3. Kapitel

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Während die Zwerge sangen, wurde Esthelwen an ihre Vergangenheit erinnert. Allein schon bei dem Wort Nebelberge schauderte sie. Und bevor sie es verhindern konnte holte die Vergangenheit sie ein.

Nachdem meine Heimatstadt überfallen und mein Vater getötet worden war, floh meine Mutter mit meinem Bruder und mir nach Bruchtal. Ein weiterer Dunedain begleitete uns, allerdings kannte ich seinen Namen nicht. Er war auf jeden Fall ein guter Freund meines Vaters gewesen, soviel wusste ich noch.
Wir hatten schon fast die Grenze Bruchtals erreicht – wir waren zu Pferd unterwegs – als schwarze Gestalten auftauchten. Sie ritten direkt auf uns zu und hatten die Waffen gezogen. „Schneller!", rief der Freund meines Vaters, doch meine Mutter war schon geschwächt. Sie hielt mich schützend an sich. Die schwarzen Gestalten waren schon nah. Und dann ging alles ganz schnell. Bevor sie angriffen, sagte meine Mutter noch zu mir: „Ich liebe dich und deinen Bruder mehr als mein Leben. Bitte vergiss das nie. Folgt eurer Bestimmung. Egal was kommen mag." Das waren die letzten Worte, die ich je von ihr hören würde. Dann nahm sie ihre Kette ab und hängte sie mir um den Hals.
Meine Mutter war so mit mir beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass der andere mit meinem Bruder schon weit vorausgeritten war und dass die Fremden uns eingeholt hatten.
Vaters Freund sah zurück und wollte meine Mutter warnen, doch es war schon zu spät. Sie merkte es erst, als das Schwert sie schon durchbohrt hatte.
Entsetzt riss sie die Augen auf.
Die Spitze des Schwertes drang so tief ein, dass sie sogar eine Wunde auf meinem linken Arm hinterließ. Bevor meine Mutter vom Pferd fiel nahm mich einer der Fremden zu sich. Für einen kurzen Moment sah ich eisblaue Augen, die mich kalt anstarrten. Die Fremden wollten nun anscheinend auch meinen Bruder holen, doch bevor sie Vaters Freund weiterverfolgen konnten, kamen Elben angeritten.
Daraufhin flohen die Fremden und nahmen mich mit. Meine Augen waren bereits geschlossen und ich atmete nur noch schwach.
Das Einzige, was ich von der folgenden Reise noch weiß, ist das wir über schneebedeckte Berge ritten, und dass wir schnell waren. Irgendwann verlor ich das Bewusstsein. 

Als Esthelwen wieder in der Gegenwart war, merkte sie, dass die Zwerge immer noch sangen.
Sie machte es sich auf dem Grass-Dach gemütlich, lauschte den leiser werdenden Stimmen der Zwerge und schlief irgendwann ein. 

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Schattenkriegerin - Die geheimnisvolle Fremde (eine Hobbit FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt