Wahre Freunde

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Ich verbrachte den Vormittag damit, mit Coco zu erzählen und mir wurde klar, dass sie eine sehr gute Freundin für mich geworden war. Über meine Träume konnte sie mir leider nichts weiteres erzählen.

Zum Mittag gab es dann mein Lieblingessen- Erbsen, Kartoffeln und Schnitzel.
Wir saßen wieder alle gemeinsam am Tisch ganz hinten rechts vom Raum- es schien unser Stammtisch zu werden.

Es schien mächtig zwischen Nick und Jonny und Jo und Justin gebracht zu haben, wie bei Hanna und mir. Alle sprachen nicht mehr miteinander, hatten ihren eigenen Tisch und gingen sich so gut es ging aus dem Weg.
Doof nur das sie Jungs alle zusammen in einem Zimmer waren und es für sie nicht zu vermeiden war, sich über den Weg zu laufen.
Ich hatte schon Schuldgefühle- schließlich war das ja auch alles irgendwie meine Schuld.

"Wieso", fragte ich Nick am Tisch, "hast du dich eigentlich mit Jonny verkracht?"
"Er hat sich auf die Seite der Anderen geschlagen", antwortete er knapp. "Was hat es eigentlich wirklich mit deiner Narbe auf sich?", traute Jo sich zu fragen und blickte auf meine Stirn.
"Das geht dich nichts an!", sagten Coco und ich gleichzeitig.
"Oh okay", sagte Jo und hob seine Hände wo noch Messer und Gabel drin war auf Schulterhöhe, was denke ich mal Ich gebe mich geschlagen heißen sollte, "Sorry."
Keiner von meinen Freunden wusste das außer Coco, ich fühlte mich etwas mies. Doch ich konnte es ihnen nicht sagen. Nick würde mir vielleicht noch glauben, aber Jo würde mich für geistesgestört halten.
"Es tut mir leid Jo", sagte ich zu ihm, "Aber du würdest mich für verrückt halten, glaub's mir."
"Schon gut", sagte Jo freundlich.

Ab dann aßen alle still weiter bis Frau Witt und zwei fremde Erwachsene in den Saal kamen und eine Durchsage machten.
Frau Witt räusperte sich lautstark und das wilde Gequassel im Saal verstummte.
"So, liebe Kinder. Wer es noch nicht bemerkt hat- heute steht Surftraining auf dem Tagesplan. Wenn ich vorstellen darf: Katharina Marschwald", sie deuete auf die Frau neben sich, ich schätzte sie Mitte zwanzig, "und Roland Gibson-", sie deutete auf den Mann neben sich. "Sie werden heute das Training mit euch durchführen", fuhr sie fort. "Am schwarzen Brett stehen die Gruppen und die jeweiligen Uhrzeiten, bitte schaut in welcher ihr seid und kommt pünktlich vor die Haupttür-", sie deutete auf sie Glastür hinter sich, "wir fahren die Gruppen dann ans naheliegende Meer und dann beginnt auch schon eurer Training. Vergisst die anderen Sachen auf dem Zettel nicht. Viel Spaß euch allen, ihr könnt nun gehen."
Als Frau Witt sich dann zu den Trainern wandte und noch etwas sagte, ging auch schon wieder das Gequassele und Geschirrgeklappere los, die Stille war eigentlich ganz angenehm.
"Na super", murmelte Jo, "Ich hoffe ich bin nicht mit meinem Bruder in einer Gruppe."
Mir stockte der Atem ich hoffe ich bin nicht mit Hanna in einer Gruppe.
"Na dann lasst uns nachsehen und umziehen, wer es noch nicht getan hat und hier wiedertreffen. Okay?", sagte Coco. Gute Idee!
Alle nickte, nahmen das Geschirr, brachten es weg und wir gingen getrennt in die Flure zum schwarzen Brett.
Folgende Gruppen versammeln sich bitte zu folgenden Uhrzeiten vor der Haupttür (Schwimmsachen untergezogen) zum Surftraining: Begann ich zu lesen, nun folgten viele mir unbekannte Namen.
Bei einem Namen las ich die Gruppe nochmal durch. Ich freute mich für Jo, denn sein Bruder (Justin) war nicht mit ihm in einer Gruppe.
Als ich eine andere Gruppe las stellte sich leider heraus, dass Jo nicht mit in meiner Gruppe war. Aber ich hatte noch Chance das Coco oder Nick in meiner Gruppe waren.
Ich las weiter. Gruppe 4-17:00 Uhr mit Coco Darlings, Maria-Sophie Schulz, Robin Fröhlich uns Kevin Klein. Gruppe 5-18:00 Uhr mit Lissy Bell, Lara Ariesta, Jonny Walter und Nick Thadon Oh nein.Coco alleine und Nick mit Jonny, was Nick sicherlich vermeiden wollte.
Immerhin war ich mir fast sicher, dass diese Lara Ariesta, die Lara ist, mit der ich bereits im Wald Bekanntschaft gemacht hatte.
Das ich mit Nick in einer Gruppe war ließ mein Herz wieder einen Hüpfer machen.

