Nick& das magische Muttermal

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Bis zum Mittag hatte ich mir irgendwie die Zeit im Zimmer vertrieben, nun schlenderte ich in den Speisesaal. Diesmal war er bereits voll als Hanna und ich dort ankamen und es war kein einzelner Tisch mehr frei.

Ich blickte zu Hanna wessen Blick suchend durch den Saal streifte, dann sagte sie plötzlich: "Hey, schau mal, Jonny winkt zu uns, da sind noch Plätze frei. Wollen wir hin?"
"Nein", sagte ich entschlossen, "Ich geh mit zu Coco, sorry."
Dann machte Hanna einen genervten Gesichtsausdruck, wir holten uns beide die Kartoffelsuppe von Frau Wendling und setzten uns an verschiedene Tische. Sie zu Jonny und ein paar weiteren Jungs und ich zu Coco und ein paar anderen Mädchen.
Mit Coco sprach ich dann wieder mal über unser Lieblingsthema.

Es war keine Eifersucht in mir, ich hatte nur keine Lust mich mit irgendwelchen fremden Jungs über irgendwelche uninteressanten Themen zu unterhalten, dass war bei Coco um einiges angenehmer.

Hin und wieder schaute ich zu Hanna herüber und mich wunderte es schon etwas, dass sie in Jonnys Gegenwart nicht die ganze Zeit rot anlief, wie wild kicherte und das sie volle Sätze sprechen konnte, nachdem wie sie sich heute morgen aufgeführt hatte.

Ich brachte dann mit Coco das Geschirr weg und ging zu Hanna rüber, stupste sie an und fragte sie, ob sie mitkam. Sie meinte nur "Nein" und quatschte weiter mit Jonny. Erbärmlich und das nennt man beste Freundin.
Ein Junge am Tisch, den ich heute morgen bereits gesehen hatte, als er Jonny etwas ins Ohr flüsterte sagte dann: "Geh, deine Freundin wartet!"
Ich lächelte zufrieden als Hanna eingeschüchtert ihren Teller nahm und vom Tisch zur Abwäsche ging, ohne auf das "Bis nachher, ihr Beiden" von Jonny etwas zu sagen.

"Den mag ich", sagte ich mit breitem Lächeln zu Hanna, als wir zu unserem Zimmer zurück kamen, ohne das ich das was ich sagte wirklich ernst meinte.
"Toll!", sagte Hanna verärgert, "Du bist doch nur eifersüchtig!"
Sie schmiss sich auf ihr Bett und starrte zur Decke.
Zorn stieg in mir auf: "Natürlich! Deswegen war ich ja auch so scharf darauf mit am Tisch zu sitzen! Langsam reichts mir mit dir!"

Ich ging im Laufschritt aus dem Zimmer, mein Ziel war der wunderschöne Ort im Wald, es war der beste Ort der mir einfiel.

Ich ging wieder den Pfad entlang und beobachtete die Sonne die sich durch die Bäume kämpfte und Eichhörnchen, welche die Bäume entlang sprangen.

Ich hatte nicht bemerkt das mir jemand gefolgt war und erschrak als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte.
Ich schaute von der Hand hoch in das Gesicht von dem Jungen, den ich heute schon zum dritten Mal sah. Es war der Junge von eben der mir bei Hanna 'geholfen' hatte.

"Alles okay?", fragte er mich leicht außer Atem.
"Hanna", murmelte ich nur. Wir gingen zu meinem mittlerweile liebsten Ort auf diesem Gelände.
"Krass", sagte er und blickte sich um, "Das kenne ich ja garnicht." "Gehst wohl nie spazieren", sagte ich lächelnd aber ernst gemeint. Sein Gesichtsausdruck bestätigte meine Aussage und sofort fiel mir wieder diese seltsame Atmosphäre auf, dieses seltsame Gefühl in seiner Nähe. Wie bei Coco, Lara oder meiner Mutter. Wir setzten uns auf eine der Bänke, da wo ich auch mit Lara gesessen hatte, außer uns war niemand hier.

"Kommst du nachher auch zum Skatepark?", fragte der Junge mich.
Ich nickte und bereute gleichzeitig heute Morgen zugestimmt zu haben, weil ich ahnte, dass nichts Gutes dabei raus kommen konnte.
"Ich skate auch, ich bin übrigens Nick", sagte er und streckte mir seine Hand entgegen.
Es war wie ein Deja vu, als ich wie auch bei Lara Nicks Hand schüttelte.
Plötzlich äußerte Nick etwas, was mir kurz die Sprache verschlug: "Du bist eine Zauberin, nicht wahr?"

"Eine was?", fragte ich entstetzt, obwohl ich genau gehört hatte was er gesagt hatte, ich hoffte er würde mehr ins Detail gehen.
"Eine Zauberin", wiederholte er, "die mit Magie arbeitet, du weisst schon. Ich wusste es schon die ganze Zeit, ich spüre es wenn ich im deiner Nähe bin, die Aura eines Zauberers, ich bin auch einer." Ich war verdutzt, Nick beschrieb genau das, was ich auch bei ihm spürte. "Das stimmt", sagte ich, "Ich spüre diese Aura auch. Nicht nur bei dir, auch bei meiner Mutter und meiner Freundin.'
Nick schaute verdutzt: "Hanna? Da spüre ich nichts."
"Nicht Hanna. Coco, dass Mädchen das neben mir saß als du Jonny zu uns geschickt hast." Nick lächelte, er machte den Mund auf um etwas zu sagen, doch er schloss ihn wieder und für einen Moment trat ein unangenehmes Schweigen ein.

Dann sagte er: "Ja, bei ihr hab ich es auch gemerkt. Gab es weitere Anzeichen?"
"Anzeichen?", fragte ich, wobei ich doch gerade so gut verstanden hatte was Nick mir da versuchte zu erklären, "Ich kapier das nicht so richtig.. Eine Zauberin, ich? Und meine Mutter anscheinend auch.. und was ist dann mit meinem Vater?"
Nick antwortete sofort: "Ja, das gibt es oft. Das sich ein Erwachsener, wenn er nichts mehr mit der Magie zu tun haben will einen anderen Partner sucht und ihrer mit Magie geborenen Tochter nichts von ihren Fähigkeiten erzählt. Wie alt bist du wenn ich fragen darf?"

"14."

"14? Mit 15 Jahren hättest du die ersten Anzeichen deiner Familienvermächtnisse bekommen. Zum Beispiel-" Er nahm sein breites Lederarmband vom seinem Handgelenk ab und zeigte mir ein Zeichen auf seinen Blutadern.
Es sah aus wie ein schwarzes Tattoo, ein 'T' und darum war eine Schlange, wie ein Kreis geschlängelt. "Das T steht für Thadon. Ich bin Nick Thadon. Bei dir wird dann auch ein Buchstabe und ein Tier oder Symbol oder ähnliches erscheinen."
Er legte sich das Armband wieder um. "Mit Anbruch deines 15. Lebensjahres schneidet sich dieses Symbol auf deine Blutadern. Wenn du reinblütig, also von zwei Zauberern gezeugt wurdest, dann leuchtet dein magisches Muttermal sogar bei Mädchen rot und bei Jungs blau auf, wenn ein Zauberer es berührt."

Ich war gepackt von diesem Thema und hätte mich noch eine Ewigkeit mit Nick darüber unterhalten können, naja, zumindest bis jemand an den Ort kam. "Wow. Und wie alt bist du?", fragte ich Nick.

"15", sagte er und lächelte, "Komm lass uns zum Skatepark, sonst verpassen wir das Treffen noch." Ich nickte und wir gingen aus dem Wald und in Richtung Skatepark.

Lissy Bell - Schreie aus der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt