💭 thirty three

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Selbst Jisung war überrascht darüber gewesen, dass Hyunjin sowas einfach so erzählte und wie es ausschaute, schien es auch absolut logisch zu sein. Schon immer schien Chan ziemlich impulsiv zu sein, in dem was er tat und bei dem, was Hyunjin ihm gesagt hatte, war es ein Wunder, dass er von Chan nicht grün und blau geschlagen wurde. Dafür musste eben nun andere herhalten, die es wohl genauso wenig verdient hatten, wie Hyunjin selbst.

»Seine Schwester hat mir das am Wochenende geschrieben und es wundert mich nicht, dass er wegen so einer kleinen Sache, die ich ihm an den Kopf geworfen habe, flüchtet. Er hat eben ein Aggressionsproblem und wenn man nur etwas Falsches sagt oder ihn schief anguckt, könnte er einen wohl krankenhausreif prügeln.« Hyunjin zuckte dann einfach mit den Schultern, nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu den Jungen an den Tisch. Er hatte nicht wirklich Hunger und wie es ausschaute, hatte keiner von den anderen Drang dazu, essen zu wollen. »Wenn ich seine Schwester frage, was es mit dem Verhalten ihres Bruder auf sich hat, sagt sie nichts. Sie meint nur, ich solle ihn selbst fragen und wenn er es mir nicht sagt, werde ich es nie erfahren.«

Daraufhin herrschte erst einmal betretenes Schweigen. Dabei stauten sich in Felix nur noch mehr die Gefühle an und er konnte sein Wimmern nicht mehr kontrollieren. Auf gewisse Art und Weise fühlte er sich hintergangen, obwohl er nicht einmal wissen konnte, dass Chan so ein Mensch war. Er schien mehr als nett und in Ordnung zu sein. Nur war er das anscheinend doch nicht. Wieso konnte Chan Menschen derartig gut täuschen, geisterte ihn nun stattdessen im Kopf herum.

»Deswegen hab ich ein bisschen recherchiert und mich gut belesen, weil sein Verhalten macht mir in gewissen Momenten schon Sorgen und manchmal scheint er wie ausgewechselt zu sein... Ich will nur sagen, dass es sich um eine Vermutung handelt und das es vielleicht auch absoluter Schwachsinn ist, was ich hier erzähle, weil ich eben kein Psychologe oder dergleichen bin. Nur mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass er an einer antisozialen Persönlichkeitsstörung leiden könnte.«

Natürlich schauten die Beiden ihn an, als würde er ihnen gerade die größte Lüge überhaupt erzählen und Felix wollte am liebsten Protest dagegen einlegen, weil Chan nicht so ein Mensch war. Nur wie konnte er sich wirklich sicher sein, dass er dabei recht hatte? Sie kannten einander nicht so lang, dass er es wirklich behaupten konnte und somit schien er auch nichts sagen zu wollen. Selbst sein Weinen hatte an Ruhe in Sekundenschnelle gefunden, dass man meinen konnte, er hätte es plötzlich verlernt.

»Bist du sicher, dass er nicht einfach nur ein Aggressionsproblem hat?«, meinte Jisung dann nur. Direkt schüttelte Hyunjin seinen Kopf. Es war nicht nur, dass Chan sich in gewissen Situation nicht zusammenreißen konnte, sondern auch der Fakt, dass er andere manipulieren konnte, ohne dass diejenigen es wirklich mitbekamen. Es war seine ganze Art, die ihn verriet, aber niemand hatte es so wirklich hinterfragt. Bis zu den letzten Tagen.

»Was meinst du, wieso er vor ein paar Tagen auf mich losgegangen ist, nur weil ich ihn ein bisschen provoziert habe? Weil ich wusste, was mit ihm ist? Jetzt schwänzt er, hat sich mit anderen geprügelt und muss wohl wieder die Schule wechseln. Er lügt skrupellos ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen, damit er mit Menschen spielen kann... Ich könnte noch weitere Dinge aufzählen, die darauf hindeuten, dass er so eine Persönlichkeitsstörung hat. Aber ihn deswegen zu verurteilen, wäre auch falsch. Am Ende ist er auch nur ein Mensch, der geliebt werden möchte, wie wir alle. Nur weiß er eben nicht, wie das geht, weil man ihm das scheinbar nie beigebracht hat.«

Auf einmal schien für Jisung alles einen Sinn zu ergeben und auch sein Hass fiel plötzlich von ihm ab, den er gegenüber Chan hegte. Denn wie Hyunjin bereits sagte, konnte er selbst nichts dafür, wie er war und er sollte eben auch nicht auf das reduziert werden, was er war. Nur fällt es einem eben auch schwer, dies zu akzeptieren, wenn man selbst von so einer Person angegriffen wurde, während man nicht einmal wusste, wieso diese Person so handelte.

»Und Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung haben Schwierigkeiten überhaupt Freundschaften zuführen, geschweige denn jegliche Art von Beziehung mit jemanden einzugehen.« Dabei fiel der Blick zu Felix, der ihn einfach nur mit glasigen Augen in der Seele starrte.

𝗗𝗿𝗲𝗮𝗺 𝗼𝗳 𝗬𝗼𝘂 ✧ CHANJILIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt