17 | heißes Verhöhr trotz fehlender Peitschen

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Es war eine ganze Karawane, die sich zu diesem Verhör aufmachte. Meine Freunde und ich wurden hinter dem Obergangster hintereinander abgeführt. Ich ging praktisch neben ihm her, und wenn ich lange genug zu Boden starrte, bemerkte ich aus dem Augenwinkel, wie er mir immer wieder heimlich Blicke zuwarf, die ich nicht deuten konnte.
Wütend? Konzentriert? Nachdenklich? Sehnsüchtig? Noch wütender?

So viele Gefühle... Das grinsende Köpfchen der Grinsekatze schwirrte vor mir durch die Luft.

So viel Leidenschaft..., hauchte der Hutmacher verträumt.

Wie geht's deinen Lenden?, hakte Alice kichernd nach.

Habe ich da hinten nicht einen Feuerlöscher gesehen?, entsannte sich Grins.

,,Ich brauche keinen Feuerlöscher!", zischte ich empört. Dummerweise zu laut.

,,Wieso würdest du den brauchen?", wollte Sangster wissen. Er hatte die Stirn gerunzelt und wandte sich mich erst ein paar Sekunden nachdem er gesprochen hatte zu. Wieso musste er unbedingt fragen? Konnte er es nicht dabei belassen, dass ich eigentlich in eine Anstalt gehörte?

,,Ähm, naja... Wenn's da unten... brennt..", stammelte ich ein wenig nebelig im Kopf - wie jedes Mal, wenn er normal mit mir sprach. Wenn wir uns anschrien oder diskutierten, war es einfacher für mich, klar zu denken. Kack Hormone!

Mein Entführer hielt kurz inne. ,,Da... unten?"
Ich hätte dieses blöde Lokaladverb weglassen sollen, stellte ich fest.

,,Hast du einen Harnwegsinfekt?"

Ich versank vor Scham im Boden.

,,Hey, solche Dinge solltest du mir sagen, ich bin schließlich dein Gynäkologe, schon vergessen?", meldete sich Dylan hinter uns.

,,Nein, mir gehts gut. Also nein, aber körperlich. Nein, auch nicht, aber... da unten!", verteidigte ich meinen Intimbereich vor einem schlechten Ruf - und einem möglichen gynäkologischen Eingriff.

,,Ruby, wovon redet er?", kam es von einer besorgten Cassandra. ,,Er war doch nicht wirklich dein Frauenarzt, oder?" Sie klang etwas angewidert, aber irgendwie schlich sie da ganz umbemerkt ein eifersüchtiger Tonfall ein.
Wirklich, Cassy Schatz? Der Hutmacher hob streng die Augenbrauen.

,,Keine Sorge, Baby, meine Patientin wirst du nicht. Ich trenne Beruf und Privates." Ich sah es nicht, wusste aber ganz genau, dass Sir Blackhair jetzt zwinkerte.

Anscheinend starb der kleine Funken Eifersucht wieder, denn im nächsten Moment hörte man ein dumpfes Geräusch und es war klar, dass sie ihm auf die Füße getreten war.
Er atmete gepresst ein.

,,Mein Intimbereich ist nichts Privates für dich!", donnerte Cassandra.

,,So war das gar nicht gemeint!", verteidigte er sich verzweifelt, während er versuchte, sie wieder unter Kontrolle zu bringen, da sie anfing ziemlich zu zappeln. Sangster und ich hatten jetzt schaulustig die Köpfe umgedreht, denn ein Hass-Liebes-Krieg, der nicht unserer war, lieferte eine wunderbare Abwechslung.

,,Doch, das war es.", erwiderte Siggy zwei Meter weiter hinten.

,,Ja, das war es.", stimmte ich zu.

,,Auf jeden Fall.", kam es aus der Menge.

,,Wir alle wissen es, Dylan.", gab Sam seinen Senf hinzu.

,,Außerdem ist dein Beruf Entführer, wenn du Beruf und Privates trennen willst, dürftest du sie gar nicht entführen!", fand Schwarzeneggi Senior.

,,Ich bin kein Entführer, sondern professioneller Großkrimineller. Außerdem habe ich sie bei der entführung nicht angefasst, also zählt das nicht.", stellte Sir Blackhair trotzig dar.

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