criminal man

13 | Ahoi, Landratten

Ruby, was jetzt?

,,Scheiße, bist du groß.", hauchte ich.

,,Zehn Dinge, die Alex niemals hören wird.", kicherte jemand, den ich nicht sehen konnte, weil der Hutmacher ihn mit seiner neuen enormen Größe verdeckte.
Darauf bekam die Person den Geräuschen nach zu urteilen entweder einen High Five oder eine Ohrfeige.

Ruby, ich glaube wir verlieren gerade selbst die Kontrolle, wimmerte Alice und bohrte dabei ihre Zehen in den Fußboden.

Wir werden gleich etwas Verrrrrrrrücktes tun, gackerte der Kopf der Grinsekatze, der um mein Sichtfeld herumtanzte.

,,Sieht sie uns überhaupt?"

,,Sie muss uns nicht sehen, sie muss reden." Sangster.
Nein, Arschgesicht. Das war sein Name.

,,Worüber reden.", lallte ich. Warum lallte ich? Oh, da kam die Erkenntnis. ,,Dio mio, ich bin betrunken."

,,Also die meisten behaupten das Gegenteil, wenn sie angesoffen sind, deshalb vermutlich nicht." Hey, Dylan war wieder da.

,,Möchtest du mir was erzählen?", fragte mich mein Traummann das Arschgesicht.

,,Arrrschgesischt."

,,Sie klingt wie ein Pirat."

Plötzlich begann ich ein Rauschen zu hören. ,,Scheizzze, ist dasas Meer?", schreckte ich auf. Wie weit hatten sie mich fortgebracht? Wir waren doch wohl nicht in der Karibik? Oh Gott, wenn er mich wirklich innerhalb drei Stunden in die Karibik schaffen konnte, würde ich ihm sofort den USB-Stick als Brautgeschenk für mich aushändigen. Wer brauchte schon Moral?

Klingt logisch, nickte Alice nachdenklich.

WAS?! Der Hutmacher verschluckte sich am Rum.

Der USB-Stick und Moralvorstellung für ein Leben als Piratenbraut in der Karibik... wieso tust du's nicht?

,,Ja, wrumm... wrumm...", stotterte ich, von dem Gedanken völlig aufgelöst. (,,Und jetzt klingt sie wie ein Motorrad!", stellte eine der Gestalten fest, die auf mich herabstarrten.)
,,...Wrumm nicht?"

,,Warum nicht?", wiederholte Sangster perplex. ,,Warte, du willst mir also verraten, wo du den USB versteckt hast?" Er sah fassungslos aus. Als hätte ich seinen Heiratsantrag mit Ja beantwortet. Als wäre er Will Turner und ich seine geliebte Elisabeth.
Anders ausgedrückt:
Er sah so aus, als würde er gleich den Anker (unseres noch nicht existenten, gigantischen Hausschiffes) aus dem Sand (schneeweiß und heiß) reißen und mit voller Kraft (natürlich würden wir Spezial-Segel mit edlem Karo-Muster benutzen) in unsere Flitterwochen schippern.

Meine Wangen wurden heiß und ich starrte auf meine Finger. Dank meinem Vollrausch hatte ich sieben an jeder Hand. ,,Wenn...du mireins verspichs...", druckste ich herum.

,,Schieß los." Jetzt war er vorsichtig. Und dabei bedrohte ich ihn noch gar nicht mit unserer Kanone, weil er eine seiner Bordell-Freundinnen auf unser Schiff gebracht hatte. (Mir wurde erst später klar, wie sehr ich mich in diese gemeinsame Piratenzukunft hineingesteigert hatte...)

Ich beugte mich zaghaft vor; er merkte, dass das nicht alle hören sollten und verscheuchte seine Crew in den Abstand von einem Meter. Dann beugte auch er sich vor.

,,Vermutlich kommt jetzt ein Kuss oder so."

,,Ah, ein Liebesbeweis?"

,,Wieso ein Beweis?"

,,Na, vielleicht hat sie Angst, dass er sie mit einem Baby sitzen lässt, wenn sie getan hat, was er wollte."

,,Da braucht es schon einen größeren Beweis als einen Kuss!"