Coco kam aus dem Zimmer und kam zu mir rüber.
"Du bist da", sagte ich und zeigte auf den ersten Namen von Gruppe 4.
"Oh", sagte Coco, "Ich kenne da niemanden außer Maria, sie ist in meinem Zimmer. Na toll."
Sie schaute mich enttäuscht an.
"Okay, ich wette Nick wird nicht begeistert sein, wenn er das sieht. Er ist mit Jonny, Lara und mit im einer Gruppe", berichtete ich als wir und den Mädchenflur engalngkämpftem, wir bedachten niemanden zu berühreren und deshalb war es so schwer.
Momentan herrschte schon etwas Chaos.
Alle Mädchen gingen in die Zimmer oder zum schwarzen Brett.
"Ist Jonny nicht euer Feind?", fragte Coco mich als wir im Saal waren.
"Naja", antwortete ich, "nicht Feind, aber Zerstrittener."
Coco nickte stumm und wir setzten uns an unseren Stammtisch. Von Nick und Jo war noch keine Spur zu sehen.

Nach zehn Schweigeminute kamen sie dann in Badehose und T-Shirt zu uns und setzten sich.
Wie erwartet war Nick nicht ganz so gut drauf.
"Schlag ein, eine Gruppe", sagte er und streckte mir freudig seine Hand entgegen, ich schlug ein, was mich aber auch etwas Überwindung kostete, dann fuhr er sich mit beiden Händen durchs Haar und schaute an einen anderen Tisch zu Jonny rüber, "Aber Jonny?!"
Wo er zuvor mit den anderen gesessen hatte, saß jetzt nur noch er.

Wir saßen am Tisch und warteten. Zwei Gruppen waren bereits gegangen und Jo ging nun auch um sich Gruppe 3 dem Weg nach draußen anzuschließen.
"Ist das langeweilig", sagte Coco, "woll'n wir 'ne Runde an die frische Luft?"
"Ich bin dabei", sagte ich, von Nick kahm ein knappes "Super Idee" und wir gingen aus der Haupttür raus.

Wir setzten uns auf die nächste beste Bank und fanden schon bald Gesprächsstoff.
"So", sagte Nick und Coco und ich waren ganz Ohr, "eigentlich könntest du dich jetzt auch outen Coco. Du spürst doch unsere Aura und umgedreht ist es auch so."
Ich räusperte mich und Nick schaute mich an, dass war unangenehm, dann sagte ich: "Ich weiss es schon. Du kannst es ihm sagen Coco, aber er weiss es ja schon und du auch von ihm. Also was rede ich hier eigentlich... Fakt ist, dass wir alle Zauberer sind."
Coco lächelte und sagte: "Cool, dann ist mein Verdacht bestätigt. Wenn Jo nur auch einer wäre, dann könnten wir 'ne Menge Spaß zusammen haben."
Nick und ich starten Coco mit Entsetzen an, wie konnte sie sowas sagen?
Kaum hatte ich meinen Gedanken ausgearbeitet, sprach Nick ihn aus: "Man kann auch total viel Spaß miteinander haben, wenn er nicht so ist wie wir!"
"Nagut", erwiderte Coco und schaute auf ihre Uhr, "tut mit leid. Oh ich muss gehen, meine Gruppe fährt in einer Viertelstunde los."
Coco ging und nun waren Nick und ich alleine.

Wir schauten in der Gegend umher bis er mich etwas fragte: "Wann wirst du 15?"
Ich spürte das er mich dabei ansah, da ich einen Herzhüpfer und ein rotes Gesicht vermeiden wollte, starrte ich zum Boden.
"Genau am letzten Tag hier im Lager", sagte ich und zugleich wurde mir bewusst, dass ich dann dieses Muttermal bekam und ein ernstes Wort mit meiner Mutter sprechen müsste, "oh man.. Ich will nicht nach Hause! Ich will gar nicht, dass meine Mutter sich entschuldigt und all den Kram. Außerdem will ich euch nicht verlieren Coco, Jo, dich und mit Lara kann ich mir auch eine Freundschaft vorstellen.. Ach übrigens. Lara wird später auf dieses Internat gehen, was sie hier daraus bauen wollen, du auch?"
Jetzt war ich bereit ihm bei so einer wichtigen Frage ins Gesicht zu sehen, doch diesmal schaute er zum Boden und ersparte mir zum Glück das Ganze.
"Keine Ahnung", sagte er, "Ich wusste gar nicht, dass sowas geplant ist. Aber jetzt wo du das so sagst, hört sich klasse an."
"Finde ich auch", sagte ich und starrte wieder zum Boden, "Und das müsste mir meine Mutter einfach erlauben, nachdem was sie mir verschwiegen hat."
Nick war mit seinen Gedanken ganz wo anders und sagte: "Ich bin gespannt, wie dein Muttermal aussehen wird", er löste sein Armband, was er auch zum Surfen tragen musste und schaute sich sein Mal an, während er mit sem Finger darüberstrich, "Weil ich die Fähigkeit habe, mich in eine Schlange zu verwandeln. Das können aber nur bestimmte Familien. Ein Mond ist zum Beispiel ein Werwolf, eine Kralle ein Wolf, eine Tatze ohne Krallen ein Bär, mit Krallen ein schwarzer Panter, eine Feder ein Adler und viele andere Verwandlungstiere. Doch es sind nur Tiere, die nicht so viel mit Menschen in Verbindung stehen, da es sonst zu gefährlich wäre."
Er legte sich das Armband wieder um, wieder was dazu gelernt.
"Ach ja?", sagte ich, "Aber eine Schlange?"
"Nun", sagte er und blickte zu mir, er lächelte, ich bekam keinen Herzhüpfer, "ich bin eine große Schlange. Ich passe schon auf mich auf, keine Sorge."

Lissy Bell - Schreie aus der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt