Zuhause steht der Wagen von George in unserer Einfahrt.
Das kann nur bedeuten, dass sie hier sind.
Als wir die Eingangshalle betreten, kommen uns die beiden entgegengerannt.
George schließt Aidan weinend in die Arme und meine Mutter umarmt mich fest.
Nachdem ich mich endlich aus ihrer Umarmung befreien kann, stürmt sie auf Aidan zu und umarmt auch ihn.
Wir gehen gemeinsam ins Wohnzimmer, wo meine Brüder schon auf uns warten und ein betretenes Schweigen tritt ein.
Was sagt man auch in so einer Situation?
"Wir... Die... Die Beerdigung findet in zwei Tagen statt." sagt George mit erstickter Stimme und Tränen laufen ihm über die Wangen.
"Mum? Kann ich... kann ich kurz mit dir reden?" frage ich meine Mutter nach einer kurzen unangenehmen Pause leise.
Sie nickt und wir verlassen gemeinsam das Wohnzimmer.
"Weiß George... Weiß er von der Familiensache?" frage ich sie direkt.
Es bringt doch sowieso nichts, um den heißen Brei herumzureden.
"Nicht alles, aber doch schon einiges. Er weiß aber noch nicht, warum sein Sohn gestorben ist. Ich werde es ihm auch nicht erzählen. Er würde sich nur selber Vorwürfe machen."
Darauf nicke ich nur.
Sie haben sich in Gefahr gebracht, als sie zu uns gezogen sind und daran kann man jetzt nichts mehr ändern.
Es ist unsere Schuld.
Sie sind nur durch uns zu einer Zielscheibe geworden.
Ein paar Stunden später sitze ich in meinem Zimmer und räume grade meinen Kleiderschrank auf, als Aidan in meiner Tür steht.
"Ich weiß es klingt komisch..." beginnt er.
"Aber du möchtest heute zu deinem Kampf." beende ich seinen Satz.
Er sieht mich verwirrt an.
"Kann ich nachvollziehen." sage ich und zucke mit den Schultern. "Gut." Ich klatsche in die Hände. "Dann lass uns alles vorbereiten."
Gemeinsam gehen wir in sein Zimmer und sammeln alles ein, was er für den Kampf gebrauchen wird.
Eine gute Stunde später springen wir in seinen Wagen und fahren im Schneckentempo zu der Location für den Kampf.
Wieso müssen alle die ich kenne nur immer so langsam fahren?
"Los fahr schneller... Schau mal da überholt dich eine Oma von rechts. Tztztz und dass auf der Autobahn."
Er wirft mir einen wütenden Blick von der Seite zu und ich muss anfangen zu lachen.
20 Minuten später sind wir da.
Zum zweiten Mal an diesen Tag betreten wir eine verlassene Lagerhalle.
Aidan zieht sich schnell um und ich tape seine Handschuhe ab.
Wir gehen zusammen in den Ring und ich umarme ihn noch einmal ganz fest.
"Du schaffst das. Hörst du mich? Konzentriere dich auf den Kampf. Keine Emotionen. Keine Wut. Keine Trauer. Nur dein Gegner ok? Gut. Mach ihn fertig!"
Mit den Worten schiebe ich ihm seinen Mundschutz rein und verlasse den Ring.
Sein Gegner ist ein Typ, der rund 20 kg schwerer ist als Aidan.
Na wenn das mal gut geht.
Der Kampf beginnt und ich schreie Aidan Anweisungen zu "Hände hoch, links, rechts." und so weiter.
Mir fällt sofort auf, dass die Deckung seines Gegners sich auf der rechten Seite immer wieder vor einem Haken, öffnet.
Ich hoffe, dass Aidan das auch bemerkt, denn bei den Größen und Massenunterschied kann er nur auf seine Schnelligkeit und Wendigkeit setzten.
15 Minuten in den Kampf rein, sieht es ehrlich gesagt nicht gut aus für Aidan und er fängt an, an Geschwindigkeit zu verlieren, aber auch sein Gegner wird langsam Müde, von den schnellen Bewegungen die er machen muss, um Aidan zu erwischen.
Durch die Müdigkeit wird die Lücke noch offensichtlicher und Aidan scheint sie endlich zu bemerken.
Er nutzt eine Kombi, die wir stundenlang beim Training geübt haben und schließt diese mit einem heftigen Uppercut (Ein Schlag von unten auf das Kinn) ab, der durch die Deckung durchgeht und den Kopf seines Gegners zurückwirft.
Dieser schüttelt seinen Kopf, um den Schmerz von der Wucht des Schlages, loszuwerden.
Aidan nutzt die Zeit, in der sein Gegner nur dasteht und wirft wieder ein paar Schläge.
Dieses Mal fällt sein Gegner zu Boden und bleibt liegen.
Die Menge fängt an zu toben und ich springe in den Ring, um Aidan zu umarmen.
Er umarmt mich, hebt mich hoch und wirbelt mich strahlend herum.
Aber schon nach kurzer Zeit schleicht sich wieder der ernste und betrübte Ausdruck in sein Gesicht und er setzt mich wieder auf den Boden ab.
"Komm lass uns gehen." sagt er und wir verlassen den Ring.
Gerade als wir die Lagerhalle verlassen wollen sehe ich mein Handy blinken.
Ich öffne meine Nachrichten.
"Komm." sage ich und schnappe mir Aidans Hand. "Raus hier."
"Was ist los?" fragt er verwirrt.
"Die Polizei ist in zehn Minuten da. Los schneller."
Wir kommen an seinen Wagen an.
"Gib mir die Schlüssel. Sonst erwischen die uns noch."
"Hey! So langsam fahre ich nun auch nicht. Nur weil du fährst, als würdest du uns alle umbringen wollen, heißt das nicht, dass alle so fahren."
"Jaja schon klar. Los wirf die Schlüssel rüber."
Ich fange seine Schlüssel mit der linken Hand und schließe die Tür auf.
Wir rasen vom Parkplatz und erst nachdem wir drei Minuten weit weg sind, verlangsame ich das Tempo.
Keine Sekunde zu spät, denn uns kommen mehrere Streifenwagen mit Blaulicht entgegen.
Zuhause erwarten mich meine Brüder, die uns beide mit wütender Miene empfangen. "Wo wart ihr?"
Genervt verdrehe ich meine Augen. "Wir waren bei Aidans Kampf."
"Ihr hättet uns Bescheid sagen müssen, dann hätten wir euch begleitet. Jason und Hunter sind getötet worden. Ihr hättet euch nicht in solche Gefahr bringen dürfen, ok?" schreit Jace mich an.
Es bringt sowieso nichts mit ihm zu diskutieren. Also umarme ich ihn einmal fest und sage leise "Sorry."
Ich sehe wie sein Blick weich wird und die Wut aus seinen Augen verschwindet.
"Ist schon ok. Aber macht das nicht nochmal! Wir hatten echt Angst um euch. Es hätte ja sein können, dass sie euch gekidnappt haben. Außerdem hat Ryder mehrmals versucht dich zu erreichen, Selene."
"Aber das haben sie nicht." unterbricht ihn Aidan und stampft die Treppe hoch.
"Wisst ihr schon, wann Hunters Beerdigung ist?" frage ich, als er aus unserem Blickfeld verschwunden ist.
"In ein paar Tagen." antwortet mir Mason und verzieht sein Gesicht. "Ich hasse Beerdigungen."
Wir alle nicken zustimmend und ich sage meinen Brüdern gute Nacht.
DU LIEST GERADE
Fighting the Badboy
RomanceMein Name ist Selene und ich bin 18 Jahre alt. Vier Jahre ist mein Vater nun Tod. Er war der Anführer einer mächtigen Gang, die schon seit Jahren von meiner Familie kontrolliert wird. Vor drei Jahren wurden zwei Freunde und ich von einer Verbündeten...