Der Impala raste über den Highway und brachte den auf der Straße liegenden Staub zum Aufwirbeln.
Musik drang aus dem alten Radio und Sam sah Dean dabei zu, wie er immer wieder im Takt der Lieder auf das Lenkrad klopfte.
Castiel saß hinten auf dem Rücksitz und starrte aus dem Fenster. Ab und zu schaute er nach vorne, um einen Blick auf die Straße zu werfen.
Seichter Regen prasselte auf das Autodach des Wagens und lief in dünnen Rinnsalen die Fensterscheiben hinunter. „Wir sind in einer Stunde da", sagte Sam, der gerade die Landkarte aufgeschlagen hatte, um ja nicht die richtige Abzweigung zu verpassen.
„Also, wir suchen einen Werwolf...aber was hat es mit dem Fall von 1954 auf sich?", warf Dean jetzt auch etwas in den Raum, oder besser gesagt in das Auto.
Sam kratzte sich am Scheitel. „Es sind dieselben Muster wie vor 60 Jahren. Vielleicht ist er wieder zurückgekommen?"
„Das Ding muss doch dann über 70 sein", meinte Dean.
„Vielleicht ist es ein Familienmitglied oder ein Bekannter des Werwolfes gewesen", fing nun auch Castiel an zu reden, der die Unterhaltung schweigsam verfolgt hatte.
„Aber wenn das vor 60 Jahren ein Werwolf war, wieso haben ihn die Jäger der Männer der Schriften dann nicht gefunden?"
Dean warf kurz einen Blick zu seinem Bruder rüber und wandte sich dann wieder der Straße zu. „Wahrscheinlich ist der Mistkerl geflohen, bevor sie ihn finden konnten, oder er hat sich versteckt. Vielleicht haben sich die Jäger ja auch einfach nur überschätzt. Wer weiß das schon?"
Der Regen hatte fast komplett aufgehört und man hörte nur noch ab und zu das Tröpfeln des verbliebenen Nieselns.Langsam fuhr der Wagen in einen der vorgegebenen Parkplätze der Polizeistation. Mit einem Ruck blieb das Auto stehen.
Sam und Dean hatten sich kurz vorm Ankommen noch mal umgezogen und waren in ihre FBI-Anzüge geschlüpft.
Dean öffnete mit einem Ruck die Fahrertür und war schon im nächsten Moment an der Glastür des Polizeireviers.
Sam drückte Castiel, der gerade erst ausgestiegen war, einen FBI-Ausweis in die Hand „Hier."
Dean drehte sich zu seinem Bruder um und holte ihn zu sich rüber. „Glaubst du, es ist eine gute Idee, ihn mitzunehmen? Ich meine, er kommt ja kaum mit seinem Handy klar."
„Hätten wir ihn im Bunker lassen sollen? Er ist vielleicht kein Jäger, aber es wäre nicht das erste Mal, dass er uns in einem Fall hilft."
Dean wandte sich dem Engel zu „Cass, deine Krawatte ist schief", sagte er und zeigte dabei mit seiner Hand kurz auf seine eigene.
Castiel rückte seine Kleidung zurecht. Er hatte natürlich mitbekommen, was Dean gesagt hatte, aber er nahm es ihm nicht übel. Er hatte noch nie selbst einen Fall gelöst, deswegen hatte er nur geringfügige Erfahrung und verstand somit die Zweifel des Winchesters.
Dean öffnete die Tür und blickte sich suchend im Departement um, gefolgt von Sam und Cass.
Sam trug ein dunkelblaues Jackett und eine dazu passende Anzugshose, die an einem Hosenbein schon ein kleines Loch hatte.
Obwohl die Anzüge, die die beiden Jäger meist trugen, fast so gut wie kein bisschen den Qualitätsstandards normaler Agenten erfüllten, schien dies so gut wie nie aufzufallen. Weder bei der Polizei noch bei Befragten oder Verdächtigen.
Gerade als Dean schon fragen wollte, wo er den leitenden Officer finden konnte, begrüßte sie jemand von hinten. „Ich nehme an, Sie wollen mit Mr. Churom sprechen?", fragte der ungefähr 35-jährige Mann, der sie zuvor begrüßt hatte.
„...Der Sheriff", sagte er noch dazu, als er den verwirrten Ausdruck in Deans Gesicht sah.
„Folgen Sie mir!"
Der Polizist führte sie in ein kleines Büro, das sich am anderen Ende der Polizeistation gegenüber dem Eingang befand.
Die Wände des Gebäudes waren in einem schon abblätternden Weiß gestrichen und an der Decke sah man teils schon ein paar Risse hervorlugen.
„Da", sagte der Mann, als er die Tür erreicht hatte und sie den drei FBI-Agenten offenhielt. Nachdem diese eingetreten waren, verschwand er dann aber auch wieder im Gang.
„Ok...", sagte Dean irritiert, nachdem er sich in Zimmer umgesehen hatte und niemanden sehen konnte.
„Oh...! Verzeihen Sie das Warten. Wir sind so hohen Besuch hier nicht gewöhnt... Sie sind doch die FBI-Agenten, oder nicht?", fragte der kleine, junge Mann, der binnen Sekunden in den Raum gestürmt kam und Sam seine Hand entgegenstreckte.
Dean hatte den Moment genutzt, um sich umzuschauen.
Es war ein kleines Büro, das vollgestellt war mit Umzugskisten und Papierkartons, die sich an einer Stelle sogar fast bis zur Decke stapelten.
Das Fenster war mit dem Rollo geschlossen worden, das schon dabei war, auseinanderzufallen.
Überall lagen Papierakten rum und der Boden klebte wie eine Fliegenfalle.
Nachdem die Winchesters und Cass ihre Marken gezeigt hatten, um die gerade gestellte Frage zu bestätigen (Castiel natürlich darauf achtend, dass er sie richtig hochhielt), reichte Sam dem jungen Mann seine Hand.
„Ich bin Agent Kimberly, das ist Agent Page und das da hinten ist mein Kollege Agent Decker." Dean zeigte kurz nach hinten zu Castiel, der dabei war, den Sheriff zu beäugen.
Er war zirka 25, wie Cass ihn schätzen würde, hatte kurze, hellblonde Haare, die verklebt aneinander hingen, und ein, zwei Pflaster im Gesicht.
Die braungraue Polizeiuniform war ihm etwas zu groß und wahrscheinlich länger nicht gewaschen worden.
Der Mann zitterte leicht, als er Sam seine Hand hinhielt.
Von ihm ging eine Starke Nervosität aus, für die Castiel kein Engel hätte sein müssen, um sie ihm anzusehen.
„Entschuldigen Sie nochmals! Das Gerücht über die FBI-Agenten in der Stadt war kaum zu überhören, deswegen haben wir Sie bereits erwartet."
Der Sheriff kratzte sich verlegen am Kopf.
„Wir sind doch erst seit ein paar Stunden in der Stadt", kam es von Dean, der sich bereits gewundert hatte, warum man ihn ohne Nachfrage sofort zum Sheriff gebracht hatte.
„Es ist ein kleines Dorf, da fällt ein neues Auto und neue Gesichter sofort auf...wissen Sie, Karin, aus dem kleinen Café-Laden, der kurz vor der Stadt steht, ist eine kleine Plaudertasche, die Tratsch als ihr Hobby sieht und Gerüchte schneller verbreitet als eine Erkältung."
Dean erinnerte sich, dass sie sich zuvor noch einen Kaffee geholt hatten, da sie schließlich lange gefahren waren.
„Hier sind die Akten...", sagte er, als ihm wieder einfiel, weswegen das FBI eigentlich gekommen war.
Er drückte sie Sam in die Hand und drängte sich auch schon im nächsten Moment an den Brüdern vorbei zur Tür.
„Sie wollen doch sicher die Leiche sehen."
Die Winchesters und Cass folgten dem Sheriff bis in die Leichenhalle, die mit einer kurzen Abbiegung auch schon erreicht war.
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Verträge und Versprechen
RandomNachdem in Coral, einem verschlafenen Dörfchen, eine Wasserleiche mit herausgerissenem Herz gefunden wurde, machen sich Castiel und die Winchesters auf die Suche nach dem Mörder. All das scheint für die Bewohner ein unglücklicher Unfall zu sein, was...