𝗗𝗿𝗲𝗮𝗺 𝗼𝗳 𝗬𝗼𝘂 ✧ CHANJILIX

💭 five

Den ganzen Tag über war Felix auf Distanz ausgewesen. Wenn Jisung versuchte mit ihm zu reden, hielt er seine Antworten kurz, wandte sich dann aber ebenso schnell wieder von ihm ab. Das ging natürlich spurlos an dem Älteren vorbei, doch für den heutigen Tag wollte er keine Erklärung. Vielleicht war es auch dem Tag geschuldet, dass heute nicht einfach seiner war und dass ihn der Morgen nicht einfach kalt gelassen hatte, wie er es so gern wollte. Ihm ging schließlich nicht aus dem Kopf, wie Chan mit seinem besten Freund sprach und dieser seither abwesend und kalt bei ihm zu sein schien. So fühlte es sich an, doch er konnte sich auch einfach in etwas hereinsteigern, wo absolut nichts war. Wurde irre und handelte fahrlässig. Zu seinen eigenen Gunsten und verletzte Felix sogar damit, wenn er sich nicht bremsen würde.

Aber es lag wohl eher daran, dass nicht sein Tag war und ebenso wenig Felix', der, ohne auch nur ein Wort zu sagen, nach Hause ging und nicht auf Jisung wartete. Hingegen wartete Chan auf Jisung, was dieser selbst gar nicht realisiert hatte. Erst, als sie nebeneinander liefen, schreckte der Jüngere auf, schluckte zunächst. Nicht wissend, was ihn erwarten würde. Vielleicht würde er sich einige verletzende und herablassende Worte von ihm anhören müssen. Denn etwas anderes war er von Chan noch nie gewohnt gewesen. In seinen Augen war er ein grausamer Junge, der nur Leid mit sich brachte. Aber das konnte er ihm nicht einfach so ins Gesicht sagen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Und Chan hatte es ebenso wenig verdient, dass Felix für ihn Gefühle für ihn hatte.

Felix war rein und unschuldig, leicht manipulierbar, aber auch offenherzig und bedacht darauf, dass es anderen gut ging. Von Chan würde er nur vergiftet werden. Doch der Gedanke war schon allein selbstsüchtig, dass Jisung seinen besten Freund ansatzweise selbst verdient hatte. Eigentlich hatte niemand es. Aber viel eher hatte Jisung  ihn verdient, als so jemand wie Chan, der ihn schon ohnehin verletzt hatte, ohne sich groß bemüht zu haben.

»Du weißt, dass du gegen mich keine Chance hast, Kleiner.« Die Worte noch so abwertend gewählt, dass Jisung seine Hände zu Fäusten ballte. Bereits jetzt wollte er seinen ganzen Zorn gegen ihn loswerden. Stattdessen knirschte er nur mit den Zähnen, blieb weiterhin stumm. Es würde ihm nichts bringen, irgendwelche unüberlegten Worte gegen Chans Kopf zu werfen, die am Ende so gedreht werden konnten, dass sie gegen ihn selbst sprachen. Chan war wortgewandt und mindestens drei Schritte voraus, als besaß er eine mindestens genauso gute Menschenkenntnis wie Jisung, die er sich mehr als nur zunutze machte. »Und was auch immer du gegen mich machen willst, vergiss nicht, dass ich Felix im Griff habe. Mehr, als es dir lieb ist.«

Siegessicher grinste der Australier, woraufhin sich in Jisung nur noch mehr Wut anstaute. Eigentlich hatte er schon längst genug, aber er wusste auch, dass er sich mit jedem Wort, welches er sagte, selbst verraten würde. Letztlich seufzte er einfach nur und hielt es für effektiv Chan einfach nur zu ignorieren. So gut es eben ging. Aber es war eben auch nicht seine Art, denn Jisung mochte es das letzte Wort zu haben und das wiederum bemerkte Chan, was zugleich wieder auffällig war. Chan verdrehte einfach nur seine Augen. Er hatte sich sogar ein bisschen mehr Gegenwind gehofft, der allerdings ausblieb.

»Man sieht sich, Kleiner«

Der Spitzname war eigentlich nicht sonderlich aussagekräftig. Jisung war nicht wirklich Kleiner als er. Vielleicht zwei oder drei Zentimeter, aber dies gab Chan nicht auch nur im Ansatz das Recht, ihn so zu nennen. Der Australier besaß nicht das Recht, ihn so zu nennen. Jisung mochte es nicht auch nur im Ansatz auf seine Größe beschränkt zu werden. Zwar war er nicht wirklich groß, aber man musste ihm dies nicht unter die Nase reiben mit so einem Gott verdammten Namen, wie Chan es ihm gab.

»Du hältst dich wohl auch für etwas besseres.«