Ich setzte mich auf eine Bank, was wollte mir meine Mutter damit sagen?
Ich wusste, es würde in diesem Brief stehen, doch ich hatte Angst ihn aufzumachen.
Schließlich entschied ich mich ihn zu öffnen, dann kam Nick und setzte sich neben mich. "Alles okay?", fragte er und schaute mir dabei zu, wie ich den Zettel aus dem Brief auseinanderfaltete. Es schien ihm egal, dass ich ihm nicht antwortete und er wartete.
Ich begann mit zitternden Händen den Brief zu lesen.
Liebe Lissy, du bist meine einzige Tochter und ich liebe dich vom ganzen Herzen, dass musst du wissen. Ich habe ich in der Hoffnung, dass du hier Freunde finden würdest die Zauberer sind und so ist es wohl gekommen. Ich habe es selber nicht übers Herz gebracht dir die Wahrheit zu sagen. Du musst wissen, dass ich über alles benachrichtigt worden bin, was du im Lager gemacht hast. Es bricht mir das Herz, wenn ich daran denke das du fast gestorben wärst und ich dir nicht geholfen habe, dass ich dir nicht die Wahrheit über deinen Vater und über diese Seelen nie gesagt habe. Du hast durch dein Muttermal wohl schon erfahren, dass wir Meerjungfrauen sind. Lissy, es tut mir leid, aber ich werde und muss einfach gehen. Ich habe die Beziehung zu deinem Stiefvater abgebrochen und ich kann so nicht weiterleben, mit allem. Auch wenn es mir das Herz bricht, ich werde nach Kroatien auswandern, mir ein kleines Haus auf einer Insel kaufen und mich täglich dem Meer und den Meerjungmenschen darin zuwenden. Dann werde ich dort bleiben bis ich sterbe...
Ich konnte es nicht länger aufhalten, ich weinte, doch versuchte weiter zu lesen.
Für dich währe das kein Leben, ich möchte das du auf dieses Internat gehst und das Jahr bis du dort einziehst bei deinen Großeltern in Hamburg verbringst. Ich willl das du weißt, dass ich dich immer geliebt habe und auch immer lieben werde. Deine Mutter.
Ich weinte unerbitterlich, wie konnte sie das nur tun, dass konnte nicht ihr Ernst sein?!
Nick schreckte auf und schaute mich an: "W-was ist los?"
"Lies den Brief, dann weisst du's!", sagte ich und zeigte auf den Brief am Boden, der mir wohl aus der Hand gefallen war. Ich wollte nicht das mich jetzt alle weinen sahen.
Ich wollte einfach nur noch weg, ich rannte so schnell wie ich konnte in den Wald und dann irgendwo hin, Hauptsache weg von den anderen. Als ich sehr tief im Wald war und meine Kraft langsam aufgab, ließ ich mich auf einem umgefallenen Baum nieder und weinte.
...es tut mir leid aber ich werde und muss einfach gehen... ...kann so nicht weiterleben, mit allem... ...dann werde ich dort bleiben bis ich sterbe... ...auch wenn es mir das Herz bricht, ich werde nach Kroatien auswandern... ...Ich willl das du weisst, dass ich dich immer geliebt habe und auch immer lieben werde...
Diese Zeilen waren wie Gift für mich, sie schwirrten unaufhörlich in meinem Kopf herum. Mein Kopf schmerzte schrecklich und ich weinte so bitterlich, wie ich es noch nie getan hatte, mir war mit einem Mal alles egal.
Dann fing es an zu regnen, doch es war mir egal, ich legte mich hin und weinte weiter.
"Lissy!", schrie eine bekannte Stimme von irgendwo, doch ich antwortete nicht und setzte mich nur auf, ohne mit dem Weinen aufzuhören.
Ich wusste nicht wo ich war und mir war egal wer diese Stimme war, die nach mir zu suchen schien.
"Komm mit, bitte!", schrie eine andere Stimme und ich stieg vom Baumstamm ab und ging einfach irgendwo hin und hatte auf einmal ein wenig Hoffnung, dass es diese Stimmen waren.
"Lissy!", schrie wieder die erste Stimme. Ich ging schneller und weinte mehr, doch ich veruschte weiter zu laufen. Dann sah ich wie zwei Gestalten dort vor mir standen, sie sahen mich an und ich wusste das es Nick und Coco waren.
Ich fiel auf die Knie, unter mir war matschiger Waldboden und nasse Laublätter. Ich kam mir so unglaublich schwach vor.
"Lissy", sagte die eine Gestalt, beide kamen auf mich zu, halfen mir aufzustehen und Nick gab mir seine Jacke, ich zog sie über, doch konnte nicht spüren ob es dadurch wärmer war.
Es regnete immer doller und ich konnte nicht mit Weinen aufhören.
"Ich weiß es auch", sagte Coco und wir gingen aus dem Wald, dann blieb ich stehen und fragte: "Sind die anderen noch da?"
"Ja, aber ich sag ihnen das sie gehen sollen, wenn du das willst. Wir könnten dich erstmal mit zu uns nehmen wenn du möchtest", antwortete Nick.
"Ja, bitte", sagte ich und ich hörte auf zu weinen. Dann rannte Nick zum Park, wenig später sah ich wie alle die gekommen waren sich vom Gelände entfernten.
Ich lief schwerfällig mit Coco zum Park und es regnete immer mehr, ich zog die Kaputze der Jacke über meine Haare und wartete auf das, was als nächstes geschehen würde.
Nick hob den mittlerweile schmutzigen und nassen Brief und den Umschlag von der Bank auf und kam zurück zu Coco und mir.
Dann gingen ich und Coco auf unsere Zimmer und packten unsere Sachen.
"Wir schreiben", sagte Coco umarmte mich und verschwand aus dem Zimmer.
Ich nahm mein Koffer und meine Taschen und verschwand ebenfalls aus dem Zimmer.
Dann ging ich durch die Haupttür und überall standen Autos, Kinder und ihre Eltern mit Regenschirmen in den Händen, die Koffer in die Autos hieften. Manche Kinder verbabschiedeten sich noch von den anderen.
Als ich Nick gefolgt von zwei Erwachsenen welche Taschen schleppten sah, folgte ich ihnen und blieb vor einem Auto stehen. Der Mann (wahrscheinlich Nicks Vater) nahm mir meine Taschen ab und packte sie wortlos in den Kofferraum.
Nicks Mutter kam zu mir und sagte: "Es wird alles wieder gut, meine Hübsche. Steig ein!" Sie war sehr freundlich und ich stieg ins Auto, machte die Tür zu und schaute aus dem Fenster an welchem Regentropfen herrunter rinnen. So hatte ich mir den Abreisetag und schon garnicht meinen Geburtstag vorgestellt.
Während der Autofahrt hatte ich gedankenverloren aus dem Fenster geschaut. Danach ging alles ganz schnell: Nick führte mich durch sein großes und modern eingerichtetes Elternhaus und er und seine Eltern schleppten die Taschen hoch.
Ich zog Nicks Jacke aus, packte sie vorsichtig auf einen von seinen Koffern und setzte mich auf das Bett in seinem Zimmer. Seine Eltern mussten reich sein und sehr viel Magie im Haushalt benutzen.
Nick hatte ein großes Zimmer, ein großer Fernseher hing an der Wand und wenn Sonne strahlte musste sehr viel Licht durch diese riesigen Fenster strahlen und den Raum mit Licht durchfluten.
Auf dem Kronleuchter schwebten solche kleinen Lichtbälle. Als Nick mit seiner Hand auf der Klinke zu ihnen nach oben blickte, schwebten sie aus dem Raum, dann schloss er die Tür.
Nick stellte noch eine Tasche zu den anderen und fragte mich: "Geht's dir gut?"
"Grenzwertig", sagte ich knapp und schaute aus dem riesigen Fenster. Ich hatte gar nicht wahr genommen, dass ich aufgehört hatte zu weinen und jetzt klebten meine Augen.
"Deine Eltern sind reich, oder?", fragte ich ohne ihn anzuschauen.
"Ja.. aber das ist ja egal", sagte er, ich schaute zu ihm herüber und er setzte sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
"Was ist mit meinen Großeltern? Wissen sie das ich hier bin?", fragte ich.
"Ja", sagte er, "sie waren nicht begeistert, aber sie holen dich morgen gegen 14:00 Uhr ab."