💭 thirty five

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Unerwarteter Weise hatte es an der Tür geklingelt, denn eigentlich kündigte sich Jisung immer an, wenn er bei Felix vorbeischauen wollte und somit ging er auch von niemand anderem aus. Jedoch erschauderte er, als er Chan vor sich stehen sah. Allem Anschein kam er frühzeitig wieder frei, als Felix selbst dachte. - Dabei war beinahe eine Woche seither vergangen. - So perplex, dass er nicht einmal reagieren konnte, starrte der Jüngere Chan einfach nur an, auf dessen Lippen sich mit der Zeit ein Lächeln aufbaute. Vor der ganzen Sache schien Felix nicht einmal ängstlich ihm gegenüber zu sein, aber jetzt war das der Fall gewesen. Schließlich konnte es sein, dass Chan ihm mutwillig schaden wollte und er daran Spaß hatte.

Nur musste das eben auch nicht stimmen und es gab für all das eine Erklärung.

»W-Was willst du hier?« Nicht wirklich sanft hieß Felix seinen Freund willkommen, der jedoch davon unbeeindruckt blieb und daher einen Schritt auf den Jüngeren zu machte, welcher nicht wirklich davon angetan war. Auf einmal wollte er eben nicht mehr Chan so nahe sein, dass er ihm einfach so alles glaubte, was er sagte. Noch wollte er, dass dieser ihm körperlich näher kam und genauso wenig wollte er im Moment mit ihm reden, weil er Zeit brauchte, um über alles nachzudenken und es zu verarbeiten. Bis dato hatte er gedacht, dass er diese hatte. Nur wurde er mal wieder eines anderen überzeugt.

»Vielleicht sollten wir uns aussprechen. Du-«
»Tue dir keinen Zwang an. Die ganze Zeit hast du mich auch angelogen, also brauchst du jetzt auch nicht mehr ehrlich zu mir sein.«

Dieser plötzliche Mut überraschte Felix selbst. So selbstbewusst war er schon seit Monaten nicht mehr. Zwar lag es zu einem gewissen Teil daran, dass er sich in seiner Ehre gekränkt gefühlt hatte, da für ihn Ehrlichkeit etwas sehr Wichtiges war, aber auch, weil er einen Keil zwischen die Freundschaft von Felix und Jisung treiben wollte. Und beinahe wäre ihm dies gelungen, was er ihm nicht so schnell einfach verzeihen konnte. Auch wenn hinter seinen Taten irgendeine psychische Krankheit stecken konnte. Es würde es nicht vollends entschuldigen können.

»Mache ich aber, weil es nur fair für dich wäre. Ich kann nicht einfach so aus deinem Leben verschwinden, ohne dir eine Erklärung gegeben zu haben.« Dabei war es nicht einmal eine Sache, die Chan von sich selbst tat. Es waren seine Eltern, die ihn dazu regelrecht zwangen, dass er sein Verhalten erklären sollte und sich für dieses auch entschuldigen musste. Nur war es für Chan eben befremdlich, weil er nicht einmal wusste, was er genau falsch getan hatte. Also würde es dementsprechend auch nichts wirklich Ernsthaftes sein, wie man es von jemanden erwarten konnte. Wie ein kleines Kind, welches Mist gebaut hatte und sich entschuldigen musste, obwohl es das nicht wollte.

»Und das soll ich dir nach allem glauben? Du hast nicht nur mich belogen, sondern wahrscheinlich auch zig andere. Solltest du dich nicht Fairnesshalber bei ihnen auch entschuldigen? Wäre das nicht zu viel? Wieso willst du dich ausgerechnet bei mir entschuldigen?« An Felix' Stimme konnte man deutlich erkennen, wie sehr in diese ganze, unnötige Sache mitnahm. Mehr, als er sich eingestehen wollte. Er hatte sich unbewusst in eine völlig falsche Richtung verändert, hatte sein gesundes Selbstbewusstsein ins Nichts geworfen und war dazu bereit sich von einem Menschen emotional abhängig zu machen, weil er dachte, dass dieser seine Probleme ins Nichts auflösen konnte. Dabei würde genau das Gegenteil passieren. Vieles würde schlimmer werden und seine eigene Stimmung würde nur noch von dieser Person ausgehen.

Chan seufzte einfach nur, wollte bereits kehrtmachen, weil ihm kein vernünftiges Argument einfiel, da er eben nicht von selbst hierhergekommen war. Es war jedoch das erste Mal, dass der Ältere so etwas wie Reue im weitesten Sinne spüren konnte, was bisher sonst nie der Fall war und das war auch ein Zeichen, dass seine Psyche nicht vollends abgeschirmt war.

»Ich hab dir geschadet und wollte es damals nicht einsehen, obwohl mir Hyunjin mehrfach dazu geraten hat. Das ist der Grund. Ich war egoistisch und dachte, dass ich Menschen an einer Leine halten kann, wenn ich sie mit meiner Art um meinen Finger wickle.«

𝗗𝗿𝗲𝗮𝗺 𝗼𝗳 𝗬𝗼𝘂 ✧ CHANJILIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt