11.Kapitel

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Lichter flackerten und schwerfällig versuchte er, seine Augen zu öffnen.
Bei dem Versuch, seine Hand zu bewegen, zuckte er schmerzhaft zusammen.
Seine Sicht war trüb, als würde er im Nebel stehen und von den Geräuschen um sich herum nahm er nicht mehr war, als kaum zu hörendes Rauschen. Licht brannte in seinen Augen, doch er war zu schwach sich abzuwenden.
Wie ein Schlag ins Gesicht stürzten die Erinnerungen auf ihn ein und blitzartig waren seine Gedanken wieder klar.
Seine trübe Sicht verschwand wie ein auf die Seite gezogener Vorhang und das gleißende Licht entpuppte sich als Sonnenschein, der von oben herab durch die Zweige und Blätter der Bäume fiel.
Eine leichte Brise wehte um seine Nase und langsam entwich das taube Gefühl aus seinen Gelenken.
Ruckartig setzte er sich auf und versuchte sich umzuschauen.
„Sammy!"
Mit aller Kraft, die er noch hatte, blickte er sich suchend um.
Er lag nicht mehr zwischen den Teilen des zerstörten Autos, sondern in Sicherheit auf dem Waldweg in der Nähe.
Sein Hals war staubtrocken und die Luft in seinen Lungen brannte wie heiße Kohle.
Er rappelte sich auf und hoffte, den Schmerz lange genug ertragen zu können, um seinem Bruder zu helfen.
Seine Beine knickten zusammen und er fiel zurück auf den Boden. Seine Hände waren blutig verschmiert und die Erde schmerzte in seinen Wunden.
„Dean."
Castiel hatte ihm wieder aufgeholfen und stützte ihn, um einen weiteren Fall zu verhindern
„Wo ist Sam?"
Deans Stimme war kratzig und jedes Wort schmerzte.
Vorsichtig half sein Freund ihm zu einer nahe stehenden Tanne.
„Keine Sorge, ich habe ihn bereits in Sicherheit gebracht."
Der Engel deute neben ihn.
Der Jäger blickte sich eilig um und schnell entdeckte er seinen Bruder, der neben ihm am Baum lehnte.
Seine Brust hob sich regelmäßig und sein Atem ging ruhig, nur die Blutergüsse an seinen Armen deuteten auf den Unfall hin. Sein Freund beugte sich über ihn und beäugte ihn.
„Dein Arm ist gebrochen und du hast eine Prellung am Unterschenkel."
Ein Hauch sorge drang aus seinem Unterton.
Vorsichtig hielt der Engel seine Hand über den Arm des Jägers, um ihn zu heilen.
„Nein", widersprach der Winchester. „Kümmere dich zuerst um Sam, ich lass mich nicht von einem kleinen Autounfall unterkriegen."
Cass hatte gestoppt und hörte Deans schmerzerfüllten Worten zu.
„Dean, du bist schwerer verletzt als Sam."
Erneut stand der Engel auf, diesmal aber ging er zum anderen Winchester, welcher noch immer seelenruhig zu schlafen schien.
Mit Dean ließ sich nicht verhandeln, wenn es um seinen kleinen Bruder ging, dessen war sich der Engel nur zu gut bewusst.
Nachdem er zu Sam gegangen war, heilte er dessen älteren Bruder.
Er legte Dean die Hand auf die Stirn und konzentrierte sich.
Wärme fuhr durch Deans Körper und er spürte wie seine gröberen Wunden zu heilen anfingen.
Castiel zog seine Hände wieder zurück.
Er fühlte sich unangenehm erschöpft und auch Dean und Sam hatten noch immer ein paar Blutergüsse und Schnittwunden von den Glasscherbe.
Dean traute sich gar nicht, den Impala richtig anzuschauen.
Das geliebte Auto des Winchesters lag umgedreht in einem der Graben, die Windschutzscheibe war zerbrochen durch einen kleineren Eichenbaum, das Metall war verbeult und eine der Türen war aus den Angeln gerissen worden.
„Shit, was ist eigentlich passiert?"
Dean hatte sich die Haare gerauft und fluchte leise vor sich hin
„Ein Reh ist auf die Straße gelaufen. Ich wollte dir Bescheid sagen, aber du hast nicht aufgepasst."
Cass war noch immer dabei, Sam zu stützen, der immer noch nicht richtig wach zu sein schien.
Der Engel wirkte müde und sah aus, als würde er jeden Moment einschlafen.
Sein Trenchcoat sah nicht besser aus als die Kleidung der anderen beiden – voll mit Staub und Dreck.
Sam stöhnte. Seine Augen brannten und es fiel ihm schwer, sie lange geöffnet zu halten.
Vorsichtig wandte er sich aus Castiels Stütze und griff nach dem Handy in seiner Tasche.
„Kein Empfang", krächzte er mit trockener Kehle.
„Ich glaube, auf der Straße hier weiter entlang müssten wir irgendwann dem Department entgegenkommen."
Sam packte das Handy wieder in seine jetzt dreckige Hosentasche und fing an, die Straße entlang zu laufen.
Dean blickte sich noch einmal zum Auto um, das im Licht der Sonne glitzerte und entschied sich dann dazu, seinem Bruder zu folgen.
Jetzt konnten sie es gewiss nicht wieder zum Laufen bringen und in dem Moment schien dies ihm die einzige Möglichkeit, zurück in die Stadt zu kommen.

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