Schreie aus der Vergangenheit

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"Was muss ich tun?", fragte Coco.
"Komm mit!", sagte ich und ging ins Bad, wohin sie mir folgte.

Meine Narbe bereitete mir große Schmerzen und meine Kraft war am Ende.

Als ich schnell einen Blick in den Spiegel warf, fiel mir auf, dass die Narbe auf meiner Stirn wieder blutete.
"Scheiße", murmelte ich, wandte mich an Coco und zeigte ihr die fleischige Wunde auf meiner Rippe.

Cocos Blick gleichte dem von Hanna sehr, dann sagte sie entschlossen: "Wir müssen Nick holen.. Und Frau Wendling! Wie sehr schmerzt sie?"

Was war das denn für eine Frage? "Sie brennt wie Feuer. Jeder Schmerz den ich bisher an den anderen Narben gespürt habe ist mild dagegen", antwortete ich.

Dann schaute ich zu Boden und mir war klar das wir jetzt dir Hilfe von Nick un einem erfahrenem Erwachsenen brauchten. Das Problem musste endlich aus der Welt geschafft werden und da schienen drei Zauberer denke ich genau das Richtige gewesen zu sein.

Coco und ich gingen langsam zur letzten Tür des Flures. Unter diesen furchtbaren Schmerzen machte mir einfach alles zu schaffen. Stehen, laufen, gucken, blinzeln, sogar atmen- einfach alles.

Coco klopfte vorsichtig an der Tür, es schien mitten in der Nacht zu sein.

Dann erschien Nick an der Tür, er schien nicht geschlafen zu haben. "Was macht ihr denn jetzt hier?", fragte er verdutzt.

"Zeig's ihm!", forderte Coco mich auf.

Ich machte nichts und plötzlich fing dir Narbe so an zu ziepen, dass ich auf dir Knie fiel und meine Hände vor die Rippe hielt. Grauenhafte Schreie hörte ich in meinem Kopf und ich kniff die Augen zusammen. Ich wollte nichts sehnlicher, als das dieser Schmerz endlich nachlässt. Bitte Schmerz, lass nach!

"Was zum-", hörte ich Coco sagen und sie nickte sich neben mich. "Was ist los?", fragte Nick.

"Kannst du stehen?", fragte Coco und ignorierte Nick. Sir half mir auf die Beine und das Ziepen ließ etwas nach, trotzdem brennte sie noch. Die Narbe pochte wie ein zweites Herz- ich hatte noch nie schlimmere Schmerzen gespürt.

Dann zeigte ich Nick die Narbe. Ich brauchte jetzt einfach nur noch Hilfe. Wieder blickte ich in ein dermaßen entsetztes Gesicht, wie bei Coco und Hanna. Nur diesmal blickte er mir in die Augen und ich konnte aus seinem Blick ein Du tust mir so leid schließen.

"Was willst du tun? Alleine schaffen wir das nie", sagte Nick an Coco gewandt.

"Hol deinen Stab!", forderte Coco Nick auf, "Wir holen Frau Wendling." "Was soll uns die Küchenfrau helfen?", fragte Nick und verschwand in den dunklen Raum (wahrscheinlich um seinen Zauberstab zu holen).

Coco verdrehte sie Augen: "Sie ist eine von uns." Nick kam zurück zur Tür und sagte überrascht: "Ach echt? Okay."

Dann liefen wir alle aus der Haupttür raus aufs Gelände. Es war etwas kälter als sonst und sehr dunkel, nur das Mondlicht erhellte die Nacht etwas.

Wir gingen rüber zum Betreuerhaus und blieben schließlich vor der Eingangstür stehen.

Das Brennrn war unerträglich, doch ich biss die Zähne zusammen und die Tränen wie von alleine aus meinen Augen.

"Es wird alles gut", sagte Nick und legte seine Hand auf meine Schulter. Er musste mein Weinen bemerkt haben. Coco suchte währenddessen die die richtige Klingel.

"Hier- Frau Wendling!", sagte Coco und drückte auf einen Knopf. Nick, der gerade noch neben mir stand ging nun zu Coco. Ich schaute mir das ganze aus ein paar Metern Entfernung an.

Coco klingelte noch einmal. "Wer ist da?", schrillte es dann aus dem Hörer. "Frau Wendling, hier ist Coco", antwortete Coco, "Ich habe einen Zauberer aus dem Lager und eine verletzte Freundin dabei. Bitte helfen sie uns, es ist wichtig." Einen Moment lang kam nichts, doch dann schrillte die Antwort durch den Hörer: "Kommt hoch." Dann summte es, Coco lehnte sich gegen die Tür und die Beiden traten in den Hausflur ein.

Doch ich konnte nicht, denn der stechende Schmerz in meiner Narbe wurde erneut so schlimm, meine Rippen bebten. Die Schreie drangen wieder in meinen Kopf. Ich sank erneut auf die Knie.

Nick rannte zu mir, half mir auf und legte meinen Arm über seine Schulter.

Mit vor Schmerz geschlossen Augen ging ich wie blind voran. Als die Schreie aufhörte und ich die Augen öffnete stand ich vor der ersten Stufe. Dann ging ich mit Nicks Hilfe die Stufen hoch.

Nach zwei Treppen sah ich Frau Wendling im Nachthemd dastehen.

"Danke", sagte ich zu Nick und nahm den Arm von seinen Schultern, "den Rest schaffe ich alleine.

Wir folgten Frau Wendling in eine gemütlich eingeräumte Stube, es roch nach Schokolade.

Coco stand bereits im Raum und schien bereit, Frau Wendling alles zu erzählen.

Als Nick und ich uns auf Frau Wendlings Aufforderung hin setzten und sie auch Platz nahm fing Coco auch schon an, die Tatsachen aufzudecken.

"Also", begann sie, "Sie hat seinen vielen Tagen diese komischen Träume in denen sie Menschen schreien, weinen und flehen hört. Dadurch ziehen sich diese Wunden in ihre Haut. Nick und ich haben schonmal einen Zauber zur Linderung der Schmerzen von den Wunden an den Armen durchgeführt, wodurch wir ihren Schmerz lindern konnten. Doch jetzt hat sie dir schlimmste Narbe seitdem es angefangen hat, an der linken Rippe. Erkläre es selber, Lissy."

Mich wunderte es etwas, dass diese Frau nicht schon längst lachend vom Stuhl gekippt ist. Doch sie schaute mich nur interessiert an. Ich schluckte und versuchte Gedanken zu ordnen, dann erzählte ich: "In dieser Nacht bekam ich nur eine Narbe, sonst waren es immer mehrere, doch sie hat die Wucht von Tausenden. Und diesmal wachte ich mitten in der Nacht auf, statt am nächsten Morgen." "Magst du sie mir zeigen?", fragte sie freundlich und warf einen Blick auf die Narbe an meiner Stirn.

Ich zog meinen Pullover wieder einmal bis zu der Wunde hoch und es war komisch, eine alte Frau mit so einem Schrecken auf dem Gesicht zu sehen.

Doch sie fasste sich wieder und holte dann, tief aus ihrem Schrank einen Zaubererstab.

Ich zog meinen Pullover wieder runter und sie überlegte.

"Das, was du hörst", begann Frau Wendling mit eindringlichem Blick, "das sind so zu sagen Schreie aus der Vergangenheit. Du hörst die Seelen von Verstorbenen. Bisher hatten dies zwei Zauberer die ich kannte und soweit ich weiß gibt es auch sonst keinen Zauberer weiter, der etwas derartiges erlebt hatte. Diese zwei Menschen sind mein Sohn und dein Vater. Ich habe die ganze Zeit gewusst das deine Mutter und du Zauberer seit, seit dem ersten Tag schon. Ich kannte deine Mutter auch vorher schon. Ich denke sie wollte, dass du genau die Zauberer des Lagers kenne lernst und das du irgendwann zu mir kommst und irgendjemand dir alles erklärt. Sie bringt es selber nicht übers Herz. Mein Sohn wäre jetzt 25 Jahre alt und ich muss dir noch etwas sagen mein Liebes.." Sie schaute zu Boden. In meinem Kopf waren so viele Fragen und ich wollte einfach nur, dass sie weiter redete.

Lissy Bell - Schreie aus der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt