Fighting the Badboy

Kapitel 7

Die ganze Stunde über spüre ich Aidans Blick auf mir und ich bin froh, als Mathe endlich vorbei ist.

Als es klingelt laufe ich zielstrebig aus der Klasse, bis mich auf dem Gang plötzlich jemand über die Schulter wirft.

Laut schreie ich auf, als ich mit meinem blauen Fleck gegen die Schulter stoße und ich werde sofort wieder heruntergelassen.

"Selene was ist los?" fragt mich mein Kumpel Hunter.

Ich bedeute ihm kurz zu warten, während ich nach Luft schnappe.

"Alles gut. Ich habe mich nur bei meinem letzten Kampf leicht verletzt." antworte ich.

Schnell zieht er mich hinter sich her, von der Menschenmasse weg, dreht sich um und hebt mein T-Shirt an.

"Verdammt! Das nennst du leicht verletzt? Hoffentlich sieht dein Gegner schlimmer aus als du."

Ich fange an zu lachen und nicke.

Er nimmt mich in seine Arme und drückt mich ganz fest.

"Selene du musst mehr auf dich aufpassen. Seit Deans Tod bist du ruhelos geworden. Er hätte nicht gewollt, dass du dich so in Gefahr bringst. Du hast ihm doch versprochen ihn zu beschützen. Wie kannst du das, wenn du tot bist?"

Darauf kann ich nicht antworten, denn die Worte bleiben mir einfach im Hals stecken.

Vorsichtig streicht er mir die Haare aus dem Gesicht.

"Hey. Alles wird gut. Ich..."

Hunter unterbricht sich, als meine Brüder mit einigen Freunden, unter ihnen auch Aidan, auf uns zu kommt und nach ihm rufen.

"Komm!"

Er nimmt meine Hand und wir gehen ihnen entgegen.

Hunter begrüßt die anderen, während ich nur stumm daneben stehe.

Es klingelt, Hunter dreht sich zu mir um, gibt mir einen Kuss auf den Scheitel und murmelt mir nochmal "Alles wird gut" zu.

Als ich an den Jungs vorbei zum Unterricht gehen, blicke ich kurz in Aidans Gesicht und bin überrascht, als ich sehe, wie hasserfüllt er Hunter anstarrt.

Was ist nur los mit diesen Jungen?

Ihr fragt euch, warum Aidan und ich uns so hassen?

Es fing alles in der fünften Klasse an, als wir zusammen auf die weiterführende Schule gingen und in die selbe Klasse gesteckt wurden.

Unser Lehrer hatte die geniale Idee, dass wir nebeneinandersitzen sollten.

Ich dachte mir nichts dabei und setzte mich neben ihn.

Vergesslich, wie ich nun mal manchmal bin, habe ich meine Federtasche zuhause liegen lassen und habe mir, ohne vorher zu fragen, einen Stift aus Aidans Federtasche genommen.

Wie Aidan nun mal so ist, hat er das nicht so gut aufgenommen.

Also hat er mich dementsprechend zehn Minuten durchgehend angeschrien, bis ich irgendwann die Nase voll hatte und ihm meine Wasserflasche über den Kopf gegossen habe.

Ja, ich muss zugeben, dass war nicht grade die netteste Aktion, aber er wollte nicht aufhören mich anzuschreien.

Auf jeden Fall hat er ein Gesicht gemacht, wie ein Fisch und ist aus der Klasse gerannt.

Ich weiß, es klingt jetzt nicht schlimm, aber seitdem haben wir uns immer wieder gegenseitig geärgert und fertiggemacht, und dass bis heute, obwohl wir mittlerweile in der 12. Klasse sind.

Zu allem Unglück hat sich Jace auch noch gut mit ihm verstanden und so wurde Aidan in die 'Badboy' Clique meiner Brüder integriert.

Geduldig warten wir darauf, dass der Geschichtsunterricht endlich beginnt.

"Trainieren wir heute Abend zusammen?" fragt Miranda leise neben mir.

Ich nicke ihr zu.

"Lass uns direkt nach der Schule hinfahren. Ich sag Hunter Bescheid."

In der Mittagspause betreten wir gemeinsam die Cafeteria und laufen zu Emily, Jamie und Hunter, die bereits mit meinen Brüdern, Aidan und Jason und ein paar ihrer Freunde am Tisch sitzen und wie es kommen musste, steht nur noch ein freier Stuhl da.

Miranda nimmt sich den letzten Stuhl und streckt mir die Zunge raus. Toll.

Hunter klatschte mit seinen Händen auf seinen Schoss.

"Komm auf meinen Schoss, Babe." witzelte er.

Sehr lustig.

Trotzdem setzte ich mich auf seinen Schoss und er fängt an, mit meinen Haaren zu spielen.

Ich weiss, wie das wirkt, aber er ist wie ein Bruder für mich und für ihn bin ich wie seine kleine Schwester.

Seit Jahren unterstützt er mich beim Training und bei den Kämpfen und hilft mir Deans Tod zu verarbeiten.

Hunter ist einfach für mich da, wenn ich ihn brauche.

"Warum muss die Schlampe bei uns sitzen." fragt Aidan leise neben mir, sodass meine Brüder, die weiter weg sitzen, es nicht mitbekommen.

Ich merke, wie Hunter sich anspannt und seine Fäuste ballt, aber ich bin schneller.

"Gollum hat angerufen. Er will sein Gesicht wieder."

Am Tisch sind die Unterhaltungen verstummt und alle starren uns an.

Für einen Moment sagt niemand etwas, bis plötzlich alle in schallendes Gelächter ausbrechen.

"Gollum ist aber viel süßer." ruft Miranda und wirft mit Pommes nach mir. "Wie kannst du es wagen ihn zu beleidigen und du." Sie zeigt auf Aidan. "Haben dir die paar Schläge, die du letztes Mal von mir einstecken musstest nicht gereicht? Also Fresse halten!"

Bei der Erinnerung an die kleine Prügelattacke zuckt er doch tatsächlich zusammen, fängt sich aber schnell wieder.

"Lustig wie du dich nicht selber verteidigen kannst, Prinzessin, immer müssen dir deine Freunde oder deine Brüder zu Hilfe kommen. Du bist einfach zu schwach."

Ich bin so wütend, entweder geh ich auf ihn los oder ich verschwinde einfach.

Ignoriere ihn, ignoriere ihn.

Alle am Tisch warten meine Reaktion ab.

Ich erhebe mich langsam und gehe einen Schritt auf Aidans Stuhl zu.

Er sieht doch tatsächlich verblüfft aus.

Kurz schüttle ich den Kopf, drehe mich um und gehe.

Hinter mir höre ich Hunter etwas sagen und mir hinterherlaufen.

Als er mich eingeholt hat, wirft er mir kommentarlos seinen Arm über die Schulter.

"Wir gehen heute Abend zum Training kommst du mit?" frage ich ihn leise.

Er nickt.

"Mein Vater kommt heute wieder. Kann ich bei euch schlafen?"

Während er das fragt, sieht er beschämt auf den Boden.

"Natürlich darfst du das. Ich habe dir gesagt, du kannst bei uns wohnen, wenn es wieder zu schlimm wird oder wenn es dir zu viel wird. Das ist das mindestens, was ich für dich tun kann."

Er nickt dankbar.

"Dann hole ich nach dem Training meine Sachen und komme zu dir."

Hunters Vater ist Geschäftsmann und hat Alkoholprobleme, seitdem Hunters Mutter ihn verlassen hat.

Ihm rutscht, wenn er trinkt, öfter mal die Hand aus.

Da er aber nicht so oft da ist, ist Hunter eher selten bei uns.