9. Kapitel

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Wind sauste um die Häuser und brachte Frische in die schwüle Luft des Tages.
Dean suchte eine halbe Stunde nach der angegebenen Straße.
Maleberry Street stand mit weiß gedruckten Buchstaben auf dem dunkleren Grund des Straßenschildes.

der Impala bog in die nächste Kreuzung ab und sogar dies machte Dean in einer nicht angemessenen Geschwindigkeit.
Dann stellte er seinen heiß geliebten Wagen auf einen der Parkplätze ab, die sich auf einer Straßenseite wie Perlen an einer Kette aufreihten.
Das Haus mit Nummer 23 war ein unauffälliges Gebäude, in das man versucht hatte soviel platz, wie es den nur ging, zu quetschen.
Weiß gestrichen, hellgraues Dach, schwarz gestrichene Eichentür und ein winziger Vorgarten, der vielleicht aus zwei Quadratmetern bestand und mit Hecken zugepflanzt worden war.

Es war eines dieser Häuser, von dem man denkt, dass es einer alten Frau gehört, die einen mit ihren Schuhen bewirft, sollte man ihren Rasen betreten.
Naja, ein bisschen kleiner als ein Familienhaus war es wahrscheinlich schon, aber solche Sachen interessierten in dem Moment keinen der FBI-Agenten besonders.
Sam war gerade an die Tür getreten um zu klopfen, als es drinnen laut wurde.
Man hörte gedämpftes Rumschreien und im nächsten Moment krachte etwas durchs Fenster.
Alle zuckten erschrocken zusammen.
Das hatte wohl keiner von ihnen erwartet.
Die Scherben lagen auf den Hecken verteilt, die unter dem gebrochenen Fenster wuchsen.
Einen kurzen Moment war es still und die Tür wurde aufgerissen.
Der Mann, der sie aufgemacht hatte, blieb überrascht vor Sam stehen, der ihm nun gegenüberstand.
Eine Zeit lang war es still.
„Schatz, wir haben Besuch!", rief der Mann nach hinten.
Er sah komplett fertig aus.
Leichte Augenringe hatten sich unter seinen Augen gebildet und die Müdigkeit stand ihm quasi ins Gesicht geschrieben.
Er hatte hellbraune, mittellange Haare, die wahrscheinlich seit ein paar Tagen nicht mehr gewaschen oder gekämmt worden waren, und olivgrüne Augen.
Erneut war Stille eingekehrt und dann wurden sie von dem Mann, von dem Dean und Sam vermuteten, dass es Jake war, ins Haus gezogen.
Jake wollte gerade wieder die Tür schließen, als ihm etwas einfiel und er wieder nach draußen rannte.
Er kam mit einem Schuh, der wahrscheinlich die Ursache der zerbrochenen Scheibe war, zurück.
„Schatz!" wiederholte er „Die Freunde der Immobilienagentur der Millers sind hier!", beendete er.
„Aber..."
Cass wollte gerade etwas einwenden, als er unterbrochen wurde.
„Schön, dass Sie so früh kommen!"
Eine Frau war aus der Küche getreten und riss Jake den Schuh aus der Hand, der offensichtlich ihr gehörte, da sie den anderen trug.
Sie versuchte so gut wie möglich, ihren Ärger zu verstecken.
Das ganze Mobiliar war in Kisten verpackt.
„Wir sind den Verkaufsvertrag schon mit den Millers durchgegangen. Ich werde kurz den restlichen Papierkram holen", sagte die noch immer unbekannte Frau.
„Wir..."
Diesmal war es Sam, der unterbrochen wurde von Flüchen aus der Küche, die von der Frau kamen, die die Papiere holen wollte.
„Jake, wo hast du die Auflagen hin? Die verschwinden nicht einfach!", giftete sie Jake an, als die Rotbraunhaarige wieder ins Wohnzimmer stürzte.
„Beruhig dich! Erinnerst du dich nicht, dass ich sie gestern auf den Drucker gelegt habe, Leah?"
Jake musste sich bemühen, seine ruhige Stimme beizubehalten.
„Du bist doch gerade noch mit den Papieren in der Gegend rumgelaufen. Hör auf, mich zu verarschen und sag mir, wo sie sind!"
Nur eine Sekunde später flogen die Fetzen.
Keiner wollte sich die Vorwürfe des anderen eingestehen und keiner der FBI-Agenten schaffte es, ein Wort - dass sie die Papiere gar nicht brauchten - in die Diskussion zu drücken.
Im Wortschwall konnte man nichts mehr verstehen, ein paar Beleidigungen konnte Sam heraushören, sonst nichts.
„Stopp!"
Dean hatte keine Lust mehr auf den Quatsch, den die beiden dort veranstalten.
„Hören Sie uns jetzt bitte endlich mal zu! Wir wollen ihre bescheuerten Papiere gar nicht und wir sind auch nicht von wessen Immobilienbüro auch immer."
Endlich war es still und Ruhe war eingekehrt.
Die beiden hatten endlich wieder Kenntnis von ihnen genommen und aufgehört zu streiten.
„Sind Sie nicht?", fragte Leah mit einer Entspannung, von der niemand erwartet hatte, dass sie sie aufbringen konnte.
„Oh..." Jake hatte sich auch beruhigt und entschuldigte sich kleinlaut dafür, dass er sie verwechselt hatte.
„Ok, ich geh nach oben und du kümmerst dich um...", sie deutete auf die drei, „um was auch immer!"
Dann verschwand sie in einem kleinen Raum, der wahrscheinlich das Treppenhaus war.
Kaum war sie weg, setzte Jake sich auf eine der vielen Kisten und strich sich mit seiner Hand durch die hellbraunen Haare.
„Entschuldigen Sie den Streit, seit den Umzugsplänen ist meine Verlobte unglaublich angespannt und schlecht gelaunt."
Erneut fuhr er sich durch die nicht vorhandene Frisur.
„Mr. Park, wir sind hier, weil wir gerne ein bisschen über Zoey Brown reden möchten", sagte Sam und hielt seine FBI Marke hoch.
Jake seufzte.
„Wo waren sie Dienstag früh um zehn Uhr und Donnerstag zwischen sieben und neun Uhr abends?", fragte Sam.„Dienstag war ich mit meiner Nichte im Kino. Ich müsste hier noch irgendwo die Tickets haben und Donnerstag war ich mit meiner Verlobten hier und habe angefangen, die Sachen zu packen."
Die Tickets waren schnell überprüft und Leah würde den Aufenthalt hier wahrscheinlich auch bestätigen können.
„Was können Sie uns über Zoey und den angeblichen Diebstahl erzählen?"
Dean rückte seine Krawatte zurecht und sah sein Gegenüber durchdringend an.
„Hören Sie! Ich war jung und neidisch. Ich war sauer und ja, mein Gott, ich habe versucht, ihr den Diebstahl anzuhängen. Wissen Sie, wie schmerzhaft es ist, wenn man seine Ex, die man immer noch liebt, jeden Tag in der Vorlesung sieht?"
Er bereute seine Tat nur zu sehr. Das war leicht aus seinem Tonfall herauszuhören.
„Ich dachte, wenn sie verschwinden würde, dass ich dem Trennungsschmerz dann entkommen könnte."
Er lehnte seinen Kopf an die Wand und schloss die Augen.
„Es war leicht, ihr die Werkzeuge in die Tasche zu schieben und Tim und Lucas, zwei Freund von mir, haben ausgesagt, dass sie sie beim Stehlen gesehen haben. Im Nachhinein bereu ich es, aber hätte ich es nicht gemacht, dann hätte ich nie Leah kennengelernt, deswegen kann meine Entscheidung am Ende gar nicht so falsch gewesen sein."

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