20.Kapitel

2 1 0
                                    




Die Nacht war gekommen und genauso schnell war sie auch wieder vergangen.
Castiel hatte den beiden Winchesters versichert, dass er über sie wachen würde und sie ungestört schlafen konnten.
Dean hatte anfangs natürlich wenig davon gehalten, sich aufs Ohr zu hauen, aber nach einer ausgiebigen Argumentation darüber, dass sie sich gut ausruhen sollten und ihren Wunden noch eine weitere Nacht Zeit zum Heilen geben sollten, gab er letztendlich nach.
Sam bedachte einen Moment kurz vorm Einschlafen, ob er seinem Bruder nicht doch recht geben sollte, aber irgendein Gefühl versicherte ihm, dass die Werwölfe heute Nacht nicht noch einen Menschen töten würden.

Es war kurz vor Mittag und Unmengen an Regentropfen plätscherten auf die Asphaltstraßen des kleinen Dorfes.
Dean schnaubte ein wenig genervt von der ganzen unnötigen Fahrerei.

Seine Haare waren noch immer nass vom Regen der Draußen wütete.

Er warf einen kurzen Blick auf die Stadtkarte, die er aus dem Handschuhfach genommen hatte und nun dabei war zurate zu ziehen.
Der Wind zog um die Bäume und mit einem tristen Seufzen riss er rot-gelbe Herbstblätter aus ihren Baumkronen.

Sein Bruder zog die Karte ein wenig weiter zu sich, um sie besser lesen zu können.
„Wir hätten vor einer halben Stunde nach rechts abbiegen müssen. Nicht nach links", verbesserte Sam ihn.
Sein Zeigefinger fuhr die vor wenigen Minuten noch gefahrene Straße entlang bis zu einer kleinen Abzweigung, die man auf der Karte nur schwer erkennen konnte.
Seit einer halben Stunden suchten sie schon nach dem Wohngrundstück der Millers, da auf der Farm keiner von ihnen mehr war.
„Versuch du doch mal, bei diesem Scheißwetter zu fahren!", meinte Dean ein wenig schnippisch zu seinem kleinen Bruder.
Demotiviert rollte er die Karte wieder zusammen und konzentrierte seinen Blick auf die Straße vor ihm.

Der Regen stürzte quasi auf die Frontscheibe und es war als würde der Impala gerade unter der dusche stehen.
Das bei Sonne so farbige Grün der Wiesen war in ein lebloses, dunkles Grau gewichen und machte einen sehr unfreundlichen Eindruck auf die drei.
Cass saß hinten im Rücksitz und beobachtete, wie das Wasser die Fensterscheiben hinunterfloss.

Jede menge Silber hatten sie dabei, um es mit den Werwölfen aufzunehmen.
Still saßen sie im Wagen, hörten dem Motor zu und lauschten dem Wasser das eine Klare Sich nach draußen mehr als nur behinderte .
Der Impala machte ein scharfe Kurve und nach einer kleinen Weile bog Dean in die anfangs vorgesehene Richtung ein, bis sie irgendwann am Ziel ankamen.
Obwohl Sam schon einmal hier gewesen war, machte das Haus aus der Nähe einen ganz anderen Eindruck als von weiter weg.
Die Wände waren aus dunkelgrauem Ziegelstein und die Holzdielen des Daches knackten bedrohlich unter dem Wind zusammen.
Eindrucksvoll war es durchaus, wie sie fanden. Trotzdem wollte man nicht in so einem Haus wohnen.
Zu groß, zu alt und vor allem zu deprimierend.
Nicht eine Spur, bis auf den Wagen in der Einfahrt, schloss darauf, dass das Gebäude bewohnt wurde.
Der Boden war mit einzelnen Granitplatten ausgelegt und führte in langen, unnötigen Schritten zur Haustür.
„Hier ist es?"
Dean sah einen Moment fragend zu seinem Bruder.
„Wer zum Teufel zieht denn mit seiner Familie in so ein deprimierendes Haus? Das schreit ja förmlich nach Tod und Verderben."
Dean holte seine Waffe heraus und überprüfte die Silbermunition.
Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in Sam aus, als sein älterer Bruder zielstrebig einen Schritt näher an die Tür trat, um sie einzutreten.
Ein Schauer lief ihm über den Rücken, ob es die Kälte war oder die Anspannung, wusste er nicht sicher.
„Dean."
Castiel beachtete das Vorhaben des Winchesters gar nicht, sondern schien sich viel mehr für die Wände des Hauses zu interessieren.
„Das Haus ist gegen Engel geschützt..."
Cass wandte sich von der Steinwand ab und schaute seine Freunde unsicher an.
„Ich weiß nicht genau, wie so ein starker Zauber hierher kommt oder wieso ich ihn erst jetzt gesehen habe, aber ihr solltet ohne mich reingehen", meinte der Engel.
Perplex und überrascht über die Aussage wollte Sam seinen himmlischen Freund gerade über den Spruch ausfragen, der ihn dem Zutritt ins Haus verwehrte, als ein lautes Geräusch ihn aus den Gedanken riss.
Ein schriller Schrei war urplötzlich aus dem Inneren des Gebäudes zu vernehmen.
Keiner der Jäger fackelte lange herum.
Mit einem Mal trat Dean die Tür ein und stürmte mit der Waffe in der Hand in das Licht, welches aus dem Inneren drang, und sein kleiner Bruder fast genauso schnell hinterher.
Nur wenige Sekunden brauchte es, bis sie die Herkunft des Geräusches ausgemacht hatten und in das gedimmte Zimmer traten.
Es war ein mittelgroßer Raum, auf dessen Boden ein royalblauer Teppich lag. An den Seiten standen zwei gleichfarbige Sofas und weiter hinten am Ende des Raumes ein großer Holztisch, hinter dem ein Fenster den Blick auf den Himmel offenbarte.
Keiner der Brüder interessierte sich jedoch für die Einrichtung, weder für den fein gewebten Perserteppich noch für die Farbe der Sitzgelegenheiten.
Das einzige, wofür sie Augen hatten, waren die beiden Personen, die in der Mitte standen.
Der jüngere Mann der beiden hielt etwas in der Hand, das Sam und Dean mit einem Wimpernzucken als menschliches Herz identifizierten.
Ein letztes Mal schien das Organ noch zu zucken, bevor es endlich stillstand und die etwas ältere Frau leblos auf den Boden fiel.
Rot tropfte es von den Händen des scheinbaren Mörders, welcher unbekümmert über die Jäger seine Tat begutachtete.

Verträge und VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt