Das gerade eben war nicht in Ordnung für mich. Sie machten sich über mich lustig, während des gesamten Essens. Wer hatte dieses überaus köstliche Essen zubereitet? Ganz genau, ich!
Solas Reaktion auf die Jungs lies mich darauf schließen, dass das hier normal war und immer jemand zum Zielobjekt wurde. An sich machte es mir nichts aus, doch es fühlte sich in einigen Millisekunden an, als wäre ich nie von zu Hause weggegangen und würde jetzt mit meiner Familie am Tisch sitzen, welche sich über meine Kochkünste lustig machten. Außerdem tat mein Rücken weh, aber ich ignorierte den Schmerz einfach. Es war normal. Wenn ich so viel stand und ging wie heute, drückte das Gewicht meiner Brüste mein ganzes Gestell nach unten und mein Rücken fing an zu schmerzen. Mittlerweile war ich es schon so gewohnt, dass ich den Schmerz ausblenden konnte, doch heute pochte er noch intensiver als sonst, vermutlich weil ich bald meine Tage bekommen würde. "Bella, alles in Ordnung?" Ich war abgetreten und starrte einfach auf meinen fast noch vollen Teller. "Mir ist der Appetit vergangen." murmelte ich, stand auf und ging in Richtung meines Zimmer, doch noch bevor ich um die Ecke gehen konnte hörte ich Glas zerspringen. "DEREK, fuck Alter du hättest meinen Kopf treffen können!!" Zurück kam nur ein Höllenerschütterndes Knurren, fast bestialisch. "Derek, stetz dich wieder, du hattest kein Recht das Glas nach deinem Bruder zu werfen!" Dieses mal war es ein dumpfes Geräusch. Gespannt lauschte ich an der Tür. "Lernt erst einmal wie man mit Menschen umgeht, ihr seit nicht viel besser als ihre alte Familie. Sie hat das verfickte Essen gemacht." "DEREK, Sprache!" "Ich scheiß auf die verdammte Sprache. Denkt mal drüber nach, ihr seit ein Haufen verkorkster Vollidioten" "Derek!" ein dicker, russischer Akzent lief durch Lizas Aufruf. Stille, denn ich sah gerade noch wie Derek schnurstracks an mir vorbeirannte und mich nicht bemerkte. So schnell wie möglich machte ich mich auf den Weg zu meinem Schlafzimmer und machte die Tür hinter mir so leise wie möglich zu.
Mein Herz raste als ich mich gegen die Tür gelehnt auf den Boden setzte. Es raste nicht, weil ich Angst hatte, sondern weil ich aufgeregt war. Derek hatte mehr als einen Satz mit seiner Familie gesprochen, er hatte mich... verteidigt. Er hatte ein verdammtes Glas nach Jay geworfen, weil dieser sich über mich lustig gemacht hatte. Das wars. Ich legte eine Hand auf mein viel zu schnell schlagendes Herz und dachte noch einmal. Das wars. Er wird mich zu Tode foltern mit diesen dunklen Haaren, den Tattoos, seiner verdammten Größe, diesen Muskeln und diesem verflucht heißen Charakter.
Plötzlich bemerkte ich, dass mir Tränen die Wange hinunterliefen. Ich wollte gar nicht weinen, denn ich wusste, dass Jay das nicht gemacht hat, weil er mich nicht mochte. Es war schlicht und einfach sein Charakter. Aber ich lies meinen Kopf gegen die Tür sinken, schloss meine Augen und gestattete mir zu weinen. Manchmal war es gut die Gefühle rauszulassen. Nicht in allen Fällen, aber vor allem in meinem Fall. Vor meinen Augen spielten sich Szenen ab, wie der eine Tag, an dem sich mein Leben für immer verändert hatte.
"Warum kannst du nicht so sein wie deine Schwester, sie bringt immer gute Noten nach Hause, lernt aber auch fast nichts. Mein Leben wäre so viel einfacher." Mum lies sich auf den Stuhl fallen und zwickte sich in den Nasenrücken um sich zu beruhigen. Meine kleine Schwester stand weinend vor meiner Mutter und versuchte sie davon zu überzeugen, doch zu ihren Freunden gehen zu dürfen. Aber meine Mutter hörte ihr nicht zu, denn sie hatte in der letzten Prüfung 2 Punkte erzielt, von 50.
Mein Vater hatte meine Bruder gebeten mit ihm die Weihnachtslichter vom Dach zu nehmen, doch er war zu sehr damit beschäftigt seine Zunge in den Hals eines Mädchens zu stecken, also musste ich ran. Als wir oben auf dem Dach standen scherzten wir herum und nahmen eines nach dem anderen die Lichter hinunter. Kurz darauf lies mein Vater mich kurz alleine, da er einen Anruf entgegen nehmen musste und warnte mich vorsichtig zu sein. Circa zwei Minuten später kam meine kleine Schwester zu mir und bot an zu helfen. Sie hatte noch immer rot Augen und aufgeblasene Bäckchen vom ganzen Weinen. Während wir die Lichter abmachte versuchte ich sie aufzumuntern und ihr anzubieten ihr in allen Fächern zu helfen. Bei den letzten Lichtern, die ganz am Rand waren sagte ich ihr sollte sie zurückbleiben, denn es war gefährlich. Ich war vorsichtig, doch dann spürte ich Hände an meinem Rücken, die mir einen ruck gaben und ich fiel. Ich sah ihr böse grinsendes Gesicht, dann wurde alles schwarz.
Später wachte ich im Krankenhaus wieder auf, überall waren Schläuche und mein ganzer Körper tat mir weh. Alles war einbandgiert, einfach alles. Meine Ohren klingelten, langsam sah ich mich im Raum um. Lizzy saß an einem kleinen Tisch und schrieb in ihr Aufgabenheft, meine Mutter schrie den Arzt and und ein Vater fuhr sich angespannt über das Gesicht. Es lagen Schatten unter seinen Augen. Er hatte sich sicher die Schuld gegeben, dass ich gefallen war, denn er hatte mich alleine gelassen. Ich schätzte, dass niemand wusste, dass Lizzy mich geschubst hatte, ich hatte keine Ahnung ob sie mich umbringen wollte, oder einfach nur verletzten wollte, denn so hoch, dass ich auf der Stelle sterben hätte können oder lebensbedrohliche Blutungen davonhätte tragen können, so hoch war unser Haus dann auch wieder nicht. Ich sah meine Schwester an, die leicht lächelnd auf ihr Heft hinabschaute, als würde es ihr Freude bereiten hier zu sein. Dann sah ich auf die Digitaluhr am Fernseher, der anzeigte, dass ich drei Tage lang geschlafen hatte. Mist, ich hatte meine Matheklausur verpasst, dabei hatte ich mich so gut auf die vorbereitet. Coen kam ins Zimmer, der Unfall war drei Wochen, nachdem wir zum ersten Mal zusammengekommen waren. Damals, wo wir wirklich noch Gefühle füreinander gehabt hatten.
Diese zwei Wochen in denen ich im Krankenhaus lag waren die schönsten meines Lebens, ironischerweise. Es waren 14 Tage in denen sich meine Eltern um mich kümmerten, aber sobald wir zu Hause waren und Lizzy mich zwang ihre Schulprojekte für sie zu machen und ich "schlechtere" Noten schrieb, ab diesem Zeitpunkt war ich wie Luft für sie.
Leise kratzte es an meiner Tür, was mich aufschrecken ließ. Es war ein wimmern zu hören, also war es kein Mensch. Gut. Langsam öffnete ich die Türe und sah einen rieseigen Hund vor meiner Türe sitzen, mich fast schon traurig anschauend. Er schlich an der Tür vorbei und kam in mein Zimmer, tippte dabei immer wieder gegen meine Oberschenkel. Da er so groß war kam er locker an meine Hüfte heran. "Hi Buddy, wer bist du denn?" Als würde er mich verstehen hielt er mir seinen Nacken hin. Kurz war ich verwirrt, denn bei Hunden war das eigentlich eine Art Unterwerfung, vor allem bei Wolfshunden, so wie ihm, oder ihr." "Thunder, der Name passt irgendwie zu dir" murmelte ich und streichelte ihm über den Kopf. "Wo ist dein Herrchen, ist er nicht hier." Er sah mir in die Augen. Sola hatte mir erzählt, dass Derek und Aiden auch jeweils einen Hund hatten. Ich bezweifelte, dass Aidens Hund gesellig war, deshalb nahm ich an, dass Thunder Derek gehörte.
Mein Handy, das auf dem Bett lag leuchtete auf. Es war meine Mum.
Es tut mir schrecklich leid, dass ich das nie gesehen habe. Es würde uns freuen, wenn du dich melden würdest, wenn du bereit bist.
Wow. Emphatisch. Ich legte das Handy auf den Nachtkasten und entschied mich dazu ins Bett zu gehen. Produktiv würde ich heute eh nicht mehr sein, also könnte ich gleich meinen Schönheitsschlaf einfordern. Zum Schlafen zog ich mir ein oversized T an, mehr trug ich nie während ich schlief. Ich kuschelte mich in die Decke und sah auf den Boden neben dem Bett, da wo Thunder saß. "Komm schon rauf" ich klopfte auf die Matratze und keine Sekunde später sprang er schon rauf und kuschelte sich neben mich. Kurz stupste er mich mit der Nase an, als würde er mir sagen wollen, dass ich mir keine Sorgen machen musste, denn er war da und würde mich beschützen. Ich vergrub meine Nase und meine Hand in seinem weichen Fell, spürte, wie er ganz ruhig ein und ausatmete... wären dessen triftete ich irgendwann ab, in einen ruhigen, traumlosen, erholenden Schlaf.
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ISABELLA.
Romance[2. Band der Golden Lion Reihe] FREIHEIT. Ein Wort an das ich erst glaubte, als ich aus dem Saftladen mit dem Namen Familie verduftet war. UNSICHTBAR. Ein Wort das mich und meine Stellung in dieser sogenannten Familie beschrieb BITCH. Ein Wort...