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-Jaemin's Sicht-

Gähnend streckte ich mich in meinem Bett und sah auf die Uhr. Ein Lächeln zauberte sich auf mein Gesicht, als ich das Datum sah und mir wieder einfiel, dass heute mein Geburtstag war. Ich hatte meine Eltern gar nicht nach Hause kommen hören, vielleicht waren sie extra leise, um mich heute in der Früh zu überraschen, wenn sie auf einmal vor mir stehen würden.
Glücklich sprang ich aus dem Bett und schnappte mir mein Lieblingsoutfit, bevor ich unter die Dusche huschte und mich für diesen Tag fertig machte.

Was würden wir heute unternehmen?
Gab es eine Überraschung?

Aufgeregt hüpfte ich die Treppe ins Wohnzimmer hinauf und sah mich erwartungsvoll um.
Hatten sie sich versteckt, wie bei einer Überraschungsparty?
Sowas hatte ich noch nie, vielleicht machten sie das ja wirklich.
"Mama? Papa?", rief ich in den Raum und meine Stimme hallte durch das große Haus.
Sie waren verdammt gut darin, sich zu verstecken. Kichernd begann ich sie zu suchen und startete in der Küche. Doch alles sah so aus, wie ich es gestern hinterlassen hatte.
Skpetisch zog ich mein Handy hervor und sah, dass ich tatsächlich eine neue Nachricht hatte. Vielleicht wollten sie mit mir einen Ausflug machen und ich sollte zu einem Treffpunkt kommen.

Grinsend öffnete ich die Nachricht, doch mein Lächeln verschwand nach dem ersten Satz.

'Hallo Jaemin Schatz!
Erst einmal alles Gute zu deinem 18. Geburtstag!
Es tut uns schrecklich leid, aber wir werden es nicht schaffen heute nach Hause zu kommen. Wir wissen, dass du dich immer besonders auf diesen Tag freust, aber es gab ein paar Probleme mit der Rollenbesetzung des neuen Filmes und wir mussten erstmal eine Lösung dafür finden, wodurch sich alles etwas verschoben hat. Bitte sei nicht traurig und nicht all zu böse auf uns. Wir werden das auf jeden Fall nachholen.
Wir lieben dich!'

Enttäuscht ließ ich mich auf einen Stuhl sinken und legte das Handy vor mich auf den Küchentisch.
War das deren Ernst?
Sie wussten genau, wie wichtig dieser Tag für mich war und jetzt konnten sie sich nicht einmal dann etwas Zeit nehmen und ihre Arbeit kurz beiseite legen. Traurig griff ich nach meinem Handy und antwortete, dass es okay wäre und sie sich um mich keine Sorgen machen sollten. Dann schaltete ich das Gerät aus und schob es von mir weg.
Na toll und jetzt?

Mit Chips und Eis bewaffnet setzte ich mich vor den Fernseher und begann mich durch meinen Frust vollzuessen, während ich Disney Filme anschaute. Könnte mir meinen 18. Geburtstag nicht besser vorstellen. Vielleicht hätte ich doch noch einmal mit Jeno reden sollen, dann hätte ich mich eventuell mit ihm treffen können und wäre nicht so allein. Aber wahrscheinlich wollte er sowieso, dass ich ihn in Ruhe lasse, immerhin hätte er mich bei dem Vorfall erkennen müssen oder hätte sich auch bei mir melden können. Es war relativ einfach Nachrichten an mich zu schicken, wenn man im Internet nach mir oder meinen Eltern suchte.

Kopfschüttelnd öffnete ich eine weitere Packung Chips.
Wieso sollte er sich bei mir melden? Ich war doch der komische Typ von uns beiden, nicht er.
Seufzend konzentrierte ich mich wieder auf den Film, aber war bald darauf schon eingeschlafen, da mich das ganze Essen müde gemacht hatte.

Nachdem ich etwa zwei Stunden später wieder aufgewacht war, fasste ich den Entschluss, es auszunützen, wenn meine Eltern schon nicht da waren und da ich den restlichen Tag nicht alleine in dem großen stillen Haus verbringen wollte, machte ich mich schon früher als sonst auf den Weg zur Bar. Dabei nahm ich ein paar Umwege, um menschenvolle Straßen auszuweichen, immerhin musste ich trotzdem vorsichtig sein.
War Jeno vielleicht hier?
Ich hoffte nicht, er würde sich bestimmt nicht freuen, mich wiederzusehen. In seinen Augen war ich wahrscheinlich ein totaler Freak.
Seufzend trat ich in die Bar und schritt auf meinen Eckplatz zu, auf dem ich mich fallen ließ.

"Hey Kleiner, du siehst nicht gerade glücklich aus. Willst du was trinken? Ich mache dir was, was dich besser fühlen lässt.", fragte mich die Frau hinter dem Thresen, die sich als die pensionierte, mir bereits bekannte, Bedienung herausstellte. Eigentlich hätte ich abgelehnt, da ich wusste, sie würde mir irgendetwas alkoholhaltiges mischen, aber erstens hatte ich sowieso nichts zu verlieren und meine Eltern waren nicht zu Hause, also würden sie nicht mitbekommen, wenn ich betrunken heimkehre und zweitens machte sie mir immer noch etwas Angst und ich traute mich nicht abzulehnen. Also nickte ich leicht und grinsend drehte sie sich um und begann nach irgendwelchen Flaschen zu greifen, um den Inhalt miteinander zu vermischen. Anscheinend war sie wahnsinnig geübt darin, denn sie war so schnell damit fertig, sodass ich mich erschreckte, als sie das Glas mit nicht all zu wenig Kraft auf die Theke stellte.

Schnell bedankte ich mich und reichte ihr das gewünschte Geld, bevor ich wartete, dass sie sich umdrehte und wegging, damit ich meinen Mundschutz herunterziehen konnte, um zu trinken. Angewiedert verzog ich das Gesicht, nachdem ich den ersten Schluck nahm und stellte es gleich wieder ab.
Gut schmeckte es nicht gerade.
Jedoch war ich neugierig und wollte wissen, ob es mich wirklich besser fühlen lassen würde, immerhin hatte ich noch nie Alkohol getrunken und wusste nicht, was es mit mir machen würde. Aber wenn es diese Frau behauptete, würde es schon stimmen, sie hatte ja sichtbar viel Erfahrung damit.

Also leerte ich nach und nach das Glas und musste weiterhin das Gesicht verziehen.
Wieso war das denn so bitter?
Als ich schlussendlich ausgetrunken hatte, wank ich die Frau wieder zu mir.
"Gibt's das auch in etwas Süßer?"
Sogleich nickte sie und begann wieder, mir den Rücken zugedreht, etwas in mein Glas zu schütten. Auch wenn es nicht gerade lecker aussah, bezahlte ich und kostete davon. Es schmeckte tatsächlich süßer und somit fiel es mir nicht schwer, das Getränk zu leeren.
Ich fand Gefallen daran und bestellte mir noch eines, wobei ich nicht mehr auf die Zeit achtete. Meine Eltern hatten sich auch nicht nocheinmal gemeldet. Anscheinend war ihre Arbeit doch wichtiger als ich.

"Nana?"

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