Die Woche verging wie im Flug. Jedes Mal wenn etwas drohte zu eskalieren war irgendjemand der Valikov Familie da um mich oder die anderen da raus zu holen. Heute war es endlich so weit, ich würde aus diesem Höllenloch verschwinden und das für so gut wie immer.
Ich liebe meine Eltern und meine Familie, aber ich werde keine Sekunde länger als nötig hier verbringen. Auf das könnten alle ihren Arsch verwetten. Nicht mit mir Baby. Gerade klebte ich die Letzte Umzugsbox zu und beschriftete sie mit KLEIDUNG. Ich hatte viele Kleidungsstücke, aber einige, die, die ich nicht mehr wollte würde ich hier lassen und meinen Eltern sagen, sie sollten sie spenden. Sie konnten tun und lassen was sie wollten mit diesen Kleidungsstücken, denn sie können sie Lizzy nicht geben, denn dafür hatte sie erstens zu wenig Oberweite und zweitens nicht genug am Hintertürchen. Sie kam eben nach Mum. Und ich, keinen Ahnung woher ich diese Mons Trümmer habe.
"Bist du bald fertig?" Luz stand am Türrahmen gelehnt und traute sich mir ein aufmunterndes Lächeln zuzuwerfen, jetzt, da niemand zusah. "Ja, das war die letzte Kiste." Ich stemmte meine Arme in die Hüfte und sah mich in meinem Zimmer um. Es wirkte leer, verlassen. Genau nach meinem Geschmack. Blue Junior lag auf dem ungezogenen Bett und wirkte unruhig, verständlich, denn mein Zimmer hatte noch nie so ausgesehen. Ohne ein weiteres Wort nahm Luz die Kiste und verschwand wieder, vermutlich um mir etwas Zeit mit meiner vorbeiziehenden Kindheit zu geben. Natürlich war ich etwas traurig, immerhin verbrachte ich meine gesamte Kindheit in diesem Zimmer, aber es war nun einmal Zeit weiterzuziehen. Also sah ich mich noch einmal um, nahm jedes kleinste Detail auf und bewegte mich dann Richtung Tür. Blue sprang sofort vom Bett und folgte mir. Ein letzter Blick und dann schloss ich die Tür hinter mir zu. Maeve kam mir entgegen. Hailys kleine Schwester war die einzige von den drei Mädchen, die Bodenständig waren und keine Probleme bereitete. "Tu mir den Gefallen und pass auf Blue auf, du weist genau, dass sonst niemand mit ihm Gassi geht, okay?" ich nahm sie in den Arm und verabschiedete sie stumm, doch das was sie jetzt sagte traf mich unvorbereitet. "Lizzy hat sich dein Handy genommen und Coen angerufen. Er wird gleich hier sein und ein Drama machen, aber das hast du nicht von mir." Dann war sie auch schon in ihrem Zimmer verschwunden. Ich seufzte, ich hätte es wissen müssen, dass dieses kleine Miststück mir keinen friedlichen Abgang gewähren würde.
Ich ging die Treppe nach unten, steuerte direkt auf Lizzy zu, die durch mein Handy scrollte. Alle, die mich kommen sahen sprangen besorgt auf, doch sie hielten mich nicht auf. Ich riss ihr das Handy aus der Hand und warf es mit so einer Wucht gegen die Wand, dass es zersplitterte. "BELLA" schrie meine Mutter, doch ich sah sie nicht einmal an. Lizzy hingegen sah mich nur grinsend an, aber das würde ihr bald vergehen. Ich holte aus und dann landete meine Hand mit einem lauten Klatscher auf ihrer Wange. Das Geräusch hallte förmlich durch das Haus, so still waren alle geworden. "Du bist so ein Miststück Elisabeth. Du hast keine Ahnung wie lange ich das schon machen wollte. DAS war dafür, dass du gerade meinen Exfreund angerufen hast, damit er herkommt und ein Drama veranstaltet." Hinter mir schnaubte jemand wütend, vermutlich war es Haily. "Und DAS.." erneut klatschte meine Hand auf die Wange, nur diesmal auf die andere. "DAS war für all die Sachen die du mir in den letzten drei Jahren angetan hast. Dafür dass du mich damals von dieser Leiter geschubst hast und ich drei Wochen im Krankenhaus liegen musste, damit man all die Nägel herausziehen konnte, auf die ich gefallen war und all die Knochenbrüche richten konnte. Dafür dass du in der Schule immer jedem erzählt hast ich wäre eine Schlampe und ich dann keine Freunde finden konnte, bis ich mich für eine ausgegeben habe. Dafür, dass du es geschafft hast mein Leben hier zur Hölle zu machen, aber eins sage ich dir und kleine Bitch. Das Leben, das ich ab heute in New York führen werde, an das wirst du nicht einmal mit einem viel zu flachen Hintern rankommen. Du hast gewonnen, LA gehört dir und ich gehe. Aber vielleicht, vielleicht merkt unsere Familie ja jetzt, was für ein kleines Monster du bist. Der Liebling der Familie, dem immer geglaubt wurde und ich, der die immer Ärger für etwas bekommen hat, das eigentlich du warst." "Bella" meine Mum sah mich entsetzt an. "Mit euch habe ich gerade nichts zu bereden, aber vielleicht macht ihr endlich mal die Augen auf." Ich grinste meine kleine Schwester an, die ihre Wangen hielt und der Tränen hinunterliefen, jetzt sah sie mich entsetzt an, den Ausdruck, den ich sonst immer hatte, wenn sie mit etwas davonkam. Ich drehte mich um und ging auf die Türe zu, aber an der Schwelle drehte ich mich noch einmal um und sagte: "Ach ja, du bist richtig gut darin Unterschriften zu fälschen. Sie fällt in fast jedem Fach durch. Ich hatte ein kleines Gespräch mit den Lehrern. Weist du, ich hätte es nie rausgefunden wenn du nur Mums Unterschrift gefälscht hättest, aber meine dann unter ein Formular für den Ausflug zu setzten, das war ein Fehler, denn die Lehrer sind zu mir gekommen und haben mich gefragt warum ich und nicht Mum unterschrieben habe. Ich wünsche euch noch einen schönen Sommer, vielleicht komme ich ja zu Weihnachten, ich weiß noch nicht." Dann trat ich ins Freie.
"Bella, geh nicht, du machst einen Fehler." Coen stieg aus seinem teuren Jeep und kam auf mich zu. "Haily, wo ist dein Baseball Schläger?" sie grinste und warf ihn mir zu. "Ich hatte gehofft zu würdest ihn brauchen." "Bella, ich liebe dich. Du warst immer die einzige für mich." Ich ging auf ihn zu, hob meine Faust und traf sein Kinn perfekt, dann schubste ich ihn und er fiel einfach ins Gras, jammernd wie ein Baby. "NEIN" schrie er, doch ich holte schon zum Schlag aus und schlug seine Windschutzscheiben ein. Noch ein schlag, und noch einer, bis das Auto nur noch voller Dellen und Kratzer bestand. "DAS WERDE ICH MEINEM DAD SAGEN" kreischte Coen. "Ach ja, dann werde ich der Polizei sagen, dass sie vielleicht einmal die Firma deines Vaters auf Steuerhinterziehung und Geldwäscherei untersuchen sollen." Gab ich trocken zurück und ging zum SUV, mit dem wir zum Flughafen fahren würden. "Dir auch noch ein schönes Leben, du bist wirklich erbärmlich, Coen." Ich drückte Haily den Schläger wieder in die Hand und steig hinter Derek ein. Jetzt, da ich außer Sichtweite war brach ich praktisch in mir zusammen. Derek fing mich auf und legte meinen Kopf auf seine Schulter, seine Hände legte er um mich und drückte fest zu. Tränen rannen mir die Wangen hinunter und ich konnte kaum Atmen. "Das war die beste Show meines Lebens, diese Bitch hast du sowas von fertig gemacht, du hättest die Gesichter deiner Eltern sehen müssen als du das mit den Gefälschten Unterschriften gesagt hast, pure Enttäuschung. Ich glaube eine Weile lang wird deine Schwester kein tolles Leben mehr führen." Haily saß neben mir und verschränkte unsere Arme miteinander. Ich musste kurz Lachen, doch ich besaß nicht die Kraft meinen Kopf von Dereks Schulter zu nehmen. Er strahlte Wärme aus, er war so unglaublich stabil, wie ein Fels in der Brandung. Seine Hand strich durch mein Haar und ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Kopfhaut spüren. "Ein Bühnenreifer Abgang auf jede Fälle" kicherte Ayana. "Hast du etwa wirklich mit diesem Weichei gevögelt?" fragte Jay, der vor mir saß, den Kopf aber nach hinten gedreht hatte. "Melachai" Dereks Stimme war dunkel, gefährlich angsteinflößend und mit einem dicken russischen Akzent unterlegt. Sofort fuhr ein Schauer durch meinen ganzen Körper, aber ich musste lachen.
"Ja, war wohl nicht die beste Entscheidung meines Lebens. Nach einer Zeit wurde es richtig anstrengend die Organismen vorzutäuschen, nachdem er nach drei Minuten zusammengebrochen ist wie ein 12-jähriger Schulbursche." kicherte ich mit den Augen geschlossen. "Hör auf mir ihr über das Thema zu reden, du bist doch selbst noch Jungfrau, Alter" amüsierte sich Aiden über seinen kleinen Bruder. "Danke, dass du es immer wieder hervorhebst, aber selbst wenn ich es mir selbst besorge, dann..." "OKAY, ich glaube das reicht jetzt, wir sind fast da" Unterbrach Sola Jay lachend.
Der Rest war Geschichte, wir kamen am Flughafen an, stiegen in den unglaublichen Privatjet, Derek musste mir helfen, denn meine ganze Kraft hatte meinen Körper verlassen. "Ai, lass mich ihr helfen, Schätzchen, schlaf du ein bisschen." Alyisha setzte sich neben mich und breitete eine Decke über mir aus. "Du weckst etwas elementares in unserem kleinen Genie" kicherte sie. "Er ist sonst immer wie ein Schatten, die letzte Tage war er allerdings ein Schatten, der immer ein Auge auf dich hatte. Ihr beide werdet euch gegenseitig gut tuen, glaub mir, ich spüre das."
Dann schlief ich ein.
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ISABELLA.
Romance[2. Band der Golden Lion Reihe] FREIHEIT. Ein Wort an das ich erst glaubte, als ich aus dem Saftladen mit dem Namen Familie verduftet war. UNSICHTBAR. Ein Wort das mich und meine Stellung in dieser sogenannten Familie beschrieb BITCH. Ein Wort...