💭 twenty eight

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»Ich kann nicht glauben, dass du das wirklich getan hast, Jisung!« Die Enttäuschung war deutlich zu hören, doch traf sie viel eher auf Granit, als auf irgendwelche Reue, die bei sowas angebracht wäre. Hyunjins Stimme war sogar relativ laut gewesen, dass sie den Jungen selbst erschrak, aber schnell kehrte seine emotionslose Seite zurück, damit es ihn nicht zu schnell mitnahm. Tatsächlich hatte Hyunjin drei Tage gebraucht, um etwas überhaupt aus ihm herauszubekommen. Allein an dessen Blick konnte man erkennen, dass seine Seele etwas quälte und etwas vorgefallen sein musste. »Du kannst Felix nicht einfach so im Stich lassen! Willst ihn wirklich Chan überlassen, ohne gekämpft zu haben?«

Jisungs Mundwinkel zuckten nach oben, wollten ein Lächeln andeuten, aber am Ende verlieb eine schmale Linie. Seine Brust schmerzte, die wohl seit Tagen nie damit aufgehört hatte. Natürlich war Felix noch immer krank gewesen und seit der Auseinandersetzung hatten sie auch kein Wort mehr miteinander geschrieben. Felix war sogar so sauer gewesen, dass er seinen besten Freund aus Wut im Bauch blockiert hatte. Am nächsten Tag hatte er dies aber wieder rückgängig gemacht, weil er einsah, dass es nichts brachte. Er würde so schnell nicht vor dem brünetten Koreaner fliehen können.

»Also hab ich die ganze Zeit nicht gekämpft?« Die Worte peitschten Hyunjin regelrecht ins Gesicht, weil er bemerkte, wie unsensibel er war. Wenigstens ein bisschen Mitgefühl hätte er entgegenbringen können. »Also zählt nur das, was du von mir verlangst? Ich soll funktionieren, obwohl ich das alles andere als kann, hab ich richtig verstanden?« Natürlich schüttelte der Ältere seinen Kopf. Es tat ihm plötzlich unfassbar leid, dass er sich das Recht rausgenommen hatte mit dem Jungen so zu reden, obwohl sie sich nicht einmal Freunde nennen würden. Zwar hielten sie auf gewisse Art und Weise zusammen, denn es war für sie nicht sonderlich einfach, aber für Jisung sah es teilweise so aus, dass dieses Interesse nur aus Mitleid kam. Sobald er sich gefangen hatte, würde er vollkommen allein dastehen. Ohne Hyunjin, ohne Felix.

»Es ist okay, wenn du nicht funktionierst. Außerdem kann sich nicht jeder eingestehen, dass etwas mit sich selbst nicht stimmt... Ich meinte es nicht so, Jisung.«, erklärte sich der Schwarzhaarige, während sich der Jüngere ein viel zu lautes Seufzen nicht verkneifen konnte. Er hatte so sehr keine Lust mehr. Weder auf die Worte von Hyunjin, die nichts brachten, noch auf Chans Sticheleien und der Tatsache, dass er es vollends mit Felix vergeigt hatte. Dabei hatte es sich in den Sekunden vollkommen richtig angefühlt, als er diese Worte seinem Freund geschickt hatte. Aber nach dem Hochmut kam bekanntlich der Fall und der Aufprall tat Jisung umso mehr weh, weil er sich eigentlich eine andere Reaktion gewünscht hatte. Nur was hatte er auch erwartet?

Seine Wünsche schienen oftmals noch so weit entfernt zu sein von dem, was tatsächlich passierte. Dabei wollte er auch einmal egoistisch sein. Ein ganzes Jahr hatte er nie etwas gesagt, aber jetzt, wo alles auf einmal kam, war es mehr als nur falsch, wenn er es sein wollte. Dabei war Chan der größte Egoist unter ihnen.

»Ich versteh einfach nicht, wie Chan einfach charismatisch und herzlos zugleich sein kann. Ich beneide ihn darum, dass er total offen mit Menschen umgehen kann, aber ich bemitleide ihn dafür, dass er scheinbar eine schlechte Erziehung genossen hat.«, murmelte Jisung einfach nur. Seine Stimme triefte noch immer voller Hass. Dabei war es eines dieser Gefühle, in welchem man sich nicht zu sehr ertränken sollte, weil es einen derartig blind machen konnte. »Es fehlt nur noch, dass er irgendwann auf jemanden mit einem Messer oder anderen gefährlichen Dingen losgeht und man könnte beinahe meinen, er wäre ein Sozio- oder Psychopath.«

»Sag sowas nicht. Eigentlich ist er ein ziemlich herzensguter Mensch. Er kann es oft einfach nur nicht so zeigen, wie er es gern möchte.« Natürlich konnte Hyunjin ihm das Bild des Australiers nicht einfach so aus dem Kopf streichen, denn es schien ihm, dass Jisung besessen von dem Gedanken war, was für ein schlechter Mensch Chan war. Anfangs hatte dies der Ältere auch gedacht, aber recht schnell schien er mit ihm auf einen Nenner gekommen zu sein und war glücklich darüber, dass er sich mit ihm angefreundet hatte.

»Man sollte ein Buch nie nach seinem Einband bewerten und genauso ist es mit Menschen. Sie mögen auf den ersten Blick wie die letzten Arschlöcher herüberkommen, aber in Wahrheit sind sie die netten Personen überhaupt.«

𝗗𝗿𝗲𝗮𝗺 𝗼𝗳 𝗬𝗼𝘂 ✧ CHANJILIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt