. Ich folgte ihnen und gelangte zu einer Lichtung, auf der ich die Trolle sah.
In der Mitte befand sich ein Kessel, in dem sie anscheinend ihr Essen zubereiteten.
Ich suchte nach Bilbo. Dabei hörte ich ein leises Wiehern und fand kurz darauf Bilbo, der gerade hinter einem der Trolle war und versuchte den Säbel, oder was auch immer das war zu bekommen, um unsere Ponys zu befreien. Auf einmal hatte ich ein Bild aus meiner Vision im Kopf und ahnte, dass das nicht gut ausgehen würde.
Der eine Troll probierte gerade den Eintopf. „Oh, das ist einwandfrei abgeschmeckt würde ich sagen. Fressluke auf. Probiere mal. Lecker was?"
Ein anderer Troll probierte. Anscheinend fand er es lecker.
Der erste Troll lachte und stellte zufrieden fest: „Darum bin ich der Koch."
Doch meine Aufmerksamkeit galt eher Bilbo, der weiterhin versuchte an den Säbel zu kommen. Der Troll stand kurz auf, um sich zu kratzten.
„Oh, mir knurrt vielleicht der Magen. Ich muss noch irgendetwas naschen."
Bilbo richtete sich vorsichtig wieder auf. Genau in diesem Moment schnappte er sich Bilbo und benutzte ihn als Taschentuch.

Ich umrundete die Lichtung und kletterte am anderen Ende auf einen Baum, von wo aus ich eine bessere Sicht hatte. Ich beschloss nur dann einzugreifen, wenn es wirklich nötig war. Bilbo und die Trolle ließ ich dabei nicht aus den Augen. „Rotz und Reiher!", rief der eine Troll, „Bert! Bert! Guck, was mir aus dem Zinken geflutscht ist. Es hat Arme und Beine und alles."
„Was ist das?", fragte der, der anscheinend Bert hieß. „Ich weiß nicht. Aber es ist eklig, wie es rumzappelt." Er warf Bilbo auf den Boden, wo er sich schnell wiederaufrichtete.
„Was bist du? Ein übergroßes Eichhörnchen?"
„Ich bin ein Meister... Äh, Hobbit.", antwortete Bilbo verängstigt.
Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.
Fast hätte Bilbo sich verraten.
„Kann man ihn braten?", fragte einer der Trolle. „Wir können's ja versuchen."
Sie versuchten Bilbo zu fangen. „Der gibt doch bloß einen Happen. Da bleibt nicht mehr, ohne Haut und Knochen."
„Vielleicht sind noch mehr Meisterhobbits in der Nähe. Dann könnten wir Pastete machen." „Fang ihn!"
Die Trolle versuchten Bilbo zu fangen, doch er war zu flink.
„Er ist zu schnell.", stellte einer der Trolle fest. Sie scheuchten Bilbo hin und her. „Komm her, du Kleiner." Er packte Bilbo an den Beinen und hob ihn hoch.
„Hab ich dich. Haben sich noch mehr von euch hier versteckt, wo sie nichts zu suchen haben?", fragte einer drohend.
Leise legte ich einen Pfeil ein. „Nein.", stotterte Bilbo. „Er lügt."
„Nein, tu ich nicht!" „Halten wir doch seine Zehen übers Feuer. Ich will, dass er plärrt!"
In diesem Moment kam Kili aus dem Gebüsch gestürmt und verletzte den einen Troll, der ihm am nächsten war. „Lass ihn runter.", befahl er. „Wie war das?" „Ich sagte, lass ihn runter."
Da er einen Moment zu lange zögerte schoss ich den Pfeil ab.
Dieser traf direkt ins Auge des Trolls. Er schrie auf und warf Bilbo in Richtung Kili.
Die beiden fielen zu Boden.
In diesem Moment kamen die anderen Zwerge aus dem Gebüsch gestürmt.
Ein wilder Kampf begann. Ich schlich schnell zu den gefangenen Ponys und half Bilbo sie zu befreien.
Einer der Trolle bemerkte uns und schnappte Bilbo. Ich konnte zum Glück ausweichen und kletterte zu meinem alten Baum zurück, von wo aus ich alles beobachtete. Inzwischen hatten die Zwerge auch bemerkt, was Sache war. „Bilbo!", rief Kili und wollte zu ihm, doch Thorin hielt ihn auf. „Nicht."
Zwei Trolle hielten Bilbo an Armen und Beinen, in der Luft, fest. „Schmeißt die Waffen weg, sonst reißen wir ihn auseinander.", befahl der rechte Troll.

Kili sah zu Thorin, der nach kurzem Zögern sein Schwert in den Boden steckte. Wütend warf Kili seins auf den Boden, ebenso wie die anderen Zwerge.
Nach kurzer Zeit wurde ein Teil der Zwerge über dem Feuer gebraten, während der andere Teil in Säcke gepackt auf dem Boden lag.
Ich überlegte. Plötzlich hatte ich eine Idee, wie ich ihnen helfen konnte.
Ich verwandelte mich in einen Falken und machte mich auf die Suche nach Gandalf. Da er fast immer von den Elben und von Herr Elrond gesprochen hatte, ahnte ich, dass er in Imladris war. Auch Bruchtal genannt.
Nach einer Weile hatte ich mein Ziel erreicht. Das Geheime Tal der Elben.
Ich war zwar noch nie hier gewesen, doch meine Ziehmutter hatte mir viel von Bruchtal erzählt, auch wo ich es finden konnte.
Schon bald sah ich, dass Elrond und Gandalf auf einer Terrasse standen und sich unterhielten. Ich flog hinter eine Säule und verwandelte mich zurück in einen Menschen.
Dann trat ich aus meinem Versteck. „Gandalf!"
Erschrocken drehten sich die beiden um. Elrond musterte mich misstrauisch, Gandalf eher besorgt. „Was macht Ihr hier, müsstet Ihr nicht bei den anderen sein? Ist etwas passiert?", fragte der Zauberer.
Zur selben Zeit fragte Elrond: „Wer seid ihr? Wie seid Ihr nach Imladris gekommen?"
„Immer langsam." Ich wandte mich erstmal an Gandalf, da mir die Zwerge wichtiger waren. „Gandalf, die Zwerge und Bilbo brauchen Hilfe. Wir sind auf drei Bergtrollte gestoßen. Sie hatten vier unserer Ponys entführt. Es gab einen Kampf. Als ich die Zwerge zuletzt gesehen habe, hing die eine Hälfte über dem Feuer, während die anderen in Säcke geschnürt auf dem Boden lagen. Ich kann allein nichts gegen drei Trolle ausrichten, deswegen habe ich mich auf den Weg gemacht, um Euch zu suchen."
Die beiden Männer schwiegen einen Moment. Dann durchbrach Gandalf das Schweigen.
„Ich werde kommen." „Gut." Nun wandte ich mich dem verwirrten Elrond zu.
„Goheno nin (Verzeih mir). Ich bin Esthelwen und freue mich Euch endlich kennen zu lernen.
Allerdings müssen wir jetzt los. Ich weiß nicht wie lange meine Gefährten noch durchhalten."
Ich wollte aufbrechen, doch Gandalf hielt mich davon ab.
„Wartet, Esthelwen. Ich denke es wäre das Beste, wenn Ihr hierbleibt. Ich werde zu den Zwergen gehen, sie befreien und dann hierherführen. Wenn Ihr es erlaubt, Herr Elrond."
Der Elb zögerte kurz, dann gab er die Erlaubnis. Also machte Gandalf sich auf den Weg zurück, während ich hierblieb. 

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Schattenkriegerin - Die geheimnisvolle Fremde (eine Hobbit FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt