~12~

179 20 8
                                    

-Jaemin's Sicht-

Eine Zeit lang verweilten wir genau so und genossen einfach die Nähe des jeweils anderen. Es war, als würden alle meine Sorgen um meine Eltern einfach verpuffen. Nur mehr Jeno nahm meine Gedanken ein und ließ mein Herz wahnsinnig schnell schlagen.
Wie war es möglich ihm so schnell verfallen zu sein?

Vorsichtig begann ich kleine Muster auf seiner Brust zu zeichnen und er ließ eine seiner Hände in meine Haare wandern, um durch sie hindurch zu streichen. Wohlig seufzte ich auf und ich spürte, dass auch sein Herz unter meiner Hand in einem ziemlich schnellen Tempo schlug.
Ich wünschte, dieser Moment würde nie enden, doch leider hörte alles immer dann auf, wenn es gerade am schönsten war.

Ein leises Klopfen ließ mich aufschrecken und mit großen Augen setzte ich mich auf.
"Jaemin?", hörte ich meine Mutter hinter der Tür nach mir rufen.
"Äh ja?", leicht nervös zeigte ich auf das große Regal in meinem Zimmer, welches einen guten Platz zum Verstecken bot. Nickend stellte sich Jeno schnell an die Seite des Regals, die von der Tür aus nicht zu sehen war.
"Können wir kurz reden?", fragte meine Mutter nun etwas vorsichtig und sofort bejahte ich.

Schnell kramte ich den heimlichen Schlüssel für die Kellertür hervor und reichte ihn Jeno.
"Du musst jetzt verschwinden, ich gehe mit ihr zum Reden woandershin. Behalte den Schlüssel inzwischen und vergiss bitte nicht die Kellertür wieder abzuschließen.", flüsterte ich so leise wie ich konnte und Jeno nickte erneut etwas traurig lächelnd. Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Er war extra herkommen um mir zu helfen und ich musste ihn wieder wegschicken. Schnell legte ich meine Hand in seinen Nacken, um ihn etwas zu mir herunter zu ziehen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Dann verschwand ich aus meinem Zimmer und rannte fast in meine, vor der Tür wartende, Mutter hinein.

"Oh, ich dachte, du bist schon hinaufgegangen.", lachte ich nervös und sie beäugte mich etwas verwirrt, bevor sie sich in Gang setzte und die Treppe hinaufging. Erleichtert ausatmend folgte ich ihr ins Wohnzimmer und ließ mich auf das Sofa neben sie fallen.
Zuerst saßen wir eine Weile nur schweigend nebeneinader, bevor sie sich räuspernd zu mir drehte und meinen Blick suchte.
Erwartungsvoll sah ich ihr in die Augen und sie begann leicht zu lächeln.
"Erzähl mir doch bitte von Jeno, du scheinst ihn sehr zu mögen.", bittete sie mich und sofort schoss die Röte in mein Gesicht, wodurch sie zu lachen begann.
"A-also ähm ...", begann ich leicht überfordert und sie tätschelte meinen Oberschenkel.
"Du brauchst nicht nervös sein. Du weißt, wir unterstützen dich in allem, okay?"
Immer noch verlegend nickte ich und sie kicherte wieder.
"Außerdem möchte ich ihn kennenlernen und mich bei ihm bedanken, dass er meinem kleinen Jaemin geholfen hat."

Empört holte ich Luft.
"Mama! Ich bin nicht mehr klein, ich bin schon achtzehn!", schmollte ich gespielt beleidigt.
Ihr Blick wurde daraufhin sanft und ein warmes Lächeln umspielte nun ihre Lippen.
"Ich weiß, du bist so schnell erwachsen geworden."
Schnell breitete ich meine Arme aus, als ich merkte, dass Stimmung etwas emotional wurde.
"Komm her Mama!"
Seufzend rückte sie näher zu mir und umarmte mich fest.
"Bist du noch wütend auf uns?", fragte sie leise nach kurzem Schweigen und ich zuckte mit den Schultern.
"Ein bisschen, ich weiß ja, dass ihr das nur zu meinem Schutz tut, aber ich kann doch auch selbst auf mich aufpassen."
Vorsichtig löste sie sich wieder aus der Umarmung und strich mir über meinen Kopf.
"Ich bin so stolz auf dich!", mit leicht wässrigen Augen blickte sie mir entgegen und sofort zog ich sie wieder in eine Umarmung.
"Danke, ich hab dich lieb!", hauchte ich und drückte sie fester an mich.

Ich hatte nicht gedacht, dass das so ein Gespräch werden würde, aber ich war froh, mich wieder mit ihr zu versöhnen. Ich wusste, meine Eltern meinten das nur gut und ich durfte sie dafür nicht verurteilen. Jedoch mussten sie mich auch endlich verstehen und einsehen, dass ich nicht mehr vier Jahre alt war.

"Also, erzählst du mir nun von ihm?", immer noch meinen Arm um sie gelegt, lehnte sich meine Mutter an mich und ich spürte, wie meine Wangen wieder rot wurden.
"Man Mama ...", nuschelte ich und sie kicherte wieder.
"Okay okay, ich höre ja schon auf."
Lächelnd sahen wir uns an, bevor sie sich wieder aufsetzte und ihre Kleidung zurecht rückte.

"Aber ich will ihn demnächst mal kennen lernen. Dein Vater muss vorerst ja nichts davon wissen.", sie zwinkerte mir zu und ich schüttelte belustigt meinen Kopf.
"Ich muss jetzt aber noch einmal los. Zum Abendessen bin ich wieder zurück und dann können wir ja noch einmal darüber reden.", gab sie mir Bescheid und ich nickte verstehend.
"Ist gut."
Sie verschwand aus dem Raum und ich sah tief durchatmend auf die Wand vor mir.
Sie wollte Jeno wirklich kennen lernen und wenn ich das richtig verstanden hatte, machte es ihr nichts aus, wenn ich in einen Jungen verliebt war.
Bestimmt würde sie sich blendend mit Jeno verstehen.

~~~~~

Die Freistunden werden fürs Schreiben genützt^^

escape || nominWo Geschichten leben. Entdecke jetzt