Kapitel 26

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Plötzlich wurde ich hoch gehoben. Wirklich…wie aus dem Nichts. Geschockt sah ich ihm ins Gesicht. War viel zu baff um mich zu wehren. So wie ein Bräutigam seine Braut, trug er mich zurück zu seinem (??) Zimmer und legte mich auf sein Bett, setzte sich daneben und betrachtete mich. Vermutlich, denn die Lichtverhältnisse waren noch schlechter geworden.

„Weißt du, dass Frau Ibis dich sehr gerne mochte? Sie hat allen anderen Erwachsenen sogar weiß gemacht, dass du keine Behandlung brauchst. Sie sagte, du seist unbehandelbar, solange du nicht entlassen wirst, würdest du aber keine Gefahr darstellen. Keine Ahnung wieso alle es ihr abgekauft haben…“, meinte er und wandte den Blick ab.

Wie immer wenn ihr Name fiel verpasste es mir einen Stich. Wenn sie dies wirklich getan hatte, dann war ich ihr so viel schuldig. Wäre. Wenn sie noch leben würde. Ich verdankte ihr sehr viel. Wahrscheinlich mehr als irgendjemandem sonst.

Ich wusste keine passende Antwort, also schwieg ich einfach. Versuchte mir möglichst unauffällig die einzelnen Tränen weg zu wischen, die sich aus meinen Augen gelöst hatten.

„Weinst du schon wieder?“, fragte er und klang dabei kein bisschen belustigt, wie ich es vermutet hätte.

„Nein“, murmelte ich. Es klang nicht glaubwürdig. Genau das Gegenteil davon. Man hörte sofort, dass ich log.

Er seufzte hörbar und stand auf. Ging zu dem Fenster und öffnete es. Sofort kam kalte Luft ins Zimmer und ließ die klirrenden Außentemperaturen zurück in meinen Körper kriechen. Erbarmungslos und schmerzlich.

„Bedeutet dein Leben dir rein gar nichts mehr? Ich meine…wenn du glücklich wärst…richtig glücklich, würdest du dich trotzdem noch umbringen wollen?“

Berechtigte und gute Frage. Aber zu persönlich, was interessierte ihn das?

„Ich weiß es nicht sicher…war zu lange einfach nicht mehr glücklich! Aber ich denke nichts könnte mich davon abbringen!“, spekulierte ich leise und während ich sprach hätte ich am liebsten den Mund gehalten. Das ging ihn nichts an. „Wie heißt du eigentlich?“ Ich musste es wissen. Er kannte meinen Namen schon eine ganze Weile und die Neugierde brachte mich nahezu um.

Ein leises Lachen ertönte vom Fenster. „Zayn“

Irgendwie passte der Name perfekt zu ihm. Keine Ahnung…aber es passte.

„Komm her!“, meinte Zayn plötzlich und streckte eine Hand in meine Richtung.

Verwundert stand ich auf und versuchte mich auf den Beinen zu halten, während ich auf ihn zu ging. Wieso auch immer…

Sobald ich in Reichweite seiner Hand kam blieb ich misstrauisch stehen. Was wollte er?

Grinsend griff er nach meiner Hand und zog mich ans Fenster. Ein eisiger Schauer überlief mich. Es war so kalt.

Ich sah ihn fragend an, ehe ich mein Handgelenk aus seinem Griff befreite und mich dem Fenster zu drehte. Beinahe das gesamte Licht war aus dem Himmel verschwunden. Sterne blitzten auf und glitzerten am dunkelblauen Zelt, das die gesamte Welt ummantelte. Es sah atemberaubend schön aus.

„Ich liebe die Nacht“, flüsterte ich und legte meine Hände an die Gitterstäbe. „Sie ist so friedlich“

Ich spürte seinen Blick auf mir, was mich zum lächeln brachte. „Was schaust du?“

Ich hörte sein Lachen. „Du wirst sie nie wieder sehen wenn du tot bist und würdest es ohne zu zögern auf dich nehmen. Das ist das faszinierend“

Ich legte den Kopf schief. Meinte er ernsthaft, dass etwas Gewöhnliches wie die Nacht mich von meinem Plan abbringen könnte?

Er kannte mich nicht, kein bisschen.

Folge deinem Herzen bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt