Ich spürte, wie jemand mich hoch zog, war aber zu durcheinander, um es wirklich mit zu bekommen, etwas dagegen unternehmen zu können.
Vielleicht war ich ja auch froh, dass mich jemand aus der Situation hinaus holte. Mich so zu sagen aus dem Loch, in das ich dort gerade gefallen war, hinaus zog.
Mir war ziemlich egal, um wen es sich handelte. Bis heute wusste ich es noch nicht.
Ich wusste nur, dass ich auf einmal vor meiner Haustür stand und wartete, bis mir jemand öffnete. Wie verdammt war ich hier her gekommen?
Niemand öffnete mir, ich drückte auf die Klingel. Wartete. Nichts. Aber meine Eltern mussten schon wieder hier sein…das Auto stand auf der Auffahrt…auch toll…sie hatten ihre Tochter einfach auf dem Friedhof gelassen.
Erneut drückte mein rechter Zeigefinger auf den Klingelknopf. Wieder öffnete niemand.
Seufzend tappte ich zum Schuppen, in dem ein Ersatzschlüssel auf dem hintersten Querbalken lag und verharrte in der Bewegung.
Alex und ich hatten als Kinder sehr oft hier gespielt, unser eigenes Lager auf der Platte über den vorderen Querbalken errichtet. Sehr viel Zeit und Liebe darin geopfert…umsonst…
Meine beste Freundin und ich hatten hier auch oft übernachtet…es war immer unsere Festung gewesen…und ohne Alex würde es sie nicht geben.
Ich presste meine Augen zusammen, um die Tränen zurück zu halten, tastete blind nach dem inzwischen leicht verrosteten Schlüssel und rannte so schnell ich konnte aus dem Schuppen, wieder zur Haustür.
Ich sah bereits im Eingang, dass meine Eltern tatsächlich hier waren. Ihre Jacken und Schuhe lagen einfach achtlos auf dem Boden. Seufzend stieg ich über den Kleiderhaufen, schlüpfte aus meinen Pumps und streifte den grauen Mantel ab.
Mein erster Weg führte ins Wohnzimmer. Dort saßen meine Eltern. Beide. Auf der Couch.
Sie starrten irgendwohin…besser gesagt ins Nichts.
Sie schienen nicht einmal wahr zu nehmen, dass ich hier war…
Doch als ich mich gerade auf den Weg in mein Zimmer machen wollte, hörte ich die Stimme meiner Mutter. „Risa, Schätzchen…kannst du mir einen Kaffee machen?“
War das ihr ernst? „Mach dir selber deinen scheiß Kaffee!“, gab ich zurück und stapfte die Stufen nach oben in mein Zimmer, wo ich als erstes mein Handy in die Hand nahm.
Eine neue Nachricht auf Whatsapp. Wie jedes Mal, wenn mir das angezeigt wurde, musste ich einmal tief durchatmen, um die Kontrolle zu bewahren. Sie ist nicht von Alex, redete ich mir ein, wiederholte diese fünf Worte immer und immer wieder.
Natürlich war sie es nicht. Sie war von Fabienne, meiner besten Freundin…ich las sie leise vor mich hinmurmelnd: Hey Darling…ich wünsche dir alle Kraft der Welt! Das wird wieder, versprochen!
Was sollte bitte wieder werden? Was sollte das bringen, wenn sie mir solche Worte schrieb? Was verdammt brachte das? Sie würden ihn auch nicht wieder bringen! Er würde durch nichts auf der Welt wieder auferstehen. Er war nicht Jesus.
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Folge deinem Herzen bis in den Tod
Teen FictionVertraue auf dein Herz, es wird dir den Weg weisen.Folge ihm, bis an das Limit und sehe was passiert. Das Herz hat die große Kraft, über Leben und Tod und über Liebe und Hass zu entscheiden, es hat mehr Macht, als alles andere. Lass dich leiten und...