17: On an Evening in Roma*

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„Ich kann nicht glauben, das du deine Zimmernummer einfach einen unbekannten Typen, den du in der Eisdiele getroffen hast, gegeben hast." flüsterte Jane wütend in mein Ohr.

Mein Blick wanderte zur Seite, und beobachtete die Vatikan-Wache die neben dem Eingang der Sixtinischen Kapelle stand, und nicht besonders erfreut aussah. „Jane, die Wache dort wirft uns einen bösen Blick zu."

Sie ignorierte meinen Kommentar und fuhr fort mich auszuschimpfen, ihre Stimme etwas lauter als zuvor. „Wie konntest du nur so dumm sein, Lotte?"

„Äh...er schien nett?" lieferte ich schwach, und versuchte den Lautstärkepegel niedrig zu halten.

„Soviel wie du weißt, könnte er ein verdammter Vergewaltiger sein." schrie sie.

Die Wache räusperte sich laut.

„Jane, du hast gerade im Vatikan geflucht!" zischte ich.

„Wen interessiert es? Ich bin nicht katholisch."

Ich musste den Drang unterdrücken frustriert zu knurren. „Benimm dich ehrfürchtig, oder sie lassen uns nicht in die Sixtinische Kapelle!"

„Okay." grummelte sie. „Aber ich lasse dich im Hotelzimmer nicht allein. Wenn du da drin bist, wir einer von uns auch da sein, und ich will keinerlei Argumente hören."

Nachdem sie das gesagt hatte, beruhigte sich Jane wieder. Ich hatte ehrlich gesagt nicht erwartet, das sie so heftig auf die Story über meinen heißen, italienischen Keller reagierte. Andererseits, war es zurückblickend, eine ziemlich dumme Idee von mir gewesen, einen Typen, den ich gerade erst kennengelernt hatte, mitzuteilen, wo ich derzeitig wohnte. Jane war einfach nur um mein Wohl besorgt.

Als wir durch die Tür in die Sixtinische Kapelle gingen, warf uns die Wache die fiesesten, und einschüchternsten Blick zu, den ich je bekommen hatte. Ich versuchte entschuldigend zu lächeln, aber es kam vermutlich eher, wie ein verzweifeltes Bitte-reiß-mir-nicht-den-Kofp-ab Lächeln heraus.

Jedoch, egal wie hoch die Steigerung meines Herzschlags deswegen auch war, war es den Anblick voll und ganz Wert, als ich die Kapelle betrat. Die lange Halle mit hoher, gewölbter Decke, war der erlesenste Raum, den meine Augen je das Vergnügen hatten, zu betrachten. Die Malereien waren farbenprächtige, darstellende Weissagungen, Sibyllen, Heilige, Vorfahren von Jesus und Szenen aus den Büchern Genesis, Exodus, Samuel, Esther und Matthäus.

Die Kapelle war von großen, hohen Fenstern umringt, die dem Licht erlaubten hineinzuströmen und auf die Fresken zu strahlen. Hinter dem Altar am anderen Ende, erstreckte sich über die ganze Wand, eine enorme Darstellung vom letzten Gericht, Christus im Mittelpunkt, von Engeln und Menschen gleichermaßen umringt.

Sprachlos vor Ehrfurcht, stand ich wie erstarrt im Eingang, bis mir ein Mädchen aus dem Orchester höflich auf die Schulter klopfte und mir somit dezent mitteilte, das ich die Tür blockierte. Ich erlangte meine Sinne zurück und huschte schnell in die Kapelle.

Sobald ich aus dem Weg war, begann ich im Raum herumzuwandern. Mit meinen Kopf soweit in den Nacken gelegt, wie mein Hals es erlaubte und leicht geöffneten Mund, starrte ich voller Staunen an Michelangelos Decke. Ich schaute natürlich nicht wohin ich ging, aber ich war dennoch überrascht, als ich gegen einen seltsamen Abschirm-Dings, die Transenna, in der Mitte des Bodens, krachte.

Errötend, warf ich denen, die sich umgedreht hatten, um die Quelle des lauten scheppern ausfindig zu machen, ein verlegendes Lächeln zu. Ich setzte meine Betrachtung der Gemälde fort und ging weiter, bis ich eine Stelle direkt unter dem erreicht hatte, was vermutlich das berühmteste von ihnen war und von dem ich am gespanntesten war, es zu sehen: Die Erschaffung Adams.

Six weeks with Satan | deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt