Ewigkeiten vergingen, in denen ich mich nicht vom Fleck bewegte, nicht dazu fähig war, mich aus dem Schnee auf zu rappeln und ins Warme zu gehen.
Ewigkeiten, in denen ich vergaß, was Wärme bedeutete. Räumliche Wärme. Jene, die von Herzen, von anderen Menschen kam, jene ganz bestimmte Wärme gab es lange nicht mehr. Es erschien mir fast, als hätte ich nie erfahren, was Wärme bedeutete.
Ewigkeiten, in denen mir jedes einzelne meiner Körperteile abfror. Mein gesamter Körper war eiskalt, unbeweglich. Wie ein Eisklotz. Ein riesiger Eiswürfel.
Ich hatte das Gefühl, aus eigener Kraft niemals wieder nach drinnen kommen zu können. Viel zu schwach war ich. Körperlich und seelisch.
Vielleicht würde ich erfrieren, wenn ich noch länger hier saß. Dann hätte ich es geschafft zu sterben, wenn auch ohne vorher glücklich zu werden.
Tatsächlich kippte ich irgendwann aus der sitzenden Position in eine liegende und atmete bebend die eiskalte Luft in meine Lungen. Es fühlte sich an, als würden tausend kleine Messer jedes Einzelne meiner Lungenbläschen attackieren, zerstechen, zum Platzen bringen.
Ich spürte geradezu, wie meine restliche Körperwärme sank, meine Kraft gleich mit ihr, wie ich von Zitteranfall zu Zitteranfall schwächer wurde. Wie mir immer kälter wurde, bis es unerträglich war.
Der Kältetod war wahrlich nicht schön. Es war nicht einfach nur einschlafen. Die Momente davor waren das qualvolle. Das, was die Menschen sterben ließ. Die Kälte, die sich in jeden Nerv, in jede Zelle des Körpers schlich und einen von innen heraus einfror.
Die Kälte saugte einem die Lebenskraft aus dem Körper, fror jeden Muskel ein, ließ einen unsagbare Schmerzen und Leiden durchleben.
Lebendig eingefroren.
Ja, ich wollte sterben, aber nicht so. Auch der Weg zum Tod sollte friedlich sein, nicht nur anschließend.
Und das hier…das war zu 100% nicht friedlich. Aber langsam fand ich mich damit ab, hier zu verrecken, ich war schließlich im realen Leben und nicht in irgendeinem Film mit Happy End. Mein Leben hatte kein Happy End. Zu mindestens nicht für alle und erst nach dem eigentlichen Leben.
Niemand würde kommen um mich zu retten. Keiner würde mich ins Warme bringen, in Decken einhüllen und über mich wachen, bis mir wieder einigermaßen warm war.
Das war REAL. Nicht irgendeine Schnulze. Kein kitschiger Teeniefilm. Das war einfach nur echt. E. C. H. T.
Diese Qualen waren echt. Dieses Leid. Diese Kälte. Alles war echt.
Es war als würde plötzlich etwas Dunkles über mich kommen, alle Lichter erlöschen. Es war, als hätte jemand den Stecker aus der Steckdose gezogen. Alles wurde verschwommener und unklarer, mit jedem neuem Atemzug, jedem neuen schwachen Klopfer meines Herzens.
Die Natur um mich herum wurde dunkler und dunkler, verschwand von Sekunde zu Sekunde mehr, bis ich mich im Dunkeln wieder fand. In völliger Schwärze dahin schwebte.
Die Kälte war noch immer da, hüllte mich noch immer ein, aber ich schien es nicht mehr spüren zu können.
War ich nun tot? Hatte ich es tatsächlich geschafft? Geschafft zu sterben? Den Tod im Gefängnis zu finden?
Die Stille, die mich umgab beruhigte mich, nahm mir die Angst und ließ mein Herz noch schwächer schlagen, bald würde es seinen Dienst aufgeben. Sehr bald seinen letzten Schlag tun.
Meine Lider waren geschlossen, mein Kopf auf meine Arme gesunken und meine Hände zu Fäusten geballt, die sich langsam lösten.
Ich war müde. So unsagbar müde. Wollte einfach einschlafen. Für immer. Meine letzte Reise begehen und meinen Platz im Himmel einnehmen.
Wie ein Windhauch wehte mein Name zu meinen Ohren. So weit entfernt und leise, dass es unmöglich echt gewesen sein konnte. Zu unwirklich war es. Wer sollte mich rufen? In dieser Situation?
Jetzt brauchte mich auch niemand mehr retten. Ich würd sterben. Es war zu spät. Und außerdem war ich jetzt bereit für den Tod, auch ohne noch einmal glücklich gewesen zu sein. Ich war schon mehr tot als lebendig.
Ich hatte das Gefühl zu schweben, dem Leben zu entfliegen. Dem Himmel entgegen. Unaufhaltsam.
Näher und näher an mein Ende zu gelangen.
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Folge deinem Herzen bis in den Tod
Teen FictionVertraue auf dein Herz, es wird dir den Weg weisen.Folge ihm, bis an das Limit und sehe was passiert. Das Herz hat die große Kraft, über Leben und Tod und über Liebe und Hass zu entscheiden, es hat mehr Macht, als alles andere. Lass dich leiten und...