Kapitel 21

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"Selene komm schon, wach auf! Es ist nur ein Albtraum OK? Los, wach auf! Alles ist gut."

Aidan steht mit zerzausten Haaren vor mir.

Schweißüberströmt liege ich jetzt wach und kauere mich zusammen.

Tränen fließen weiter über mein Gesicht.

Anscheinend kann ich nur noch im Schlaf weinen.

"Hey" sagt er beruhigend, setzt sich neben mich auf mein Bett und nimmt mich in den Arm. "Albtraum?" fragt er mich.

"Erinnerung. Erzählst du mir was Schönes?"

Flehend schaue ich in seine Augen und sehe die Wärme dort.

Am nächsten Morgen wache ich in Aidans Armen auf.

Das wird langsam wirklich zur Gewohnheit.

Mein Wecker zeigt mir, dass ich noch zwei Stunden schlafen kann und ich kuschle mich wieder an ihn.

Als der Wecker klingelt, wacht auch er auf.

"Na." murmelt er "Gut geschlafen?"

Ich werfe mich aus dem Bett.

Sonst komme ich hier nie raus.

Heute gehe ich wieder zur Schule.

Weil ich schon wieder so viel verpasst habe, konnte ich meine Brüder überreden, dass das eine gute Idee ist.

Als Miranda und ich zur Mittagspause die Cafeteria betreten, sind alle Tische mal wieder belegt und wir setzten uns einfach an den 'Badboy' Tisch mit dran.

Ich lasse mich neben Aidan auf den Stuhl fallen und er legt seinen Arm um mich und ich schüttle ihn ab.

Miranda sieht uns erstaunt an. "Seid ihr beiden ein Paar?"

Aidan und ich sehen uns an und schütteln gleichzeitig den Kopf.

"Nein wir hassen uns." sagen wir wie aus einem Mund und geben uns eine High Five.

Der Rest des Tisches fängt an zu lachen und wir mit ihnen.

Mein Lachen endet jedoch schnell, als ich mich an den Traum von gestern Nacht erinnere.

Ich merke, wie mein Gesichtsausdruck wieder verschlossener wird und ich mich ganz kalt fühle.

Mit einer Hand fahre ich mir durch meine Haare und mit der anderen spiele ich nervös an meinem T-Shirt.

Plötzlich ergreift sie meine Hand, drückt sie und schenkt mir ein trauriges Lächeln und lässt meine Hand schnell wieder los, damit die anderen nichts mitbekommen.

Die haben davon auch nichts mitbekommen, aber Aidan zieht mich dichter an ihn heran, als er meinen Gesichtsausdruck sieht.

"Wäre es so schlimm mit mir zusammen zu sein?" fragt er und ich spüre seinen Atem an meinem Ohr.

Überrascht sieht er mich an, als ich meine Hand an seine Wange lege und er lehnt sich leicht in meine Hand.

"In deinen Träumen, Sullivan." antworte ich, tätschle ihm die Wange und wende mich wieder meinen Essen zu.

Ich fange Mirandas Blick auf, die amüsiert zwischen uns hin und her sieht.

Sie formt mit ihren Lippen das Wort 'süß' und ich schnaube und schüttle darauf hin nur den Kopf.

Aidan sieht zwar echt gut aus, aber ich werde ihm nie vergessen, wie scheiße er mich damals behandelt hat.

Früher war ich echt schüchtern, total zurückgezogen und er hat mich die ganze Zeit damit aufgezogen.

Mit seinen Freunden hat er mich in der Schule immer fertiggemacht, aber natürlich nur wenn meine Brüder nicht dabei waren.

Pfff so ein Feigling.

Er wusste, dass sie ihn dafür fertigmachen würden.

Dann hätte er sein ach so hübsches Gesicht vergessen können.

Aber meine Brüder haben mir schon als kleines Kind beigebracht nicht zu petzen, natürlich zu ihrem eigenen Vorteil und so habe ich es immer über mich ergehen lassen, wenn er sich mal wieder über mich lustig gemacht hat.

Bis zu dem Moment, als er weggezogen ist.

Der beste Moment in meinen Leben.

Einerseits habe ich ihn gehasst, aber andererseits habe ich ihn auch irgendwie gerngehabt.

Ich weiß, dass klingt echt total dumm und das ist es auch.

Aber was hätte ich auch machen sollen?

Jetzt bin ich aber komplett verwirrt.

Er ist mir gegenüber so nett und hilft mir, wenn ich nachts wegen meinen Albträumen nicht schlafen kann und er ärgert mich nicht mehr.

Was soll ich denn davon halten?

Männer.

Die können sich echt nie entscheiden.

Plötzlich ertönt ein lauter Knall.

Ich springe auf und habe mein Messer schon halb aus meinen Hoodie gezogen.

In meinen Augenwinkeln sehe ich, dass auch meine Brüder aufgesprungen sind.

Zum Glück hat keiner von ihnen ihre Waffe gezogen.

Meine Augen weiten sich vor Erstaunen, als ich sehe, wer grade durch die Tür gekommen ist.

Seine schwarzen Haare sind kürzer als damals.

Er sieht noch muskulöser aus als früher.

Mein Mund öffnet sich, aber ich schließe ihn sofort wieder ohne ein Wort zu sagen.

Dass brauche ich auch gar nicht, denn das übernimmt Miranda für mich.

Sie ist mit uns aufgesprungen und läuft jetzt auf ihn zu.

"Ryder?" murmelt sie leise, als sie direkt vor ihm stehen bleibt.

Der Schmerz steht ihm ins Gesicht geschrieben, als er zu der Freundin seines kleinen Bruders runter blickt.

Einen kurzen Moment sehen sie sich wie erstarrt an, dann umarmt sie ihn.

Er scheint für einen kurzen Moment überrascht, doch fängt sich schnell und schließt seine Arme um sie.

Über ihre Schulter hinweg fängt er meinen Blick auf.

Einen Moment bilde ich mir ein so etwas, wie Wärme in seinem Gesicht zu sehen, während er mich von Kopf bis Fuß mustert, doch dann bleibt sein Blick auf der Hand an meiner Hüfte hängen und die Wärme verschwindet wieder.

Behutsam löst er sich von meiner besten Freundin und schiebt sie mit sich zurück zu unserem Tisch.

Meine Brüder scheinen wie versteinert, bis er unseren Tisch erreicht hat.

Dann springen plötzlich alle erfreut auf und umarmen ihn.

Nur Jason, Aidan und ich bleiben stehen.

Mir wird das alles zu viel und ich verschwinde unauffällig zum nächsten Mädchenklo, welches zu meinem Glück leer ist.

Ich lasse mich gegen das Waschbecken sinken und starre mein ausgezehrtes Spiegelbild an.

Die Stichwunde hat mir einiges abverlangt.

Natürlich hat sie auch wieder den Verband durchgeblutet, als ich vorhin so ruckartig aufgesprungen bin.

Vorsichtig hebe ich mein Shirt an, löse den Verband und versuche vor mir hinfluchend das Blut wegzuwischen.

Hinter mir höre ich ein lauten Schlag, als die schwere Tür zuschlägt und ich wirble erschrocken herum.

Ryder steht direkt vor mir.

Sein Blick ist starr auf meine blutende Wunde gerichtet und seine Augen blitzen dabei wütend.

Erschrocken weiche ich einen kleinen Schritt zurück, aber er kommt trotzdem weiter auf mich zu, bis ich mit meiner Hüfte gegen das Waschbecken stoße.

Fighting the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt