12 - Das Ist Berlin, die meine Liebe hat*

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Ich kann euch unmöglich das Gefühl von Ekstase beschreiben, das durch meinen Adern rann, als die Räder der Lufthansa-Maschine auf der Landebahn des Flughafens in Berlin Schönefeld aufsetzten. Ich war zu Hause.

Obwohl ich in Aschaffenburg, eine kleine Stadt in Norden Bayerns, geboren wurde und meine frühe Kindheit dort verbracht hatte, war Berlin fast wie eine zweite Heimat für mich. Der größte Teil von der Familie meines Vaters lebte hier, und infolgedessen besuchte ich sie sehr häufig. Ich kannte alle lokalen Hotspots und konnte mich mit geschlossenen Augen durch die Stadt navigieren.

„Komm schon, komm SCHON!" murmelte ich ungeduldig, als sich das riesige Metallgerippe in einen unglaublich langsamen Tempo, über die Rollbahn schleppte. Als es schließlich am Gate zum Stehen kam, versuchte ich durch den Gang zu eilen, um zu vermeiden, hinter den Horden von Leuten, die ihre Taschen aus den Gepäckfächern rissen, hängen zu bleiben. Natürlich war das ein abgrundtiefer Misserfolg.

Das Lautsprechersystem schaltete sich ein. „Sehr geehrte Damen und Herren, willkommen in Berlin! Die Ortszeit beträgt 10:54 Uhr. Die Außentemperatur beträgt bei Sonnenschein und geringer Luftfeuchtigkeit, 27 Grad. Passagiere die weiter fliegen, entnehmen bitte ihre Anschlussflüge der Anzeigetafel im Terminal. Wenn ihre Reise hier endet, wünscht ihnen das gesamte Lufthansa Team einen erholsamen Aufenthalt."

Der Pilot wiederholte das gleiche noch einmal auf Englisch, wenn auch mit einem ziemlich starken deutschen Akzent. Als er auch damit durch war, begann wieder die typische und unausstehliche Hintergrund Musik. Ich schaute mich um, um meine Chor-Kollegen ausfindig zu machen. Dieser Flug war ein wenig anders, als der andere. Bei diesem waren wir alle quer im Flugzeug verteilt, anstatt in alphabetischer Reihenfolge nebeneinander. Dafür war ich unglaublich dankbar.

Während eines drei Stundenflugs, neben Kurt zu sitzen, war nicht gerade meine Vorstellung von einer angenehmen Art, Zeit zu verbringen, besonders nach unserer letzten kleinen Episode. Ich hätte lieber neben einen mürrischen, leicht pädophilen alten Kauz, mit der Neigung, alle fünf Minuten die Stewardess zu rufen, gesessen, was zufälligerweise genau das war, was passiert war.

Sein Name war Herman. Ich wollte ihn kastrieren. Dennoch war er besser als Kurt.

Nachdem ich es endlich aus dem Flugzeug und ins Terminal geschafft hatte, entdeckte ich Jane und Brigid weiter vorne, auf dem Weg zur Gepäckausgabe und joggte um zu ihnen aufzuschließen.

„Hey." keuchte ich, als ich sie erreichte.

„Hey!" erwiderte Brigid begeistert.

Jane hackte sich bei mir unter. „Hey, Schätzchen!"

Ich grinste schelmisch. „Wo ist Lover-Boy?"

„Wer Luke?"

Ich hob meine Augenbrauen in gespielter Überraschung. „Du meinst, es gibt noch mehr Liebhaber, von denen ich nichts weiß?"

„Natürlich!" antwortete Jane strahlend. „Hunderte von ihnen."

Wir kicherten gleichzeitig los. Das war, was ich an Jane so sehr liebte: wir konnten für Stunden auf die lächerlichste und anzüglichste Weise herumalbern und es würde nie langweilig werden. Unglücklicherweise, war diese Ungezwungenheit nur von kurzer Dauer. Meine kleine Glücksblase platzte, als ich eine bestimmte Person bemerkte, die sich, von ihren besorgten Freunden flankiert, in etwa 20 Meter links von mir, deprimiert dahin schleppte.

Scheiße." murmelte ich und suchte nach etwas, hinter dem ich mich verstecken konnte.

Leider waren keine großen Objekte in Sicht, die als Schutzschild hätten dienen können, also bewegte ich mich einfach auf Janes andere Seite, ließ meine Haare in mein Gesicht fallen und hoffte, das Kurt mich nicht bemerken würden. Das tat er aber natürlich.

Six weeks with Satan | deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt