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-Jaemin-

Durch meinen lauten Klingelton wachte ich auf und wollte mich aufsetzen, als ich spürte, dass ich festgehalten wurde. Panisch quietschte ich auf und zuckte zusammen, was meinen Kuschelpartner anscheinend aufweckte.
"Was machst du so einen Lärm Nana?", grummelte es hinter mir und sofort hielt ich inne.
Achja, ich war ja bei Jeno.
Beruhigt wollte ich mich wieder zurückfallen lassen und mich an ihn kuscheln, als es mich wie einen Blitz traf.
Scheisse, ich war bei Jeno und mein normales Handy auch.
Schnell riss ich mich von ihm los und rannte ins Wohnzimmer, in dem sich mein Handy in meiner Jacke befand und erneut klingelte. Kurz musste ich tief Luft holen, da mir etwas schwindelig war und hob dann zitternd ab.

"Jaemin! Wo zur Hölle bist du?", schrie mich meine Mutter durchs Telefon an und mit ungesundem Herzklopfen stolperte ich etwas zurück, wobei mich sofort jemand auffing. Mit großen ängstlichen Augen sah ich zu Jeno, der mich verwirrt musterte.

"Jaemin! Ich rede mit dir, hörst du mir überhaupt zu?", kam es aufgebracht aus dem elektronischen Gerät an meinem Ohr und ich musste schwer schlucken.
"Ja Mama...", murmelte ich leise.
"Wo bist du und warum bist du nicht zu Hause?", obwohl sie verdammt wütend sein musste, hörte ich ihren besorgten Unterton, der mir direkt ein schlechtes Gewissen eintrieb.
"I-ich bin bei einem ähm ... Freund.", antwortete ich vorsichtig und Jeno umarmte mich nun von hinten, da ich wieder zu zittern begann.
"Bei einem Freund? Ist das etwa der, der dich heute Nacht durch die Gegend getragen hat?"
Erschrocken schnappte ich nach Luft. Woher weiß sie denn das?
"W-was?", panisch ergriff ich Jeno's Hand und drückte diese fest.
"Hast du die Fotos im Internet nicht gesehen? Irgendjemand hat dich anscheinend erkannt und kassiert jetzt mit diesen Fotos einen Haufen Geld, indem er sie an alle Tratschzeitschriften weiterverkauft. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht einfach alleine hinauszugehen?", gestresst überschlug sich ihre Stimme fast.
"Ich-es tut mir leid...", traurig, sie enttäuscht zu haben, senkte ich meinen Kopf und Jeno drückte mich fester an sich.
"Wir reden darüber, wenn dein Vater und ich wieder zurück sind. Du wirst jetzt abgeholt und wirst bis wir daheim sind nicht mehr hinausgehen. Hast du mich verstanden?"
"Ja Mama...", hauchte ich schon beinahe und gleich darauf legte sie auf, ohne sich zu verabschieden.

Langsam ließ ich meine Hand mit meinem Handy sinken und mir entkam ein leiser Schluchzer.
"Hey, was ist los?", besorgt drehte Jeno mich um und ich sah ihn verzweifelnd an.
"Meine Eltern haben herausgefunden, dass ich bei dir bin, dabei darf ich eigentlich gar nicht von zu Hause weg.", mit zusammengekniffenen Augen drückte ich meinen Kopf gegen seine Brust und beruhigend strich er durch meine Haare.
"Warum das?"
Ich holte tief Luft und sah wieder zu ihm auf.
"Sie haben Angst um mich und versuchen deshalb alles zu tun, um mich zu schützen. Dehalb darf ich nirgends alleine hin und jetzt wird es bestimmt noch schlimmer."
Leicht verwirrt hob er seine Augenbrauen und ich schüttelte nur mit den Kopf.
"Musst du nicht verstehen. Ich werde jetzt abgeholt und wahrscheinlich sehen wir uns dann nicht mehr so schnell wieder.", schniefte ich.

"Wie? Was? Warum das denn? Kann ich dir nicht irgendwie helfen?", traurig und etwas verärgert sah er mich an und ich zuckte mit den Schultern.
"Ich denk nicht.", antwortete ich ihm flüsternd. Kurz verweilten wir schweigend in dieser Position, aber dann entfernte ich mich von ihm.
"Ich sollte meine Sachen zusammensuchen. Ich werde bestimmt gleich abgeholt..."
"Aber woher wissen die überhaupt wo du bist?"
Seufzend deutete ich auf mein Handy.
"Sie können meinen Standort nachverfolgen."
Erstaunt weiteten sich seine Augen.

"Aber hattest du nicht ein anderes Handy als du in der Bar warst?"
Ich nickte uns holte das zweite Handy aus der anderen Jackentasche.
"Das habe ich gekauft, damit sie mich nicht überschatten können, wenn ich mich wegschleiche."
Jeno nahm mir dieses Handy aus der Hand und tippte darauf etwas herum.
"Hier, wenn du etwas brauchst schreib mir oder ruf mich an."
Er hatte seine Nummer in mein heimliches Handy getippt. Sofort umarmte ich ihn nocheinmal fest.
"Danke Jeno, das bedeutet mir viel."
Wieder strich er sanft über meinen Kopf.
"Lass meine Sachen am besten an, es wäre vielleicht besser, wenn deine Eltern nicht auch noch merken, dass du getrunken hast und deine Kleidung riecht stark nach Alkohol. Außerdem hast du dann etwas von mir, wenn wir uns nicht so oft sehen können.", lächelte er mich beruhigend an und nahm meine Hand, woraufhin ich ebenfalls lächelte und leicht rot wurde.

"Mach dir keine Sorgen, ich verlange nicht von dir, dass du mir alles erzählen musst okay? Sag mir einfach die Wahrheit wenn du soweit bist, aber du brauchst keine Angst zu haben, dass ich dich alleine lasse."
Der warme Ausdruck in seinen Augen ließ mich beinahe schmelzen und wieder umarmte ich ihn.
"Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll ...", murmelte ich gegen seine Brust, doch er strich nur langsam über meinen Rücken.
"Versprich mir einfach, dass du auf dich aufpasst und dass du dich meldest, wenn etwas passiert ist."
Sofort nickte ich und versprach ihm das hoch und heilig. Kurz darauf erschreckte uns auch schon die Türklingel und traurig löste ich mich von ihm.
Jeno steckte schnell meine Kleidung in ein Stoffsackerl, damit ich sie nicht so herumtragen musste und begleitete mich zur Tür.
"Danke nocheinmal, ich hoffe wir sehen uns bald wieder.", lächelte ich deprimiert und stellte mich danach auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Schnell öffnete ich die Wohnungstür und flüchtete mit roten Wangen die Treppen hinunter.

Bitte lass mich nie mehr allein.

escape || nominWo Geschichten leben. Entdecke jetzt