Das zweite Mal in dieser Woche betrat Dean den kleinen Vorgarten des weiß-bläulichen Hauses.
Er klopfte und sofort hörte er Schritte, deren Verursacherin im nächsten Moment die Tür öffnete.
„Mrs. Brown, wir würden Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen." Dean strich sich unauffällig den Staub der Straße von seinem Jackett.
„Das ist mein Kollege Agent Decker." Auf Deans Erwähnung zog Cass seinen Ausweis heraus.
Zoey bat sie rein und auch dieses Mal fand sich der Jäger auf dem Sofa der Frau wieder.
Dieses Mal war das angebotene Getränk jedoch Kaffee.
„Nein, danke", lehnte der Engel ab, als er sich neben seinen Freund setzte.
Der Wind kratzte an den Fenstern, während draußen die weißen Lilien, die auch den Vorgarten zierten, stürmisch umherwogten.
Ein paar Minuten lang hatte sich Stille in das Wohnzimmer gedrängt.
Dean räusperte sich. „Sie haben sicherlich schon von Professor Samuel gehört." Er trank einen Schluck seines Kaffees.
Zoey versenkte gerade den nächsten Zuckerwürfel in ihrem Getränk.
„Was meinen Sie?" Sie stellte die Tasse lautlos zurück auf den Glastisch.
Die Information traf sie härter, als Dean gedacht hatte.
„Shit!" Sie flüsterte nur, sodass es ihr Besuch kaum hörte.
„Seine Frau hat ausgesagt, dass Sie vor ein paar Jahren in einen Streit mit ihm geraten sind." Cass hatte angefangen zu reden.
„Nein...ich meine, ja, aber...Jein." „Was meinen sie mit Jein?", fragte Dean und eine kleine Brise fehlender Geduld war aus seiner Stimme zu hören.
Cass stellte sich die absolut selbe Frage wie Dean, nur nicht im selben Kontext.
Jein? Hatte die Menschheit etwa eine neue Antwort auf eine Ja-Nein-Frage erfunden?
Es war ja ganz offensichtlich eine Zusammensetzung der beiden Wörter.
Einen kurzen Augenblick hatten sich die Gedanken des Engels um das Wort gedreht, aber im nächsten konzentrierte er sich wieder voll und ganz auf das Geschehen.
„Sie haben Utensilien des College gestohlen", sagte der Jäger.
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, trotzdem schaute Dean sie fragend an. Peinliche Stille hatte sich ausgebreitet.
„Wie oft denn noch? Das habe ich nicht!"
Ihre Stimme bebte, aber war trotzdem nicht so laut, dass man es Schreien hätte nennen können.
„Ich habe nichts gestohlen." sie hatte wieder an Kraft gewonnen und die Wut war verschwunden.
„Mein Ex und ein paar anderen Studenten haben mir das damals in die Schuhe geschoben."
In einem Zug leerte sie ihren Kaffee.
Das Lächeln, welches vor ein paar Minuten wie ausradiert gewesen war, hatte sich wieder auf ihre Lippen gedrängt.
„Ja, Sie haben recht, ich habe mich zu der Zeit mit meinem Professor gestritten. Ich hab versucht, ihm zu sagen, dass ich es nicht gewesen bin, aber ich hatte keine Beweise, also hat er mir nicht geglaubt."
Sie dachte zurück.
„Ich wäre fast des College verwiesen worden. Natürlich war ich sauer auf ihn. Wir sind uns für den Rest meines Studiums, so gut wie möglich, aus dem Weg gegangen und das wars dann schon eigentlich", erzählte sie zu Ende.
Dean hatte ihr skeptisch zugehört.
„Dean, sie ist ehrlich", murmelte ihm sein Freund zu, der neben ihm auf der Couch saß.
„Natürlich bin ich ehrlich." Die Frau sah ihn irritiert an.
Dean blätterte in seinen Gedanken nach der Uhrzeit des ersten Mordfalls. „Wo waren sie dienstags, um etwa zehn Uhr morgens?"„Ich war draußen spazieren. Verdächtigen Sie jetzt etwa mich?"
Ihre Stimme war weniger geschockt, sondern mehr überrascht.
„Wir machen nur unseren Job. Kann irgendjemand bezeugen, wo Sie waren? Wenn nicht, dann ist es kein gültiges Alibi", klärte Dean sie auf.
Die Gefragte verneinte.
„Und wo waren Sie gestern Abend um acht Uhr?"
„Ich..." Sie machte eine Pause. „Ich war draußen im Park. Ich habe einen Spaziergang gemacht." Dean stöhnte laut auf. „Sie waren zwei Mal zur richtigen Uhrzeit in direkter Nähe der Tatorte. Sie wissen, wie verdächtig das klingt, richtig? Und wieso zum Henker machen sie eigentlich so viele Spaziergänge?!" Er versuchte, seine Stimme ruhig zu halten, was ihm nur mäßig gelang.
„Ich... Ich habe niemanden umgebracht, wenn Sie das damit sagen wollen", versuchte sie, sich zu verteidigen.
Ihre unterdrückte Panik zu verstecken, fiel ihr schwerer als erwartet. Mord. Jemand beschuldigte sie indirekt des Mordes und sie hatte kein Alibi. Sie hatte ja sogar ein Motiv für ihren ehemaligen Professor.
„Lora war meine Freundin. Wieso hätte ich sie umbringen sollen?"
Dean antwortete nicht.
Er hielt seine Waffen in greifbarer Nähe. Ein Monster, das seine Tat leugnete.
Vielleicht wusste sie nicht einmal, dass sie es gewesen war, aber sie suchten einen reinblütigen Werwolf, der sich auch ohne Vollmond verwandeln kann.
„Erkennen Sie etwas davon wieder?"
Dean zeigte ihr die Fotos von den Beweismitteln auf seinem Handy.
„Woher haben Sie die?"
Beim Betrachten weiteten sich ihre Augen.
„Die haben wir beim Tatort gefunden, Mrs. Brown", meldete sich Cass wieder zu Wort.
„Das ist unmöglich...ich..." Sie stoppte.
„Wieso verdächtigen Sie überhaupt mich? Es waren doch Tierangriffe. Ich... Ich versteh das nicht." Sie wandte sich in Unbehagen.
Ihre so ruhige Facette war schon lange eingestürzt. Ihr Lächeln hatte sich in einen irritierten, geradezu ängstlichen Gesichtsausdruck verändert. Es klingelte.
Stille war für einen Moment eingekehrt und nur die unverkennbare Melodie von ‚I'm walking on Sunshine' war zu hören.
Es hätte wohl keinen unpassenderen Moment für einen Anruf gegeben.
Zoeys Gesicht war im Laufe der Beschuldigungen gegen sie weiß geworden und ihre Augen waren rot angelaufen, da sie den Tränen nahe gewesen war.
Sie schluchzte und tastete nach ihrem Mobilgerät, das sich irgendwo in ihrer Hosentasche versteckt hatte.
„Entschuldigen Sie mich!" Sie hatte wieder eine ruhige Tonlage angenommen, was Dean annehmen ließ, dass es kein persönlicher Anruf war oder sie sich vor der Person zu weinen schämte.
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Verträge und Versprechen
RandomNachdem in Coral, einem verschlafenen Dörfchen, eine Wasserleiche mit herausgerissenem Herz gefunden wurde, machen sich Castiel und die Winchesters auf die Suche nach dem Mörder. All das scheint für die Bewohner ein unglücklicher Unfall zu sein, was...