Kapitel 17

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Ryan

Vor meinem geistigen Auge erscheint wieder Cara, die leblos auf ihrem Boden liegt. Doch meine Gedanken werden unterbrochen, als ich spüre, wie mich jemand an der Schulter anstößt. 

Ich hebe meinen Kopf und öffne die Augen. Ah, mein Nacken tut weh! Es war vielleicht doch keine so gute Idee im Krankenhaus zu schlafen. Diese Betten hier sind überhaupt nicht bequem. Aber eigentlich war ich es schon gewohnt, immerhin musste ich schon oft hier schlafen, wenn ich die Nachtschicht machte.

Dr. Brown erscheint vor mir. 

"Hey, Ryan. Cara ist jetzt wach. Ich dachte, du willst das vielleicht wissen..."  

Mitten in ihrem Satz stehe ich auf und gehe  den langen Flur zu Caras Zimmer entlang. Seit ich sie ins Krankenhaus gebracht habe, habe ich nicht mehr zu Hause geschlafen. Ich wollte hier sein, wenn sie aufwacht. Ich weiß, eigentlich kennen wir uns noch nicht so lange, aber sie ist mir echt wichtig geworden in den letzten Wochen.

Als ich ihre Tür sehen kann, laufe ich langsamer und als ich sie erreiche, klopfe ich zögernd.

Nachdem ich das leise "Herein" hörte, öffnete ich langsam die Tür und ging unbeholfen ins Zimmer, vor ihr Bett. Sie hat einen Atemschlauch in ihrer Nase. Ihre Haare sind total wuschelig und man kann an ihren glasigen Augen erkennen, dass sie geweint hatte. Das wiederum macht mich traurig und ich kann einfach nicht mehr so weit von ihr entfernt stehen. Ich gehe zu der Seite ihres Bettes und setze mich neben sie. 

"Ryan, ich will mich bei dir bedanken. Danke, dass du mich gefunden und den Krankenwagen gerufen hast." Sie schaute mir nicht in die Augen. Ein kleiner Blick und das war's. Ich weiß, dass sie es mir nicht sagen will, aber sie muss einfach. Und das weiß sie auch.

"Cara. Ich kann das nicht. Ich kann nicht einfach angerufen werden und dich dann so finden und nicht wissen, was ich machen muss, damit es dir besser geht. Es macht mich verrückt, nicht zu wissen, was du hast und ich finde, dass ich eine Antwort verdiene.  Ich verstehe, dass es schwer für dich ist, mir es zu sagen, aber wenn ich dir wirklich am Herzen liege, dann musst du es mir sagen." 

Ich starre sie verzweifelt an. Sie soll mir in die Augen schauen und mir verdammt nochmal einfach sagen, was Sache ist.

Doch dann dreht sie sich zu mir und ich sehe, wie sich Tränen in ihren Augen sammeln. Als ihr die erste über die Wange kullert, wischt sie sie direkt weg.

"Meine Lunge funktioniert nicht mehr. Ich bin schon sehr lange auf der Spenderliste. Bevor du hier hergezogen bist, wohnte ich sozusagen im Krankenhaus, doch dann verbesserte sich mein Zustand. Ich konnte ohne Atemschlauch atmen und deswegen ließ mich Anna (Dr. Brown) nach Hause gehen. Ich sollte vorsichtig sein und mich nicht über belasten. Doch ich wollte mein Leben genießen. Es sah nicht so aus, als gebe es irgendwann doch noch eine passende Lunge, also hörte ich auf mit vorsichtig sein. Ich habe akzeptiert, dass ich sterbe. Also konnte ich doch auch einfach das genießen, was ich noch von meinem scheiß Leben übrig hatte. Doch dann gab meine Lunge mal wieder auf, also werde ich jetzt mein restliches Leben hier verbringen und auf eine Lunge warten."

"Ich..." 

Mir fiel nicht ein, was ich darauf erwidern könnte.

"Ich wollte es dir nicht erzählen, weil ich wusste, dass es etwas zwischen uns verändern würde. Du würdest mich nur noch als eine Patientin sehen, um die du dich kümmern musst. Und das bin ich ja jetzt auch wieder. Eine Patientin." 

Sie sieht enttäuscht aus. Ich weiß, was sie meint, doch ich kann sie nicht einfach jetzt alleine lassen. Sie braucht mich, als Freund und als Arzt. Leider ist es nicht mein Spezialgebiet, aber wäre es mein Gebiet, dann würde ich alles machen, um ihr so eine perfekte Lunge zu besorgen.

"Hey, guck mich an" Ich nehme ihre Hand und halte sie, während ich ihren Kopf zu mir drehe.

"Ich werde dich jetzt nicht verlassen, nur weil du Patientin bist in dem Krankenhaus, in dem ich arbeite. Du bist meine Freundin und ich werde für dich da sein, als dein Freund. Hast du mich verstanden?"  

Ich schaue ihr tief in die Augen, doch was ich sehe ist nur, dass sie überrascht ist.

"Ich bin deine Freundin? Das wusste ich ja noch gar nicht." sie grinst mich förmlich an. 

Oh man ich hab ganz vergessen, dass wir noch gar nicht offiziell darüber gesprochen haben zusammen zu sein. Wenigstens lächelt sie jetzt wieder.

"Ja, natürlich bist du meine Freundin, du Dummerchen. Und deswegen kann ich auch das machen..."

Ich beuge mich langsam vor. Ich sehe ihr an, dass sie nervös ist, als sie realisiert, dass ich sie gleich küssen würde, doch dann geht die Tür auf und Dr. Brown spaziert herein. Na toll. Super timing.

You and Me, ForeverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt