Kapitel 6

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Cara

Ich habe es gerade so noch rechtzeitig in die Schule geschafft.

Kennt ihr das, wenn ihr keine Lust habt auf Schule, aber es gibt immer irgendwas auf was man sich freuen kann?

Die meisten freuen sich auf ihre Freunde, doch ich habe hier keine richtigen Freunde, also freue ich mich auf Musik.

Es ist so, dass viele, wie zum Beispiel Aiden nett zu mir sind und wir verstehen uns ganz gut, weil wir den gleichen Musikgeschmack haben, aber wir sind keine richtigen Freunde.

Der Tag ist fast vorbei und ich habe endlich Musikunterricht.

Mein Lehrer sagt immer, dass ich die Beste aus der Klasse in diesem Fach bin. Vielleicht stimmt das, vielleicht auch nicht. Er sagt, ich habe viel Talent und könne vielleicht berühmt werden.

Das Problem ist, dass ich wegen meiner Krankheit mich nicht darauf verlassen kann, ob ich noch die Zeit bekomme, um wirklich etwas zu erreichen.

Nachdem die Schule vorbei ist, holt mich mein Bruder mit dem Motorrad ab. Er hat sich das extra gekauft, damit er anziehender für Frauen ist.

Manchmal kann er echt nervig sein.

Naja also wir sind jetzt auf dem Weg zum Krankenhaus und ich hoffe währenddessen, dass das nicht so lange dauert im Krankenhaus.

Als wir dort ankommen, werde ich von allen möglichen Menschen gegrüßt, da mich fast jeder hier kennt.

Mein Bruder musste leider weg, also muss ich wohl danach nach Hause laufen, aber es sind ja nur 20 Minuten.

Doch mein Ziel ist als Erstes zur kleinen Abby zu gehen. Sie hat Krebs und ich kenne sie schon sehr lange.

Sie liegt friedlich in ihrem Bett und schläft. Ich sage ihrer Mutter Hallo und beschließe Abby einen Schokoriegel auf dem Rückweg vorbeizubringen.

Danach bin ich auf dem Weg zu dem Raum, wo mir jedes Mal Blut abgenommen wird, als ich auf einmal gegen etwas Hartes stoße.

Ich schaue auf und sehe, dass ich gegen die Brust von Ryan gestoßen bin. Was macht der denn hier?

Doch dann sehe ich den weißen Kittel. Oh nein! Bitte sag mir nicht, dass er hier Arzt ist!

,, Oh, alles in Ordnung? Hast du dir weh getan? " - fragt Ryan besorgt.

,, Nein, alles gut." - antworte ich etwas verwirrt.

,, Was machst du hier? Geht es dir schlecht oder so? " - Ryan

,, Ne, alles gut. Ähm ich besuche hier nur jemanden..." - Lüge ich.

Ich will nicht, dass er weiß, dass ich krank bin. Ich gehe ja eigentlich offen damit um, aber irgendwie ist es bei ihm etwas Anderes. Er hat mich anders kennengelernt.

Ich weiß, dass das dumm ist und ich offen mit ihm umgehen sollte, aber ich weiß nicht wie dolle ich mich auf ihn einlassen kann oder ob ich mich überhaupt auf ihn einlassen will.

Vor allem ist er Arzt und wenn ich etwas mit ihm anfangen würde und er weiß, dass ich krank bin, wäre er immer vorsichtiger mit mir. Er würde immer darauf achten, dass meine Werte in Ordnung sind oder dass ich gesund esse, aber ich will so viel Pizza und Cheeseburger essen, wie ich will.

,, Äh OK. Wen besuchst du denn? " - fragt Ryan.

,, Abby, sie ist eine Krebspatientin." - Sage ich.

,, Wirklich? Sie ist einer meiner Patienten. Sie wird demnächst operiert und ich werde auf jeden Fall versuchen, so viel von dem Tumor zu entfernen, wie nur möglich. Aber ist ihr Zimmer nicht da vorne, wieso bist du dran vorbei gelaufen? " - Ryan.

,, Oh... Ähm... Ich wollte ihr etwas vom Kiosk holen." sage ich.

Das ist wenigens nur halb gelogen. Ich bin zwar nicht direkt wegen ihr hier, aber ich wollte ihr wirklich was holen gehen.

Was ich ihr hole, erwähne ich lieber nicht. Sonst darf ich wahrscheinlich nie wieder zu ihr, weil ich ihr Süßes gebe.

,, Achso OK. Na dann, vielleicht sehen wir uns ja später. " anwortet er und zwinkert.

Oh mein Gott. Meine Knie werden ganz weich, wenn er das macht. Das sah so gut aus.

Ich höre auf zu Sabbern und verabschiede mich von ihm mit einem Lächeln.

Als ich dann endlich in dem Raum fürs Blutabnehmen ankomme, setze ich mich auf einen der großen Sessel. Der Raum ist so eingerichtet, dass die Sessel, auf denen die Patienten sitzen, in einem Kreis stehen.

Außer mir sitzt noch ein kleiner Junge auf einem Sessel und fängt an zu heulen, weil er solche Angst vor der Nadel hat, während seine Mutter ihm die Hand hält.

Ich war auch mal so, aber mittlerweile geht es und ich bin schon daran gewöhnt.

Anna (Dr. Brown) , die schon immer meine Ärztin war, kommt auf mich zu gelaufen und wir umarmen uns. Wir führen ein bisschen Smalltalk, während sie mir Blut abnimmt.

Sie ist meine Lieblingsärztin. Sie ist fast so etwas, wie eine Mutter für mich. Ich habe ihr immer erzählt auf welchen Junge ich gerade stand und sie gab mir dann immer Tipps. Sie kümmerte sich um mich immer ein bisschen mehr und war überfürsorglich. Aber ich liebe sie, wie eine Tochter ihre Mutter und sie mich, wie eine Mutter ihr Tochter.

,, Deine Werte vom letzten Mal waren wirklich nicht sehr gut, du solltest langsamer machen und mehr aufpassen. " - schimpft Anna.

(Ich nenne sie Anna, weil ich sie schon so lange kenne.)

,, Ich weiß auch nicht, wieso sie schlechter geworden sind... Eigentlich passe ich sehr dolle auf." - mache ich auf unschuldig.

Sie hebt die Augenbrauen, aber erwidert nichts auf meine Antwort.

Das war es dann schon wieder mit meinem Besuch im Krankenhaus. Ich verabschiede mich von Anna und sie sagt ich solle am Mittwoch wieder vorbeikommen, damit sie mir die Werte sagen kann.

Ich hole nur noch schnell den Schokoriegel bei Adam am Kiosk. Adam ist ausnahmsweise ein guter Freund von mir.

Er war auch krank, aber wurde wieder gesund. Nachdem er es geschafft hatte, entschied er im Krankenhaus zu arbeiten.

Als ich dann den Riegel habe, gehe ich zu Abby. Bevor ich ihr Zimmer aber betrete, schaue ich, dass Ryan nicht da ist. Für heute habe ich erst mal genug.

Und als ich mir sicher bin gebe ich schnell Abby den Riegel.

Mittlerweile bin ich auf dem Nachhauseweg und denke darüber nach, was ich wegen Ryan machen soll.

Kann ich ihm vertrauen? Ich fühle mich sichtlich hingezogen zu ihm, aber fühlt er das Gleiche?





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