15. - Ein weiterer Traum und Jakobs Familie.

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Ich atmete tief aus und vergrub mich im Bett. Ich war müde, weil ich nicht geschlafen hatte. Aber jetzt wollte ich auch nicht schlafen. Ich brauchte meine Schwester. Seit Jahren traten mir nun wieder Tränen in die Augen, wegen meiner Schwester. Die Tränen befeuchteten mein Bettzeug und ich schloss meine Augen. Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffnete sah ich Mara neben mir stehen. Ihre langen, schwarzen Haare vermischten sich mit der Dunkelheit und ihre grünen Augen funkelten mysteriös auf. Sie lächelte und reichte mir die Hand. Sie zog mich hoch und deutete mit ihrem Finger auf ein großes, dunkles Gebäude. Sie sagte nichts. Ich wollte sie ansprechen aber aus meinem Mund kamen keine Geräusche. Ich hörte nichts. Gar nichts. Ich ging auf das Gebäude zu. Ich hörte nicht, wie meine Füße auf den Boden auftraten. Ich sah mich um. Mara sah mich an und tat gar nichts. Ich drehte mich wieder um und ging weiter. Es machte mich verrückt, dass ich nichts hörte. Je näher ich dem Gebäude kam, desto mehr erinnerte es mich an ein Gebäude das ich kannte. Es war ein Irrenhaus. Ich schluckte und hörte selbst das nicht. Ich ging immer schneller auf das riesige Haus zu. Ich ging zur Eingangspforte und die Tür ließ sich ganz einfach öffnen. Es war so gruselig, aber ich musste in das Haus. Ich ging hinein und die Tür fiel hinter mir ins Schloss. Das war auch das erste, was ich in diesem Traum hörte. Viele Gänge, Treppen und Türen waren vor mir. Ich ging einen Weg entlang und wusste, dass er mich zum Ziel führen sollte. Mein Gehirn lenkte mich willkürlich in eine Richtung, aber es war die Richtige. Ich wusste es. Eine offene Tür war vor mir. Ich ging hinein und ein Licht sprang an. Meine Schwester saß in dem Zimmer. Sie blickte mich an. Ihre Augen glitzerten. "Mirabella? Meine Kleine! Wie geht es dir?" Sie strahlte mich an. Ich lief auf sie zu und umarmte sie. "Bist du es wirklich?" fragte sie. "Hör mir zu! Das ist kein Traum, Ellie. Naja, eigentlich doch. Es ist kompliziert!" Sie schien so glücklich mich zu sehen. Warum war ich so lange nicht mehr bei ihr. "Ellie, bitte! Werd' doch wieder normal! Jemand spielt mit dir." Auch mir stiegen Tränen in die Augen. Ich musste sie mit allen Mitteln zurückhalten, denn wenn auf mein Krankenhaus-Ich Wasser tropfen würde, würde ich aufwachen. "Ellen. Ellen spielt mit mir." sagte sie ernst. "Mama's Freundin?" Sie nickte. "Sie will zu ihrer Freundin zurück, also muss sie Besitz von jemandem übernehmen. Und wer eignet sich da nicht besser dafür als ihre erstgeborene Tochter?" Stille herrschte über uns. "Du bist älter als Ellen. Ellen ist immer noch 17." "und was hilft mir das, mich von ihr zu befreien?" "Ich weiß es nicht." murmelte ich. "Ich.. Ich werde versuchen mit Ellen zu reden." stammelte ich, weil mir wirklich nichts mehr einfiel. "Bella! Ich hab's doch schon versucht. Gott verdammt, Ich versuche es jeden Tag wieder. Sie kennt uns nicht. Sie wird nicht auf uns hören." "Dann werde ich Mama darum bitten." sagte ich entschlossen und stand vom Boden auf. "Bella, Nein! Sie wird dir nicht glauben." Sie stand nicht auf und schien wie gefesselt. Plötzlich erschien eine Tür in der Wand und Mara stand davor. "Es tut mir Leid Prinzessin Felicia aber, wir müssen jetzt gehen." Ich ging zu der Tür und hörte die Schreie meiner Schwester. "Bella bleib hier!" Ich wollte doch bei ihr bleiben aber ich ging. Ich musste gehen. Es.. Es ging ja gar nicht anders. Mara legte ihre warme Hand auf meinen Rücken und drückte mich sanft durch die Tür. Ich ging durch die Tür und fiel hinunter in ein schwarzes Loch. Der Wind peitschte um meinen zerbrechlichen Körper und tat mir weh. Schreie von weinenden Kindern und meiner Schwester hallten in meinen Ohren. Ich hielt sie mir zu, jedoch vergeblich. Kopfschmerzen breiteten sich in mir aus. Schweißnass und mit klopfendem Herzen wachte ich in meinem Krankenbett auf. Ich starrte an die weiße Zimmerdecke und atmete tief durch. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand ich auf, nahm meine Sachen und tapste in den Duschraum. Ich wusste nicht, wie spät es war. Allerdings waren die Gänge recht leer, also musste es noch früher morgen sein. Das Wasser auf meiner Haut tat so gut, da ich Tage lang nicht geduscht hatte. Gemeinschaftsduschen waren die Hölle für mich. Aber wenn außer mir niemand darin war, waren sie ertragbar. Ich duschte schnell ,in der Angst es könnte jederzeit jemand den Raum betreten. Ich trocknete mich ab, föhnte meine Haare, zog mich an und huschte schnell zurück in mein Zimmer. Ich schnappte mir mein Handy und kuschelte mich in mein Bett. Ich sah mir meine neuen Nachrichten an. Hauptsächlich waren es 'Gute Besserung' Wünsche von irgendwelchen Bekannten aus meiner Abi-Stufe. Ich antwortete nur meinen Freunden und legte das Handy dann weg. Ich sank zurück in meine Kissen. Ich holte mir nochmal alles aus dem Traum zurück, denn zum ersten Mal war die Sicht darauf verschwommen. Ich dachte angestrengt nach und die Details tauchten wieder in meinen Erinnerungen auf.

-Eine Woche später-
"Mirabella, Schatz! Bist du fertig? Wir wollen los." rief meine Mutter und ich eilte die Treppe hinunter. "Ja, Mama." rief ich und ging in den Eingangsbereich. "Miri, lass dich ansehen! Du siehst wunderschön aus. Nicht wahr, Felix? Felix!" Mein Vater sah verwirrt zu uns rüber. "Was?" "Schau dir doch deine Tochter an!" drängte sie und deutete mit ihren Blicken auf mich. "Wunderschön, Kleines. Aber wir müssen jetzt wirklich los!" Ich befreite mich aus den Händen meiner Mutter, die meine Schultern festhielten, und zog meine Schuhe an. Ich hatte meine Locken zu einer Flechtfrisur hochgesteckt und aus meinem Kleiderschrank ein Türkises Kleid gefischt. Wir hatten abgesprochen, dass wir Alex vor dem Restaurant treffen würden. Ich freute mich sehr ihn wieder zu sehen. Wir stiegen ins Auto und ich machte es mir auf dem Rücksitz bequem. Ich zog mein Handy aus meiner kleinen Handtasche und öffnete den Chat mit Jakob. Ich hatte eine neue Nachricht von ihm bekommen. "Na, schon aufgeregt? 😏" Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. "Nö, du? 💁" "Auch nicht. Ich freu mich irgendwie deine Familie kennenzulernen. ^^" Als ich das las, musste ich an meine Schwester denken. Und wenn ich an meine Schwester dachte, musste ich an den Traum denken. Ich wollte meine Hand gegen meinen Kopf schlagen. Ich hatte Mama immer noch nicht gefragt. Am Besten würden wir zu Ellen's Grab fahren. Es war zwar ein Stückchen weg, aber wenn sie danach ihre Tochter wieder bekommen würde, würde sie den Weg sicher auf sich nehmen. Ich schrieb Jakob zurück:" Ja, haha. Ich auch. (:" "Ok. :3 Bis gleich!" "Bis gleich c:" Ich steckte mein Handy in meine Tasche und sah aus dem Fenster. Kurz darauf waren wir da und ich stieg aus. Meine Eltern begrüßten meinen Bruder ganz normal aber ich fiel ihm um den Hals. "Hübsch siehst du aus, Kleines." grinste er nach unserer Umarmung. "Du aber auch, Großer!" lachte ich und wir gingen zu viert in das Restaurant. "Wir hatten auf den Namen Hardy bestellt." sagte mein Vater zu dem Empfangstyp. Der Mann deutete auf einen großen, runden Tisch am Ende des Restaurants. Ich konnte schon Jakob und ein junges Mädchen neben ihm sitzen sehen. Das musste wohl seine Schwester Clara sein. Die Eltern drehten mir allerdings den Rücken zu. Es war wie in einem Film. Verdammt, Ich wollte wissen wie sie aussehen. Die Frau hatte schulterlanges, dunkles Haar und der Mann etwas helleres Haar, dass grau gesprenkelt war. Ich weiß nicht warum aber meine Eltern wirkten ziemlich aufgeregt. Jakob sah mich und lächelte mir zu. Ich lächelte zurück. Kurz vorm Tisch angekommen, drehten sich die Eltern um. Sie schienen fassungslos und geschockt. "Lena!" rief meine Mutter überglücklich. Meine Mutter stürmte an mir vorbei und fiel der Frau um den Hals. Während sich die Frauen umarmten, grinsten sich die Männer an. "Felix!" lachte der Mann. "Basti!" grinste mein Vater. Langsam ging auch mir ein Licht auf. Das war 'Rewi'. Früher hatten die beiden oft zusammen Videos gemacht. Die mussten sich ja lange nicht gesehen haben. Welch rührende Szene. Jetzt würde ich auch gerne jemanden umarmen. Zum Beispiel Jakob! Aber das konnte ich vor meinen und seinen Eltern ja nicht machen. Außerdem stürzten sich plötzlich 'Rewi' und seine Frau auf uns. Sie ging zu meinem Bruder und erzählte ihm, wie groß er doch geworden sei. "Und du bist.. Ellen?" Er lächelte mich an. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Ellen ist meine Schwester. Ich bin Mirabella." Er fasste sich an den Kopf. "Ach, Mirabella." Er schüttelte meine Hand. "Nenn' mich Sebastian." lachte er und wir setzten uns an den Tisch. Es war ein wundervoller Abend und er war viel zu schnell vorbei. Jakob's Familie war mir wirklich unglaublich sympathisch. Sein Vater riss schlechte Witze, woraufhin seine Mutter mit noch schlechteren Witzen konterte. Clara erzählte die ganze Zeit von den Reisen, die sie mit ihrer Jugendgruppe gemacht hatte. Sie hatte mit 17 schon mehr von der Welt gesehen, als ich es wohl jemals tun werde. Ich war ungewöhnlich unglücklich, als der Abend zu Ende ging und wir uns verabschieden mussten.

Also wenn das nicht lang ist, weiß' ich auch nicht.
Ich bin viel zu müde, um noch etwas dazu zu schreiben.
Gute Nacht.
Eure Julie! 💃🍰

Ich hasse dich doch-ParentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt