4: Werewolves of London

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Zum Glück für alle, gab es am Morgen des 5.Juli keinen Weckruf. Wir waren alle von der Nacht zuvor ziemlich geschafft, insbesondere Brigid, aus Gründen die offensichtlich sein sollten. Mein komplettes Zimmer schlief am Ende bis in die Mittagsstunden.

Da wir unser Konzert am nächsten Tag hatten, nutzten wir den Nachmittag zum proben. Aufgrund von Verbindungen weiter oben und erheblicher Arsch-kriecherei, hatte es Mr. Faulkner geschafft, uns für das Konzert in der St. Pauls Kathedrale zu buchen. Ja, ganz recht. St. Pauls, die zweitgrößte Kirche auf der Welt, nach dem Vatikan. Wir waren alle ziemlich platt.

Wegen all der Touristen, die täglich in St. Pauls strömten, hatten wir unsere Generalprobe stattdessen im Festsaal des Hotels. Eden, Jane, Brigid (die sich immer noch nicht ganz wohl fühlte) und ich, gingen um zwei Uhr Mittags für Aufwärmübungen nach unten, geleitet von immer einsatzfreudigen Präsidenten des Chors, Nate Waugh.

Ich hielt kurz auf der Toilette an, als die anderen schon hinein gingen und schloss mich ihnen dann ungefähr um 14:02 Uhr an. Nate warf mir, als ich hereinkam, einen mörderischen Blick zu.

„Du bist zu spät, Lotte." sagte er und versuchte einschüchternd zu klingen, aber scheiterte kläglich. „Wir haben um zwei angefangen."

Ich warf einen Blick auf die verzierte Uhr an der Wand des großen, vergoldeten Ballsaals und hob dann eine Augenbraue. „Es ist zwei Minuten nach, Nate." erwiderte ich. „Ich weiß das ein Klischee von uns Deutschen ist, das wir, was die Pünktlichkeit betrifft, pingelig sind. Aber ernsthaft, was sind zwei Minuten unter Freunden?" Ich klimperte mit meinen Wimpern und versuchte unschuldig auszusehen.

Mr. Faulkner schnaubte mit leisen lachen, von wo aus er uns zu schaute. Wie ich, dachte er, das Nate ein wenig zu verklemmt war. Zum anderen, liebte er mich. Ich kam mit praktisch allem davon, wenn ich es wollte (nicht, das ich es je versucht hätte; ich hatte sehr wohl ein Gefühl für Anstand).

Ich ließ Nate mehr oder weniger Sprachlos zurück, und schlüpfte auf meinem Platz im Sopran-Abschnitt und glättete meinen schwarz-weiß gepunkteten Lieblings Rock. Er war sehr Audrey Hepburn -haft und ich liebte ihn abgöttisch.

„Hey, netter Rock, Lotte." zischte eine sarkastische Stimme aus dem Bass-Abschnitt. „Er sieht aus, als hätten sich die 60iger Jahre, über dich übergeben. Sehr attraktiv."

„Halt den Mund, Kurt." knurrte ich.

Obwohl er Kurt nicht gehört hatte, hatte Nate natürlich meine Erwiderung mitbekommen. „Lotte." schimpfte er, und funkelte mich einmal mehr böse an. „Ich versuche hier die Aufwärmübungen zu leiten. Was dagegen?"

„Tschuldige." murmelte ich, und funkelte Kurt böse an, der leise vor sich hin lachte. Blöder Arsch.

Nachdem die Aufwärmübungen vorbei waren, nahm Mr. Faulkner seinen Platz an seinem Pult ein, und fummelte mit seinen Notenblättern herum. Er hatte eine ziemlich große Version von Felix Mendelssohns Elias, das Oratorium das wir aufführten und mühte sich damit ab, um es auf der richtigen Seite zu öffnen.

„In Ordnung, Leute. Begann er, nachdem er die Stelle gefunden hatte, nach der er gesucht hatte. „Das letzte Mal, als ihr das ganze durch gesungen habt, klang das ziemlich gut. Es gibt jedoch ein paar Stellen, die wir verbessern können. Das hier, hat das Potential ein Meisterwerk zu werden, und mit all eurer harten Arbeit dieses Jahr, verdient ihr auch nichts geringeres als das."

Einige im Chor grinsten oder erröteten. „Heute, möchte ich Nummer neunundzwanzig durchgehen, 'Siehe, der Hüter Israels'. Denkt daran, das es Kirchenmusik ist. Mendelssohn schrieb Elias nicht nur um irgendein altes Oratorium zu sein. Er wollte das es etwas besonderes ist. Lasst es uns mit Respekt behandeln."

Six weeks with Satan | deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt