7. - Unsere Tochter.

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"M-Mama?" stotterte ich, als sie ranging. "May! Du klingst so komisch. Was ist los?" fragte sie besorgt. "Kommst du zum Krankenhaus? Es... Es ist soweit." Ich zitterte und bebte. Stille. "Ich.. Ich bin sofort da. Welches?" "Porz am Rhein." hauchte ich, kaum hörbar. "Hab' keine Angst, Kleines. Ich ruf' Felix an." Ich war so schwach, dass ich mein Handy sinken ließ. Meinen Kopf platzierte ich auf der Fensterscheibe und ich schloss die Augen. Ich legte meine Hände auf meinen schmerzenden Bauch. "Bitte! Wir schaffen das." formte ich mit meinen Lippen und Kniff die Augen vor Schmerz zusammen. Ich atmete schwer und konnte mich kaum bewegen. Dem Taxifahrer schien das aufzufallen und er sagte:" 'Kene Sorge, junge Frau. Gleich sind 'wa da." Ich konnte nicht reagieren und sank in das Polster der Sitze.

"May? May?" Ich hörte verschwommene, verzerrte Stimmen nach mir rufen. Ich kannte die Stimme aber ich konnte nicht sagen, wem sie gehörte. Meine Augen ließen sich nicht öffnen und ich konnte mich nicht bewegen. Es war wie in Trance. Die Stimmen wurden klarer und klarer. Ich hörte sie nun lauter und deutlicher aber ich wusste nicht, wem sie gehörte. Die war auf jeden Fall weiblich. "Oh Gott, May! Ihre Augen haben gezuckt. Sie hat sich bewegt!" Die Person schrie und ich riss meine Augen auf. Mit pochendem Herzen und schnellen Atemzügen lag ich da. "May!" Es war meine Mutter. Sie sah mich an und strich mir durchs Gesicht. Langsam kamen meine Erinnerungen zurück. "Wo ist Mirabella?" rief ich geschockt. Der Gesichtsausdruck meiner Mutter verfinsterte sich. Sie nahm meine Hand und setzte sich auf den Hocker neben meinem Bett. "Du musst jetzt ganz stark sein, May!" Die Tränen stiegen in meine Augen. "JETZT SAG MIR ENDLICH WAS LOS IST!" schrie ich unter Tränen. "Sie hat einen Herzfehler und wird operiert. Wir haben sie mit Kaiserschnitt zur Welt gebracht." Sie lebte. Sie lebte. Ich weinte nur noch mehr, aber diesmal aus Freude. "Jag' mir nie wieder so einen Schrecken ein. Nie wieder. Nie wieder.." Meine Mutter schloss mich in die Arme. "Wie spät ist es?" fragte ich irgendwann. "11:00 Uhr morgens." antwortete sie. Ich schluckte. "Wo ist Felix?" fragte ich mit Zitternder Unterlippe. Ich zog mir die Decke über meine fröstelnden Arme. "Ich weiß es nicht." sagte sie und sah auf den Boden. "Er hat gesagt, er fliegt sofort los." Ich nickte leicht. "Ich.. Ich möchte jetzt alleine sein." murmelte ich und rutschte mit dem Kopf nach unten. "Sicher doch. Ich fahr' dann jetzt nach Hause. Frau Krämer hat mir gesagt dass, Ellie und Alex nach der Schule und dem Kindergarten herkommen." "Mh." war meine Antwort darauf und ich zog mir die Decke übers Gesicht. Ich schlief ein und ruhte mich aus.

Als ich aufwachte, blickte ich auf die Uhr. 13:00 Uhr und immer noch keine Spur von Felix. Eine halbe Stunde später öffnete sich die Tür und eine Schwester kam mit einem Essens Tablett rein. Sie lächelte mich an und fuhr ein kleines Tischchen über meinem Bett aus und stellte mir das Essen hin. "Danke! Haben sie etwas von meinem Mann gehört?" hakte ich freundlich nach. Sie schüttelte den Kopf. "Bedaure aber ich werde über solche Informationen nicht in Kenntnis gesetzt. Da müsste man an der Rezeption nachfragen aber ich befürchte, die wissen auch nichts genaueres." Ich nickte. Sie verließ mit einem aufmunternden Blick den Raum und ich begann zu Essen. Es schmeckte scheußlich aber ich wollte ja nicht verhungern. Wurde meine Kleine immer noch operiert? War sie tot? Warum zum Teufel wird die eigene Mutter nie informiert. Als ich aufgegessen hatte, stellte ich das Essen samt Tisch bei Seite und sah aus dem Fenster. Die Tür knallte auf und ich sah erschrocken zur Tür. "FELIX!" schrie ich aus Leibeskräften. Er stürmte auf mich zu und schlang seine Arme um mich. Ich presste mich fest an ihn. Er drückte seine warmen, weichen Lippen auf meinen Kopf und löste sich nicht von mir. "Felix." flüsterte ich und Tränen rollten über mein Gesicht. "Sie..." "Ich weiß, Liebling, Ich weiß. Es ist okay." Ich drückte mich noch fester an ihn und küsste ihn. "Ich hab' dich so vermisst." hauchte er. "Ich dich auch." krächzte ich. Er küsste mein Gesicht, meinen Kopf und meine Lippen. Es dauerte eine lange Zeit, bis wir uns lösten und er nur noch meine Hände hielt. "Egal was passiert, Schatz. Ich liebe dich! Ich liebe dich über alles und für mich bist du mit nichts auf der Welt zu ersetzten." sagte er mir ohne mit der Wimper zu Zucken direkt ins Gesicht. Ich nickte lächelnd. "Ja." sagte ich nur. Ein Arzt betritt das Zimmer. "Frau Hardy? Herr Hardy? Würden sie mir bitte folgen? Ich habe Neuigkeiten für sie." Wir sahen ihn erstaunt an und nickten schnell. Ich zog mir einen Bademantel über den weißen Kittel und schlüpfte in meine Schuhe. Felix hatte die ganze Zeit einen Arm um mich gelegt und ließ mich nicht los, während wir dem Arzt folgten. Er öffnete, ohne uns anzusehen, eine Tür und zeigte uns, dass wir eintreten sollten. Wir gingen in den Raum. Er folgte uns und schloss kaum bemerkbar die Tür hinter sich. Der Raum war fast komplett weiß und ähnelte meinem Krankenzimmer. Mit dem Unterschied das hier keine Betten standen sondern eine kleines Bettchen. Und darin strampelte ein Baby. Unverkennbar! Unsere Tochter. Ich schlug meine Hände vor meinen Mund und es war unmöglich nicht zu weinen. Nach Stunden der Ungewissheit, ob dein eigenes Kind, dass du nie gesehen hast, aber Monate lang in der getragen hast, lebendig ist, muss man einfach weinen wenn man endlich die Klarheit hat, dass es lebt. Wir gingen auf das Bettchen zu und ich nahm sie vorsichtig in meine Arme. Sie bewegte sich zuerst schnell aber wurde immer ruhiger und sah uns an. "Sie sieht aus wie du. Sie ist wunderschön." sagte Felix der mit seinem Zeigefinger über die winzigen Hände seiner Tochter strich. Sie umklammerte den Finger und betrachtete ihn neugierig. Sie war wahrhaft der schönste Mensch, den ich je in meinem Leben gesehen hatte. "Sie sieht aus wie eine Mirabella." flüstere ich und blickte sie an, wie sie den Finger ihres Vaters schüttelt. "Sie ist ja auch eine Mirabella." entgegnet er leise lachend. "Sie hat die OP gut überstanden. Sie ist vollkommen gesund und wohlauf." sagt der Arzt, der vor uns trat freudig. Wir strahlen ihn an. "Sie wird mal ein starkes, tapferes Mädchen!" verkündet der Arzt uns und sieht unsere Tochter an. Blaue Augen hatte sie. Blaue Augen und blondes Haar. Ich hatte als Kind blonde Haare aber woher kamen die blauen Augen. Weder Felix noch Ich hatten sie. Ich hatte so eine braun-grüne Mischfarbe, in der das Grün aber deutlich hervorstach und Felix hatte dunkelbraune Augen. Sie sah wahrhaftig aus wie ein kleiner Engel und in diesem Moment zweifelte ich nicht daran, dass sie einer war.

Heute mal ein sehr langer Teil, einfach weil ich Lust darauf hatte. c:
Die Kommentare gestern haben mich total gefreut, also werde ich das mit den Fragen weiterführen.
Das soll euch allerdings nicht davon abhalten, weiter Kritik und Verbesserungsvorschläge zu schreiben. ^^

Was gefällt euch bisher am Besten an dieser Fanfiction?

Sonst hab' ich nichts mehr zu sagen!
Immer schön durchhalten, Leute! Morgen ist schon die "Mitte der Woche" :3
Einen schönen Tag euch noch.
Eure Julie! 💃🍰

Ich hasse dich doch-ParentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt