Kapitel 18

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Den restlichen Abend verbringe ich damit, auf meinem Bett zu liegen, an die Decke zu starren und zu versuchen mich mit Musik von meinen düsteren und traurigen Gedanken abzulenken.

Irgendwann macht sich aber mein Magen bemerkbar.

Seufzend setze ich mich auf und strecke mich.

19.00 Uhr ist es mittlerweile und meine Brüder haben mich glücklicherweise bis jetzt in Ruhe gelassen.

Sie wissen nur Bruchstücke von dem, was wir in der Wüste alles erlebt haben.

Nur das nötigste: Dass Dean vor der Flucht gestorben ist und dass wir dort gezwungen wurden zu kämpfen.

Mit Fragen an mich, haben sie sich zurückgehalten, weil sie wissen, dass wir noch nicht darüber sprechen können und wollen.

Ich weiß, sie machen sich Sorgen, aber ich bin noch nicht bereit mit jemanden darüber zu reden, was damals passiert ist.

Ein Jahr ist es jetzt her, aber immer, wenn ich mich entscheide, ihnen was von meiner Gefangenschaft dort zu erzählen, versuche ich den Mund zu öffnen und nichts kommt heraus.

Seit drei Jahren schlafe ich schlecht.

Ich träume immer wieder von Dean und Papa.

Die Träume sind aber immerhin viel besser geworden als früher.

Da habe ich von den Menschen geträumt, die ich dort getötet habe und die, die immer noch dort eingesperrt sind.

Aber ehrlich gesagt haben wir keine Ahnung, wie wir die Grausamkeiten dort beenden können.

Ich weiß sicher, dass eine Menge korrupter hochrangiger Polizisten und Politiker mit im Publikum saßen und wir können nicht einfach die Arena überrennen.

Das wäre Selbstmord.

Ehrlich gesagt können wir froh sein, dass Hektor uns bis jetzt in Ruhe gelassen hat, weil er genau wie wir, nicht einfach in unser Gebiet eindringen kann.

Unten in der Küche sitzen alle beim Abendessen, auch Marc ist dabei.

Ich wusste gar nicht, dass er noch da ist.

Alle starren mich an, als ich leise in den Raum schlüpfe, wenden sich dann aber schnell wieder ihren Essen zu.

Langsam gehe ich an das eine Ende des Tisches und lasse mich auf den freien Platz neben Derek fallen. Gegenüber sitzt Onkel Marc, der mich berechnend mustert, während ich mir ein Brötchen schnappe.

"Ach ja Selene" ruft Jace über den Tisch rüber. "Ich habe mit Leon gesprochen. Der nächste Termin ist in drei Wochen. Reicht dir die Zeit?"

Ist der Typ dumm?

Mit aufgerissenen Augen sehe ich ihn an.

Derek neben mir haut sich die Hand auf das Gesicht und Mason der neben Jace sitzt schlägt ihm mit der flachen Hand auf dem Hinterkopf.

"Autsch. Was ist?"

Marc verdreht nur die Augen.

"Was für ein Termin?" fragt Aidan und runzelt seine Stirn.

Auch Jason sieht verwirrt zwischen uns allen hin und her.

"Wie kann man nur so dumm sein." grummelt Derek neben mir.

"Mein nächster Frauenarzttermin. Er hat mit meinem Frauenarzt telefoniert."

"Dein Bruder macht Termine beim Frauenarzt für dich?" fragt Aidan und gleichzeitig fragt Jason: "Dein Frauenarzt heißt Leon?"

"Jap." nicke ich.

"Ja ist klar." murmelt Aidan und Jason schüttelt nur den Kopf.

Die Restlichen durchlöchern Jace mit wütenden Blicken.

Aber die beiden haben ja sowieso schon gemerkt, dass etwas nicht stimmt.

Passiert ja nicht jeden Tag, dass der Ex-Freund deiner Mitbewohnerin bei dir zuhause mit seiner Gang auftaucht und sie sich gegenseitig Schusswaffen an den Kopf halten.

Ich werde die Anderen fragen müssen, inwiefern sie den Beiden alles erklärt haben.

Nach dem Essen decke ich zusammen mit Marc ab und er verabschiedet sich.

Er tut mir leid, weil er in letzter Zeit so einsam gewirkt hat, aber als ich ihm anbiete heute hier zu schlafen lehnt er dankend ab, weil er sich noch um ein paar Sachen kümmern muss.

Nachdem ich mich von der Tür verabschiedet habe verschwinde ich wieder auf mein Zimmer.

Ich will mich einfach nur noch hinlegen und schlafen, so fertig hat mich der Tag heute gemacht.

An meiner Tür angekommen sehe ich, dass sie ein Stückchen offen steht, ich bin mir jedoch hundertprozentig sicher, dass ich die Tür vorhin geschlossen hatte.

Sofort spanne ich mich an, schiebe die Tür vorsichtig auf und seufze erleichtert auf.

Aidan sitzt auf meinem Bett und hält den Blick starr auf seine Hände gerichtet.

Ohne ihn noch weiter zu beachten, schreite ich an ihm vorbei und schnappe mir mein Schlafshirt vom Bett.

Im Bad ziehe ich mich um, wasche mir schnell das Gesicht ab und putze mir die Zähne.

Er sieht auf, als ich wieder das Zimmer betrete und sein Blick bleibt an meinen Beinen hängen.

Ich rolle nur die Augen und gehe auf das Bett zu, auf dem er immer noch sitzt.

Schnell hüpfe ich unter die Decke.

"Was willst du?" frage ich ihn und er senkt seinen Blick wieder auf seine Hände.

"Ich will mich bei dir entschuldigen für das, was ich zu dir gesagt habe, wegen Dean und so. Das hätte ich nicht tun dürfen. Es war einfach nur falsch von mir und hoffe du kannst mir das verzeihen."

Einen langen Moment erwidert er meinen Blick und ich starre ihn einfach nur an.

Er hat sich doch wirklich bei mir entschuldigt.

Als ich nicht reagiere lässt er leicht den Kopf hängen und dreht sich zum Gehen.

"Nein warte. Ist schon ok. Ich verzeihe dir dafür. Aber könntest du heute Nacht wieder hier schlafen?" frage ich ihn kleinlaut.

Ein kleines Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.

"Natürlich Prinzessin."

Er zieht sich schnell seine Sachen aus und legt sich dann neben mich.

Ich schalte das Licht aus und er zieht mich in seine Arme.

"Wirst du mir irgendwann alles erklären?" murmelt er in meine Haare.

"Irgendwann." antworte ich unverbindlich und kurz darauf schlafe ich ein.

Am Morgen wache ich nach einem besonders schlimmen Albtraum schweißgebadet auf und fühle mich durch etwas oder besser gesagt jemanden eingeengt.

Meinen Augen öffnen sich und ich sehe einen Arm, der um mich geschlungen ist.

Ich schließe meine Augen wieder, drehe mich um und kuschle mich in mein Kissen.

Aidan.

Schnell winde ich mich aus seiner Umarmung, schnappe mir Klamotten und gehe ins Bad.

Nochmal mache ich nicht den gleichen Fehler und laufe nur mit einem Handtuch herum, um meine Klamotten zu holen.

Als ich wieder aus dem Bad komme, mit Röhrenjeans und engen schwarzen Top, schläft er immer noch.

Ich bin heute mal nett und gehe, ohne ihn zu wecken runter.

Fighting the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt