Geständnisse

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Es waren schreckliche, flehende Schreie und Rufe, eine Frau weinte, der wichtigste Mensch in ihrem Leben musste gestorben sein. Schmerzhafte Schnitte zogen sich in meine Beine, ich spürte es.
Ich riss meine Augen auf und erwachte, ich musste als ich mich gestern wütend hingelegt hatte eingeschlafen sein. Ich war schweißgebadet. Ich schaute auf den Wecker auf meinem Nachttisch, es war vier Uhr morgens. Hanna im Bett gegenüber schlief noch, am liebsten hätte ich ihr irgendwas ins Gesicht geschmiert und an alle ihre Freunde gesendet, meine Freundin war sie nicht mehr.

Ich lief in der Hoffnung das alle schliefen ins Bad und wollte gerade ans Waschbecken als plötzlich Coco vor mir stand, sie schien gerade aus dem Bad schleichen zu wollen.
Wir blieben beide wie angewurzelt stehen und fragten wie im Chor: "Was machst du denn hier?"

Es war für mich an der Zeit mich Coco zu öffnen, es hatte keinen Zweck, ich musste es wenigstens meiner einzigen Freundin anvertrauen. "Ich habe schlimme Träume Coco", sagte ich und ich konnte es nicht aufhalten- zum ersten Mal weinte ich darüber, "Flehende Schreie und weinende Menschen- verzweifelte Personen! Und während ich das träume, werden mir diese Wunden zugefügt!"
Coco war ganz perplex, sie hatte wohl mit etwas harmlosen gerechnet. Ich zog meine Jeans etwas hoch und zeigte ihr die tiefen Schnitte, die sich wie vermutet in meine Beine geschnitten hatten.
"Oh Gott", sagte Coco, riss die Augen auf, schlug die Hände vor ihren Mund und bückte sich, mit ihrem Finger fuhr sie dann knapp an einer der Wunden vorbei, "das musst du jemandem sagen ins zeigen!"
"Alles bloß das nicht!", sagte ich zu Coco, weitere Tränen rinnen mir über die Wange, zog meine Jeans wieder runter, wir richteten uns wieder auf und ich versuchte nun ernst zu bleiben, "Du bist dran!"
"Ich-", sagte Coco und nach einem Moment schien sie entschlossen mir die Wahrheit sagen zu wollen, "bin zu meiner Oma gegangen. Sie ist schwer krank."
Was? Ich schaute sie misstrauisch an.
"Mensch Lissy, schau doch nicht so!", sagte sie empört, "Ich bin eine.. Oh Gott: eine Zauberin! Ich habe mir aus der Toilette eine Art Reiseportal gezaubert."

Ich war schon etwas geschockt und stotterte: "Ich..ähm..okay. Ich wahrscheinlich auch."
Coco schlug sich vor Freude die Hände vor den Mund: "Du bist eine Zauberin? Wie cool ist das denn!? Dann kannst du ja auch deine Eltern besuchen!"
"Ähm, nein", sagte ich und das freudige Lächeln auf Cocos Gesicht schwand, "Ich kann nicht zaubern."
"Wie?", fragte Coco verwirrt, "Aber du bist doch eine Zauberin?!"
"Ja", sagte ich, "ich habe es erst gestern erfahren! Meine Mutter hat es mir nie erzählt."

Ich schaute enttäuscht zum Boden.
"Oh. Ich geh dann mal lieber. Nicht das uns noch jemand erwischt", sagte sie, zwinkerte und verließ das Bad.

Ich ging zum Waschbecken und schmiss mir kaltes Wasser ins Gesicht.
Nun hatte sich das Mysterium um die Toilette auch gelöst.
Ich trocknete mein Gesicht mit einem Handtuch und stellte erschrocken fest, dass nun Blut darauf war. Ich schaute in den Spiegel und stellte fest, dass die Schlitzwunde auf meiner Stirn wieder blutete. Ich hing das Tuch andersrum wieder hin und ging zurück ins Zimmer

Die nächsten Stunden würde ich lesend in meinem Bett verbringen. Am liebsten hätte ich ja weiter mit Coco geredet, vielleicht hätte sie mir aus ihrer Zaubereierfahrung heraus mit meinen Träumen weiterhelfen können.

Lissy Bell - Schreie aus der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt