💭 fourty seven

114 11 1
                                    

Und genau diese Worte von Chan nahm sich Jisung zu Herzen. Es war bereits eine Woche hergewesen, dass ihm der Ältere diese Worte gegeben hatte und zwei Tage später hatte dieser dann auch Korea verlassen und hinterließ in Felix eine Art Gefühl von Leere. Nie hat er geweint, gesagt wie sehr er Chan vermisste, denn irgendwie fühlte es sich für ihn falsch an diese Worte loszuwerden. Nur fehlte ihm ein kleines Stück, was eben dieses Gefühl auslöste. Seit dem Tag schien Felix eben auch wieder verschwiegener zu sein, tat so, als müsste er seine Probleme mit sich selbst ausmachen, was nie eine gute Idee war. Über Probleme zu reden, konnte wirklich helfen.

Aber wie sollte Felix sein Inneres erklären, wenn sich gerade alles wie ein kleiner Scherbenhaufen anfühlte?

Jisungs regelmäßig Anwesenheit half ihm dennoch mit allem klarzukommen, auch wenn sie oft nur schwiegen oder über nichtige Dinge redeten. Es half Felix weitestgehend, sich nicht allein zu fühlen. Denn das war er nie und der Koreaner würde auch nie zu lassen, dass er es war. Auch wenn Felix' Lippen sagen würden, dass er gehen sollte, würde er weiterhin bei ihm bleiben, weil er wusste, dass dieser sich nichts sehnlicher wünschte, als nicht allein in dieser Einsamkeit zu verweilen.

Mittlerweile war es schon dunkel gewesen und Jisung hatte sich eng an seinen Freund gekuschelt, sodass er ihm Nähe und Geborgenheit geben konnte. Während dem Australier Jisungs ruhigen Atem an seinem Ohr kitzelte, vergoss er stillschweigend Tränen. Zum allerersten Mal seitdem Chan weg war. Die Nähe gab ihm auf seltsame Art und Weise Kraft seine Gefühle endlich rauszulassen und obwohl er sich sonst so sehr schämte, scheute er sich auf einmal nicht, stumm zu weinen. Nicht weil er selbst traurig war, sondern weil sein Herz akzeptiert hatte endlich von Chan loslassen zu müssen, damit er glücklich sein konnte.

Am selben Tag, als Chan flog, hatte Felix von diesem eine Nachricht bekommen, dass er ihm alles Gute wünschen würde und sie besser keinen Kontakt haben sollten. Es wäre besser für ihn. Seitdem schmerzte seine Brust gar täglich und schien auch nicht die Anstalten zu machen, dass es besser werden würde. Aber zum ersten Mal spürte er, wie es langsam besser wurde. Wie sein gebrochenes Herz nicht mehr so sehr schmerzte, wie es seither der Fall war.

Das alles Dank Jisung, der ihn in seinen Arm genommen hatte, als sie wieder auf dem Bett lagen und eigentlich reden wollten. Nur dass über Felix' Lippen rein gar nichts kam, außer Gestammel und nichts sagende Worte, die ein klares Indiz dafür waren, wie sehr er eigentlich überfordert von all dem war.

»Du weißt, es ist okay zu weinen. Vor allem wenn dein Herz gebrochen ist, oder?«, warf irgendwann Jisung in die Stille. Kaum merklich nickend bestätigte Felix die Worte und konnte nicht einmal mehr sehen, was vor seinem bloßen Auge war. Immerhin waren seine Augen derartig mit Tränen gefüllt, dass es unmöglich war, überhaupt etwas sehen zu können. »Ich weiß, wie du dich fühlst... Kannst du dich noch daran erinnern, als ich gesagt habe, dass ich dich fallen lasse? Ich war in einer ähnliches Situation.«

Jisungs Stimme fing allmählich an zu zittern und ihm schmerzte die Brust allein schon bei dem Gedanken. Wie von selbst kuschelte er sich umso mehr an den zierlichen Körper seines Freundes, als wäre er sein Lieblingskuscheltier, welches er niemals loslassen wollte. Als wäre er aus seinem Albtraum erwacht und versuchte Trost zu finden.

»Die ganze Zeit hab ich an dir festgehalten und mein Geist konnte einfach nicht mehr an dir festhalten, weil ihm die Kraft gefehlt hatte. Mein Herz aber hat mich gezwungen weiterzumachen. Ich hab Tag und Nacht geweint, weil ich mir einfach gewünscht habe, dass es ein schlechter Traum ist aus dem ich gleich aufwachen würde, als ich diese Worte geschrieben habe. Aber es wurde nicht besser. Es wurde schlimmer und ich wollte nichts mehr, als dass du aus deinem Traum aufwachst, in dem du schon viel zu lang gefangen bist. Er zerstört dich und ich konnte nie etwas machen...« Auch Jisung kam die Tränen und er hatte nicht einmal mitbekommen, wie sich sein bester Freund umgedreht hatte, dieser mehrfach blinzelte, damit er in sein Gesicht sehen konnte. Sanft strich er dem Älteren die Tränen von den Wangen und schenkte ihn ein Lächeln.

»Jisung, ich bin aufgewacht. Dank dir.«

𝗗𝗿𝗲𝗮𝗺 𝗼𝗳 𝗬𝗼𝘂 ✧ CHANJILIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt