Kapitel 28

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Genervt kehre ich zu Miranda zurück.

Sollte das nun ein Ablenkungsmanöver oder eine Warnung sein?

Er will, dass ich sehe, dass seine Männer und er sich auf unserem Territorium befindet.

Aber was will er hier?

Wir haben ihn doch davor gewarnt.

Ben würde es nicht wagen hier irgendetwas anzustellen. Oder?

Nachdenklich verbringe ich den restlichen Nachmittag schweigend und Miranda hinterher trottend.

Zuhause haben die Jungs schon angefangen alles umzuräumen und partysicher zu gestalten.

Ich ziehe Mason, der grade einen Kasten mit Bier schleppt, zur Seite.

"Ich habe eben einen von Bens Männer im Starbucks gesehen. Ihr müsst die Party absagen. Wenn die hier eindringen während wir feiern, würden wir das gar nicht mitbekommen."

"Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst, aber wir können die Party jetzt nicht einfach absagen. Wir werden schon aufpassen."

Ich nicke kurz und gehe angespannt zurück zu Miranda, die sich grade mit den restlichen Jungs unterhält.

Wir gehen zusammen nach oben in mein Zimmer und fangen an uns fertig zu machen.

Ich trage eine enge schwarze Hose und ein weites dunkles Oberteil.

Meine Haare sind gelockt und ich bin nur dezent geschminkt.

Mein Badezimmer sieht jetzt nach einem richtigen Schlachtfeld aus, mit den ganzen Glätteeisen, Lockenstäben, Bürsten und Make Up, die überall rumliegen.

Die ersten Leute treffen schon um 22.00 ein und wir gehen runter, um uns zu ihnen zu gesellen.

Unten spüre ich, wie Aidans Blick die ganze Zeit auf mir liegt und das macht mich ehrlich gesagt ziemlich nervös.

Ryder scheint verschwunden zu sein.

Zumindest habe ich ihn seit heute Morgen nicht mehr gesehen.

Meine Brüder haben einiges an Alkohol besorgt und sind auch schon ziemlich angetrunken.

Soviel also zu Masons Versprechen.

In den nächsten Stunden füllt sich unser Haus zusehends und ich tanze mit Miranda im Wohnzimmer.

Plötzlich spüre ich, dass jemand meinen Arm festhält.

Grade hole ich aus, um denjenigen ins Gesicht zuschlagen.

Was soll ich sagen, ich bin halt ein bisschen angespannt, da sehe ich in Aidans helle Augen.

"Was willst du von mir?" sage ich in einen genervten Ton.

"Hast du Jason gesehen?" Ich sehe ihm an, wie besorgt er ist.

Dieses Mal nehme ich seine Hand und ziehe ihn von der Tanzfläche.

"Ist er noch nicht zurück? Er wollte mit Hunter noch etwas besorgen. Den habe ich heute auch noch nicht gesehen. Warte lass uns hochgehen. Ich muss kurz telefonieren."

Ich ziehe ihn weiter hinter mir hoch und das Gefühl, dass den beiden etwas passiert ist, wird immer stärker.

An meinem Zimmer muss ich erstmal die Tür aufschließen.

"Los komm rein." sage ich, als Aidan zögerlich im Türrahmen stehen bleibt. "Mach die Tür zu. Die Musik ist viel zu laut."

Ich nehme mein Handy von der Ladestation und wähle Marcs Nummer.

"Selene." Er antwortet nach dem ersten Klingeln. "Die Polizei hat mich grade angerufen. Ihr müsst sofort ins Krankenhaus kommen."

"Es hat mit Hunter und Jason zu tun oder?" frage ich und schlucke schwer.

"Ja und jetzt komm!"

Mein Herz setzte einen kurzen Moment aus.

Aidan hat meinen blassen Gesichtsausdruck gesehen und steht plötzlich direkt vor mir.

Ich blinzle einen Moment verwirrt.

Ich kann nicht wirklich verstehen, was gerade hier passiert.

"Was ist los? Was ist passiert?" fragt er panisch.

Seine Stimme reißt mich aus meinem Schock.

"Komm mit." sage ich und er folgt mir, als ich aus meinen Zimmer und die Treppe runter stürme.

Unten an der Treppe werden wir von Sarah abgefangen.

"Was hast du mit ihr dort oben gemacht?" fragt sie Aidan misstrauisch und ich schiebe sie einfach zur Seite.

"Nicht jetzt, Sarah." Er bleibt mir dicht auf den Fersen.

Wir springen in meinen Wagen. Er ist so besorgt, dass er sich dieses Mal nicht einmal über meine Geschwindigkeit beschwert.

Während der Fahrt herrscht eine angespannte Stille. Keiner von uns will seine schlimmsten Befürchtungen aussprechen, aus Angst, dass sie wahr sein könnten.

Am Krankenhaus angekommen steigen wir beide aus den Wagen und sprinten zum Eingang.

An der Information steht Marc und erwartet uns schon.

"Jason liegt im künstlichen Koma." sagt er grade heraus.

Die Farbe weicht aus Aidans Gesicht und er schwankt leicht neben mir.

Ich packe seinen Arm, damit er nicht umkippt.

"Wo ist er?" fragt er mit rauer Stimme. "Ich will zu ihm. Ich will ihn sehen."

Marc nickt.

"Im Moment ist er noch im Op. Danach kannst du zu ihm."

Aidan löst meine Hand und verschwindet schnell in den Warteraum.

"Was ist mit Hunter? Wo ist er?" frage ich nervös.

Marc schüttelt nur den Kopf.

Meine Beine geben nach und ich lasse mich auf den Boden sinken.

Meine Sicht verengt sich und an den Rändern wird alles schwarz.

"Was ist denn überhaupt passiert?" presse ich verzweifelt hervor.

„Ryder hat sie gefunden. Sie wurden angeschossen, als sie auf den Weg zu euch nach Hause waren. Bei Hunter... Es war ein Kopfschuss. Er war direkt tot und Jason hat drei Kugeln abbekommen, davon sind zwei an lebensbedrohlichen Stellen und er hat sehr viel Blut verloren bis die Sanitäter kamen. Aber lasst uns erst mal abwarten, was die Ärzte sagen."

Unsicher folge ich Marc in den Wartebereich.

Aidan dreht sich zu mir um, als er uns reinkommen hört.

Tränen laufen sein Gesicht herunter, trotzdem erhebt er sich, als wir näherkommen.

"Er war mein Bruder." flüstere ich und er nimmt mich in seine Arme.

"Ich weiß." sagt er. "Und Hunter wusste das auch."

Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Brust und er umarmt mich noch fester.

Wir warten mehrere Stunden darauf, dass uns jemand Informationen über Jasons Zustand gibt.

Marc telefoniert die ganze Zeit und ist dabei sichtlich aufgebracht.

Mehrmals hält er mir das Telefon hin, weil mich Ryder sprechen möchte, aber ich dazu fühle ich mich grade nicht in der Lage.

Eigentlich müsste ich auch die anderen anrufen, aber ich bringe es nicht übers Herz auszusprechen, dass Hunter tot ist.

Fighting the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt