criminal man

24 | Feen in gutem Umfeld

Die nächsten Tage verliefen so gut, dass ich zuerst erwartete, jeden Moment würde etwas Schlimmes passieren. Allerdings war das nicht der Fall, unser neuestes Glück blieb heil.

Gut, ein kleines Problem gab es. An der Stelle, an der Trents Fußband gewesen war, hatte sich eine Entzündung gebildet. Sie schmerzte manchmal kaum und manchmal stand mein Fuß regelrecht in Flammen. Nicht nur regelrecht. Buchstäblich. Dank meiner Geisteskrankheit sah ich wirklich Feuer, wenn ich an meinen Beinen entlang blickte. Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, doch beim ersten Mal hatte ich hysterisch zu schreien begonnen.
Sangster, Sir Blackhair und Minho waren heldenhaft auf mich zugesprinted, gepackt von Entsetzen, bis endlich klar wurde, dass ich mir das nur einbildete.

,,Es ist der Hutmacher. Und Alice. Grins auch.", seufzte ich, nachdem mein Fuß erneut Feuer gefangen hatte.

,,Sie zünden dich an?", hakte der Obergangster nach. Der Geruch von Kaffee beruhigte mich. Sowie die Tatsache, dass ich meinen Kopf auf seine Schulter gelehnt hatte.

,,Ja. Sie sind wütend auf dich."

,,Auf mich?", wiederholte er irritiert. ,,Wieso?"

,,Ich weiß es nicht. Sie sprechen so undeutlich. In Rätseln. Sie können es glaube ich selbst nicht so genau sagen. Aber sie bestrafen mich, denke ich, weil ich nicht wütend bin. Auf dich.", erklärte ich ihm.

,,Schön, dass du nicht wütend auf mich bist." Er lächelte spitz.

,,Ich habe doch keinen Grund dazu, oder?"

Verschwörerisch zwinkernd zündete er sich eine Zigarette an. Und das noch vor dem Frühstück!

Wir saßen in einer Mischung aus Kantine und Restaurant - eines der vier, die sich in diesem vermeintlichen Gangster-Hotel befanden. Dieses hier war speziell für Sangster und seine Bande gedacht, doch ein paar der eingeweihten, bedeutenderen Mitarbeiter im Gebäude ließen sich auch des Öfteren hier blicken.

Das war das erste Mal seit Langem (eine Woche, um genau zu sein), dass ich ein richtiges Frühstück genießen konnte. Umso dämlicher stellte ich mich dabei auch an - ich war ganze fünfzehn Minuten um das Buffet herum gelaufen, weil ich mich nicht entscheiden konnte und als ich das richtige Gebäck endlich hatte, kamen die Marmeladen dran, an denen ich letztendlich wirklich verzweifelte (Alice riet mir zu Erdbeere, der Hutmacher zu Honig und Grins bevorzugte Feigenmarmelade. Dass es hier keine gab, schien dem Kater herzlich egal zu sein; er drängte mich trotzdem, sie zu wählen).
Das aller schlimmste aber kam zum Schluss:
das Getränk.

Tee!, rief der Hutmacher freudig.

Milch..., seufzte Grins verträumt.

Milch mit Honig, schwärmte Alice. Oder Kakao?

Schwarztee mit Honig, kam es vom Hutmacher.

Schwartee mit Milch, warf die Grinsekatze ein.

Schwartee mit Milch und Honig, schlug Alice vor.

Kamillentee!

Nein, den trinkt man nur, wenn man krank ist. Indischer Chai!, fand Grins.

Rooibos, verlangte Alice. Dann überlegte sie es sich plötzlich anders. Heiße Schokolade, Weiße Schokolade, mit Schlagobers, mit Rum, mit Zimt und Schokostreuseln...

...mit Marshmallows, kleine, große, gegrillt, ungegrillt, Schokosoße, Erdbeersoße, mit Honig...
Auch der Hutmacher war nicht mehr zu bremsen. Mir wurde schwindelig.

...mit Ahornsirup, mit Mandelmilch, mit Hafermilch, mit Erbsenmilch, mit Kokosmilch, mit Wasser, Halbfettmilch, Schafsmilch, Ziegemilch-

,,Ruby!"