33 | Merry Men/Man/Christmas

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Warum gerade jetzt?
Alles war doch so... gut gewesen. Mein Hirn. Mein Hirn war gut gewesen. Und meine Fantasiefreunde so brav.
Ich musste wohl so aussehen, als hätte man mir ins Gesicht geschlagen.
,,Wieso?", fragte ich und merkte, wie verletzt ich mich anhörte.

,,Du darfst dich jetzt nicht verraten fühlen, Ruby.", wandte Cassandra ein und legte mir einen Arm um die Schultern. Henry tätschelte meinen Rücken, um auch irgendwas tröstendes zu tun. ,,Das sind Ärzte, die tun eben, was sie für richtig halten."

Darauf atmete Rattingman dramatisch aus. Meine Eltern hatten die Arme verschränkt und starrten ihn mit bitterbösen Mienen an, die gar nicht ihm zu gelten schienen.
,,Dieses Mal leider nicht.", ließ uns Janson wissen.

,,Wenn er jetzt sagt, dass das alles ein böser Masterplan ist von Sangster...", flüsterte Seth augenverdrehend.

,,Diese Gefahrenmeldung ist ein böser Streich von unserem Erzfeind!"

,,Er hat es nicht ganz genauso gesagt.", stellte Joel leise fest. Ich hörte die Jungs hinter mir über den genauem Wortlaut von Janson diskutieren und das hinderte mich daran, den Sinn von seiner Aussage gleich zu verstehen.

,,Was ist eine Gefahrenmeldung?", fragte ich erst einmal.

,,Das ist, wenn die Ärzte bekannt geben, dass es zu gefährlich ist, dich laufen zu lassen. Das kann dazu führen, dass du am Ende gesetzlich dazu gezwungen bist, in das Krankenhaus zurückzukommen."

,,WIESO?", fragte ich erneut, dieses Mal wütender.

,,Das frage ich mich auch.", runzelte mein Vater die Stirn. ,,Was hat er davon, wenn sie wieder im Krankenhaus sitzt?"

,,Rache?", rätselte Cassandra.

,,Schadenfreude?", kam es von Seth.

,,Als Scherz?", gab Joel seinen Senf dazu.

,,Mobbing." Henry zog die Augenbrauen finster zusammen.

,,Ja... Nein." Janson seufzte.

Bald sollten wir erfahren, was Sangsters Plan war.
Zuerst kam es in den Nachrichten: Er spendete einer Nervenklinik eine Menge - eine Menge - Geld, dafür, dass er als Pate für die Patient gelten durfte.
Es war genau die Klinik, aus der er mich zuletzt gekidnapt hat.
Es gab ein paar Interviews mit ihm, in denen er mit einem herzlichen Lächeln deklarierte, wie stark sein Herz für Menschen mit psychischen Krankheiten schlug. Sein Lächeln war eine Spur zu herzlich dabei; es wirkte fast spöttisch, als gäbe es einen Witz, den der Rest der Welt nicht verstand.
Aber ich verstand ihn jetzt. Den verborgenen Witz.

,,Da haben wir es.", stellte Rattingman eines Abends fest, als alle Merry Men vor dem Fernseher versammelt waren.
,,Er kauft sich das Recht, alles in diesem Krankenhaus machen zu dürfen."

Meine Eltern hatten den Brief in der Hand und blickten ständig von dem Blatt Papier zu dem Bildschirm auf, in dem Sangster in irgendeinem blöden Anzug sein blödes Grinsen grinste und mit irgendwelchem blöden Leuten redete. ,,Sicher, dass es das selbe Krankenhaus ist?", fragte meine Mutter.

,,Es ist sogar ein ganzer Krankenhaus-Komplex. Die Irrenanstalt, eine Kinderkrankenhaus und eine Klinik extra für Krebspatienten.", meldete sich Lydia. Ihr Bruder und ihre Freundin standen neben ihr und starrten düster auf den Boden. Wie ich, waren sie ebenfalls Gefangene von dem Obergangster gewesen. Gunther Fuchs hatte sogar als Spion fungiert; beinahe war er getötet worden, als Sangster davon erfuhr.
Er kam selten aus seinem Zimmer - was immer in Untererdgeschoss Drei geschehen war, er sprach nicht darüber.

criminal manWo Geschichten leben. Entdecke jetzt